FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021
Editorial MEINUNG PEPP ohne Pep S eit nunmehr fünf Jahren wird auf EU-Ebene am Pan-European Personal Pension Product (PEPP) gearbeitet. An der grundsätzlichen Idee eines Alters- vorsorgeprodukts, das man im Fall einer Übersied- lung in ein anderes EU-Land „mitnehmen“kann, be- ziehungsweise dass man in einem anderen EU-Land steuerpflichtig wird, ist nichts auszusetzen. Aber ob- wohl schon sehr lang daran gearbeitet wird,weist das Konzept weiterhin eklatante Schwächen auf. Diese wurden offenbar, nachdem Ende März die techni- schen Regulierungsstandards veröffentlicht wurden. Sieht man sich die Details zur „Europarente“ an, scheint es sehr unwahrscheinlich,dass zumvorgesehe- nen Start am22.März 2022 tatsächlich entsprechende Angebote verfügbar sein werden. Die EU-Vorgaben zum PEPP sehen nicht aus, als ob Praktiker daran mitgearbeitet hätten. So wurde allem Anschein nach nicht daran gedacht,dass auch ein solches Produkt für Anbieter kaufmännisch sinnvoll sein muss. Beim so- genannten Basis-PEPP wurden trotz einer Garantie, die zumindest das eingezahlte Kapital schützt, Ver- waltungskosten und Provisionen auf insgesamt ein Prozent des angesparten Kapitals begrenzt.Ein solcher Kostenrahmen wäre schon in einem „normalen“ Zinsumfeld schwer einzuhalten; in einer Welt, in der risikoarme Veranlagungen sogar nominell negative Renditen aufweisen,ist ein solches Konzept für poten- zielle Anbieter wenig attraktiv. Sollte sich doch je- mand – vielleicht in der Hoffnung auf Cross-Selling- Potenziale – dafür erwärmen, muss man befürchten, dass der Vertrieb nicht mitspielen wird. Das Konzept sieht eine obligatorische Beratung vor, die Kosten da- für müssen aber auch innerhalb des Ein-Prozent-Rah- mens bleiben.Wohl aus diesem Grund ist ausdrück- lich auch eine digitale Beratung vorgesehen – Alexa, schließ für mich eine Europa-Rente ab! Man darf ge- spannt sein,wie die Gerichte mit den zu erwartenden Beschwerden wegen Fehlberatung umgehen. FP Ihr Georg Pankl, Chefredakteur fondsprofessionell.at 2/2021 11 FOTO: © MARLENE FRÖHLICH FÜR FONDS PROFESSIONELL
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