FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

und beim CO 2 -Ausstoß aufweist. Das war für uns der Anlass, das Gespräch mit der Unternehmensführung zu suchen, um darüber zu diskutieren, wie das Unterneh- men in einer sich auch für die Zementpro- duktion veränderndenWelt weiterhin wett- bewerbsfähig bleiben kann. Sauren: Das führt aber nicht automatisch zum Ausschluss dieses Unternehmens. Lau: Keineswegs, solange wir von der Zukunftsfähigkeit und dem vorhandenen Willen zu Veränderungen überzeugt sind. Ein Beispiel dafür ist auch TSMC, nach Intel und Samsung der weltweit drittgröß- te Hersteller von Halbleitern mit Sitz in Taiwan. Man kann natürlich immer da- rüber diskutieren, ob man als Fondsmana- ger unter Aspekten wie einem hohen Was- serverbrauch oder einem hohen CO 2 -Aus- stoß in Zementproduzenten oder Halblei- terhersteller investieren sollte. Andererseits sind beides Branchen, die eine essenzielle Nachfrage aus Bereichen unseres täglichen Lebens bedienen. Daher sehen wir unsere Aufgabe darin, diese Unternehmen durch ein entsprechendes Engagement dabei zu begleiten, sich unter Nachhaltigkeitsaspek- ten wirklich zu verändern, um wettbe- werbsfähig zu bleiben. Viehmann: Wo ziehen Sie denn die Grenze beziehungsweise wann ziehen Sie sich aus einemUnternehmen zurück? Lau: Wir waren in einem chinesischen Industrieunternehmen investiert, das in Konflikt mit Greenpeace geraten war. Die Organisation warf dem Unternehmen vor, nichts gegen die von ihm verursachte Ver- schmutzung eines nahegelegenen Flusses zu unternehmen. Wir haben daraufhin den Kontakt zur Unternehmensleitung ge- sucht, mussten aber schnell feststellen, dass dort keinerlei Bereitschaft zum Gespräch geschweige denn zur Veränderung bestand. Selbst unser Angebot, einen externen Bera- ter zu entsenden, wurde mehr oder weni- ger aggressiv abgelehnt. In solchen Fällen reduzieren wir unsere Position nicht nur, sondern verkaufen die Aktien konsequent. Sauren: Gibt es Branchen oder Unterneh- men, die Sie unabhängig von deren Qualität bewusst ausschließen? Lau: Durchaus, denn erfolgreiches Fonds- management ist unter anderem davon geprägt, dass man bestimmte Investments unterlässt. So investieren wir zum Beispiel nicht in Tabakhersteller, auch wenn die Aktien dieser Branche in den vergangenen Jahren zu den klaren Gewinnern an den Aktienmärkten gehört haben. Wir schlie- ßen zudem Investments in Branchen wie Glücksspiel, Prostitution, aber auch Produ- zenten von Waffen und Streubomben aus. Viehmann: Sie investieren mit Ihrem Fonds in Asien. Macht es unter Nachhaltigkeits- aspekten vor allem im Austausch mit Un- ternehmen einen Unterschied, in Singapur oder in China zu investieren? Lau: Auf jeden Fall! Es ist sehr viel leichter, in einen Dialog über ESG-Themen zu kommen, wenn es sich um ein Unterneh- men aus Australien, Singapur oder auch Indien und Hongkong handelt. Die in die- sen Staaten ansässigen Unternehmen wei- sen eine sehr viel stärker westlich geprägte Unternehmenskultur auf. Deshalb fällt es leichter, mit ihnen über Umweltaspekte, aber auch soziale Fragen und die Unter- nehmensführung in einen zielführenden Austausch zu kommen. Sehr viel schwieri- ger stellt sich das bei Unternehmen mit Sitz in Korea oder China dar. Das südko- reanische Recht verbietet zwar die Bildung von Holdinggesellschaften, dort kontrollie- ren aber die sogenannten Jaebeols, große Gruppen aus verschiedenen Familienunter- nehmen, einen Großteil der wirtschaftli- chen Struktur.Das macht es zum Teil nicht einfach, einen Zugang zum Dialog über ESG-Themen zu finden. » Wir sehen unsere Aufgabe darin, Unter- nehmen dabei zu beglei- ten, sich unter Nachhal- tigkeitsaspekten wirk- lich zu verändern. « Martin Lau, FSSA IM Michael Viehmann, Sauren Fonds-Research fondsprofessionell.at 2/2021 109 NACHHALTIG NACHGEFRAGT

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=