FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021

nen Zement, der in der Produktion beson- ders umweltschädlich ist. Die Transport- wege sind bei unseren Projekten kurz, und wir arbeiten mit örtlichen Handwerkern. Verpflichten Sie Ihre Dienstleister, dass sie auf Nachhaltigkeit achten? Das ist eine Frage des verfügbaren Ange- bots und des Preises. Wir kaufen beispiels- weise bei einer österreichischen Tischlerei ein.Woher sie ihr Holz bezieht, prüfen wir nicht. Aber das allein macht „Nachhaltig- keit“nicht aus. Für die Schaffung von leist- baremWohnen müssen gewisse Abstriche gemacht werden. Natürlich könnten wir Holzfenster einbauen. Sie kosten aber um 50 bis 80 Prozent mehr als Kunststoff- fenster. Das Gleiche gilt für Holzböden. Heißt das, leistbares Wohnen kann auf- grund des geringen finanziellen Spiel- raums gar nicht komplett nachhaltig sein? Die Miete müsste höher sein, wodurch der soziale Faktor, der bei den ESG-Kriterien und in unserem Konzept eine Rolle spielt, verloren ginge. Außerdem muss man bei der Ausstattung berücksichtigen, dass Eigentümer sorgsamer mit der Wohnung umgehen als Mieter. Wir verlegen daher einen robusten und pflegeleichten Vinyl- boden, der langlebig ist. Wirklich nachhaltig ist ein „Cradle to Cradle“-Konzept, bei demBauteile und Ma- terial nach ihrer Erstnutzung nicht auf dem Müll landen. Geht das auch bei Wertbau? Alle Komponenten unserer Immobilien können demontiert und einer Nachnut- zung zugeführt werden, insbesondere das Holz und die Dämmstoffe.Wir vermeiden umweltschädliche Materialien wie zum Beispiel Styropor. Und im Vergleich zu herkömmlich gebauten Häusern haben wir große Vorteile bei der Entsorgung, die sehr teuer ist. Sind Ihre Projekte ökozertifiziert? Alle Gebäude tragen die Klimaschutz-Aus- zeichnung der Wirtschaftskammer, und seit Kurzem sind wir Mitglied der Österreichi- schen Gesellschaft für Nachhaltige Immo- bilienwirtschaft (ÖGNI). Nun prüfen wir, inwieweit unsere Projekte von der ÖGNI zertifiziert werden können. Inwieweit eignet sich Holz für den mehr- geschoßigen Hochbau? Holz eignet sich sehr gut dafür.Wir haben in Kärnten den ersten viergeschoßigen Wohnbau aus reinemMassivholz errichtet. Allerdings müssen ab dem fünften Geschoß nach den geltenden Vorschriften Elemente mit Stahlbeton in den Gebäudekomplex einbezogen werden. An den Sicherheits- aspekten kann das jedoch nicht liegen, da Massivholz stabil und sicher ist. Auch das Brandverhalten von Holz ist besser als jenes von Stahlbetongerüsten. Gibt es politische und rechtliche Bedenken, mehr Holz einzusetzen und höhere Gebäu- de aus Massivholz zu erlauben? Die Lobby der konventionellen Bauindus- trie ist gewaltig, und unsere eigene Industrie fällt uns gewissermaßen in den Rücken, indem sie die Holzpreise künstlich in die Höhe treibt. Damit wird die gestiegene Nachfrage wieder ein bisschen gedrückt. Das wäre aber nicht notwendig, weil genü- gend Holz vorhanden ist. Und ein Punkt ist völlig klar: Der Wohnbau kann zum Erreichen der Klimaziele beitragen, wenn man den Holzanteil erhöht. Die Baubranche beklagt hohe Material- preise, und das gilt auch für Holz. Ist vor diesem Hintergrund die Errichtung von leistbarem Wohnraum überhaupt noch möglich? Wie gehen Sie damit um? Die Preise sind tatsächlich stark gestiegen, ein weiteres Problem ist die Ressourcen- knappheit. Es gibt zwei, drei Möglichkeiten, damit umzugehen. Die Verschiebung des Baus ist eine Option genauso wie der Ver- » Der Wohnbau kann zum Erreichen der Klimaziele beitragen, wenn man den Holzanteil erhöht. « Mario Deuschl, Wertbau FOTO: © GÜNTER MENZL 142 fondsprofessionell.at 3/2021 SACHWERTE Mario Deuschl | Wertbau

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=