FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021

Der Spätnachmittag geht schon in den Abend über, als der Portfoliomanager vor dem imposanten Sandsteinbau der James- Simon-Galerie Reisebericht erstattet. „Un- ser Fonds für institutionelle Investoren hat seit seiner Auflage eine Nettorendite von rund 700 Prozent erzielt“, berichtet er. Knapp 450 Prozent kann der BIT Global Internet Leaders 30 vorweisen. Der dritte Fonds, der BIT Global Leaders, der 2020 gestartet ist, investiert jenseits der klassi- schen Internetwerte in Zukunftsunterneh- men. Und das jüngste Vehikel, der im Mai dieses Jahres aufgelegte BIT Global Fintech Leaders, trägt wohl am stärksten die Hand- schrift des ehemaligen Gründers ebensol- cher Start-ups. In Daten vertiefen Beckers’ Fokus liegt auf schnell wachsen- den Firmen mit einer Marktkapitalisierung bis zu 30 Milliarden US-Dollar. Findet er ein Unternehmen spannend, vertiefen sich er und sein mittlerweile 25-köpfiges Team in Daten und Kennzahlen. Einen wesent- lichen Teil seiner Arbeitszeit verwendet Beckers für Reisen, um Unternehmen vor Ort kennenzulernen. Vor der Corona-Pan- demie war er etwa drei- bis viermal im Jahr in China, viermal in den USA. „Das macht mir auch durchaus Freude, denn ich möch- te wirklich verstehen, wie die Unterneh- men ticken“, sagt Beckers. Er hofft, dass solche Reisen bald wieder möglich sein werden. Diese letzte Meile zu nehmen sei auch wichtig. „Denn wir nut- zen einfach alle Informationen, die wir be- kommen können, um uns ein 360-Grad- Bild von Firmen zu machen“, sagt Beckers. Für seine Anleger geht diese Mischung aus „Unternehmerblick und Fundamental- analyse“, wie Beckers es nennt, auf. „Wir haben bestimmt fünf bis zehn Titel in un- seren Portfolios, die ihren Wert verfünf- oder verzehnfacht haben, seit wir eingestie- gen sind“, schätzt er. Und auf demWeg vor- bei am Historischen Museum, am Perga- monmuseum und in Richtung der Kon- zernzentrale von Delivery Hero verrät er ein Geheimnis: „Weil viele Anleger mit der Bitte auf uns zugekommen sind, werden wir in Kürze auch zwei Kryptofonds auf- legen“, sagt der BIT-Capital-Gründer. Das Erfolgsrezept Bei so vielen Erfolgen drängt sich die Frage auf: Was ist eigentlich das Rezept dafür? „Ich glaube, ein großer Teil davon ist die Tatsache, dass ich schon früh angefan- gen habe,mich für die Zukunft zu interes- sieren, zu erforschen, was wohl passieren wird“, sagt er. Dafür brauche es Instinkt – und eine tiefgreifende Datenanalyse. „Dass ich wohl ganz gut darin bin, die Zukunft einigermaßen vorherzusagen, zeigt ja auch dieses Beispiel“, erklärt Beckers vor dem Haupteingang von Delivery Hero. Bei einer Bewertung von 3,5 Millionen Euro ist er in der ersten Finanzierungsrunde eingestie- gen, heute liegt der Börsenwert bei mehr als 30 Milliarden Euro. Es ist Abend geworden, Beckers muss zum nächsten Termin. Nur eines noch: Mit FONDS professionell auf Tour: Zwei Stunden bieten genug Zeit, um interessante Details in Erfahrung zu bringen. Jan Beckers hat sich schon früh für Wirtschaft und Börse interessiert. Als Teenager brachte er seine Eltern dazu, das Geld für den Führerschein des Sohnes in Aktien des Spieleanbieters Electronic Arts zu investieren. Gut zu Fuß: Jan Beckers macht abends gern lange Spaziergänge, bei denen er gut nachdenken kann. Ins Büro fährt er aber meist mit dem Taxi. » Investieren ist meine größte Passion, und mein Track Record war immer sehr gut. « Jan Beckers, BIT Capital fondsprofessionell.at 3/2021 111

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