FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021

auf den Prüfstand stellen können. Ich kann mir zum Beispiel auch vorstellen, dass wir künftig Mysteryshopping machen. Wie weit ist dieses Vorhaben? Wir untersuchen, wie wir das machen könnten. Eine Frage ist, ob man das als Behörde selbst macht oder durch Dritte. Es gibt auch rechtliche Aspekte. Aber ganz generell: Ohne ein solches Instrument tue ich mir schwer, in ein System reinzukom- men und zu sehen, wie die Parameter die Prämien verändern. Soll das auch europaweit kommen? Einige Behörden machen es schon. Wir wollen in Europa eine Aufsichtskonvergenz. Die Eiopa destilliert daher Best-Practice- Modelle heraus. Insofern überlegen wir in- tensiv, ob Mysteryshopping eine Lösung ist. Die Eiopa macht auch bei Vor-Ort-Prüfun- gen mit. Hängt sie sich da an nationale Behörden an, oder kann sie selbst die Prü- fung einzelner Unternehmen verlangen? Die Teilnahme der Eiopa erfolgt in der Regel auf Einladung einer nationalen Auf- sichtsbehörde. Aber der wesentliche Aus- gangspunkt sind sogenannte Cooperation- oder Collaboration-Plattformen, die für bestimmte Versicherungsunternehmen ein- gerichtet werden können.Wenn in diesem Rahmen eine Prüfung beschlossen wird, kann die Eiopa mitmachen. Das macht bei Cross-Border-Tätigkeit auch Sinn; insbeson- dere bei Unternehmen, die nicht im Rah- men von Töchtern in anderen Ländern tä- tig sind, sondern direkt.Das bringt in man- chen Fällen unerfreuliche Ergebnisse – teils auch weil das Aufsichtsverständnis unter- schiedlich ist. Gab es eigentlich auf Europaebene bei den Rückmeldungen zur IDD auch Input zur Aus- undWeiterbildung? Es gab unter anderem Vorschläge zur An- hebung der geforderten 15 Stunden. InWien hat das Marktamt festgestellt, dass relativ viele Vermittler die 15 vorgeschrie- benen Stunden nicht geschafft haben. Die FMA ist zwar nicht für die Überprüfung zuständig, ist man als Aufsicht trotzdem alarmiert? Ja, es war auch für uns ein überraschendes Ergebnis, dass so viele die jetzigen Erforder- nisse nicht erfüllen. In Wien ist für die Kontrolle das Marktamt zuständig. Eiopa würde hier lieber ein koordiniertes Vorge- hen sehen. Die Idee der IDD ist ja, alle Ver- triebskanäle ähnlich zu beaufsichtigen.Was das Thema betrifft, stehen wir jetzt mit den Bezirksverwaltungsbehörden imAustausch. Es geht um einen fachlichen Austausch, nicht um einen Durchgriff? Ja, die FMA muss mit dem Bundesministe- rium für Digitalisierung und Wirtschafts- standort und den Bezirksverwaltungsbehör- den eine einheitliche Linie koordinieren. Es sollen nicht die Vermittler ganz anders beaufsichtigt werden als der direkte Versi- cherungsvertrieb, den ja wir kontrollieren. Als indirekten Ansatzpunkt zur Kontrolle von Maklern und Agenten haben wir zur- zeit nur die Versicherer: Wir sagen, es ist zwar nicht nötig, den Fremdvertrieb lau- fend zu kontrollieren, aber wenn das Ver- sicherungsunternehmen merkt, bei einem Makler passt etwas nicht, dann muss es Konsequenzen ziehen. Ein Thema, das bei der IDD-Umfrage auch aufkam, ist das Cross-Selling … Die Verknüpfung zweier Produkte kann zu Problemen führen. Etwa, wenn ein Bank- und ein Versicherungsprodukt gemeinsam verkauft werden und die Kosten nicht mehr transparent sind, oder wenn man unter Druck gerät, Komponenten zu kau- fen, die nicht gebraucht werden. Es ist schwierig, Wert und Kosten der einzelnen Bestandteile zu beurteilen, wenn es beim Fahrradkauf heißt, mit Versicherung be- komme ich den Helm um minus zehn Prozent und die Reparatur gratis. Unser » Es war auch für uns ein überraschendes Ergebnis, dass so viele die jetzigen Erfordernis- se nicht erfüllen. « Peter Braumüller, FMA/Eiopa FOTOS: © GÜNTER MENZL 154 fondsprofessionell.at 3/2021 FONDS & VERSICHERUNG Peter Braumüller | FMA

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