FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

SCHEN FONDSPREISES in der Katego- rie „Sustainable Investments“ (siehe Seite 218). Von ihrem Anlagethema sind die bei- den Fondsmanager Luciano Diana und Gabriele Micheli überzeugt. „Umwelttech- nologie ist viel mehr als Solar und Wind und Wasserstoff“, erklärt Micheli. „Denn Klimawandel ist nur eine der Umweltdi- mensionen, die durch menschliches Han- deln beeinträchtigt werden.“ Das von ei- nem Forscherteam des Stockholm Resili- ence Center um den Resilienzforscher John Rockström erstmals im Jahr 2009 pu- blizierte Konzept der „planetaren Belas- tungsgrenzen“ habe insgesamt neun sol- cher Umweltdimensionen herausgearbei- tet, darunter Überdüngung, Versauerung der Ozeane, Verlust an Biodiversität und übermäßiger Wasserverbrauch. „Das Revolutionäre dabei war, dass erst- mals alle neun Umweltbelastungen mess- bar gemacht wurden“, so Micheli. „Und es wurden Grenzwerte definiert, ab denen das menschliche Handeln irreversible Schäden an unserem Planeten verursacht.“Dadurch werde das Gegensteuern von Staaten er- möglicht, da man die Effekte besser eva- luieren könne. Praxistauglich gemacht Pictet Asset Management habe das Kon- zept, das für die Steuerung staatlichen Han- delns gedacht war, für die Unternehmens- welt anwendbar gemacht. „Dadurch kön- nen wir die Auswirkung der Tätigkeit von Unternehmen pro Million Dollar Umsatz auf jede einzelne der neun planetaren Belastungsgrenzen messen und als Basis für unsere Anlagestrategie verwenden“, so Mi- cheli, der überzeugt ist, dass Umwelttech- nologiefirmen nicht bloß kurzfristig ein heißes Thema an den Aktienmärkten sind. „Wir befinden uns am Beginn eines jahr- zehntelangen Transformationsprozesses der Weltwirtschaft“, so der Fondsmanager. „Der Wandel beginnt jetzt, und er wird uns noch viele Jahre begleiten.“ Das schaffe neue Märkte und erlaube neue Geschäfts- modelle, die profitabel wachsen. Selbst wenn die Kursentwicklung in den letzten Monaten rasant gewesen sei und eine Kon- solidierung wahrscheinlicher mache, seien die Zukunftsaussichten für Umwelttechno- logieanbieter weiterhin interessant. Branchenbester Von einer Größenordnung wie der des Pictet-Flaggschiffs ist der Fonds, den Man- fred Wiegel aus Fürth managt, noch mei- lenweit entfernt. Dafür weist sein Green Benefit Global Impact Fund eine sensatio- nell gute Wertentwicklung auf. Im vergan- genen Jahr avancierte er so zum absoluten Highflyer, der nicht nur alle Mitbewerber seiner Kategorie hinter sich ließ: Mit einem Wertzuwachs von rund 170 Prozent war er auch der beste Fonds insgesamt. Kaum zu glauben, dass Wiegel, Gründer der Fondsboutique Green Benefit, das allein mit seinem Co-Advisor Sven Leh- mann geschafft hat. „Als Vermögensverwal- ter haben wir bereits seit über 15 Jahren nachhaltige Investments eingesetzt“, blickt Wiegel zurück. „Und der Anteil in unseren Portfolios ist ständig gewachsen.“ Irgend- wann sei dann die Überzeugung gereift, sich vollständig auf das Thema zu konzen- trieren. Nach Anlaufschwierigkeiten in der ersten Zeit des 2015 aufgelegten Fonds wurde 2020 zu Wiegels Erfolgsjahr. Profitiert hat der Green-Benefit-Fonds vor allem von der überdurchschnittlich guten Kursentwicklung in den Branchen Wasserstoff und Brennstoffzellen. Beide Sektoren stellen auch nach den jüngsten Kurskorrekturen mit knapp 40 Prozent immer noch den Löwenanteil im Portfolio. „Solche Kursrückgänge, wie wir sie zuletzt erlebt haben, sind auf den zuletzt erreich- ten Niveaus insbesondere bei den sehr gut gelaufenen Wasserstoffunternehmen abso- lut normal und waren von uns auch erwar- tet worden“, gibt sich Wiegel unbeein- druckt. „Die hohen Erwartungen der Ana- lysten bezüglich der Quartalszahlen wer- den manchmal nicht erfüllt, und das führt dann regelmäßig zu Neubewertungen und in der Folge zu starken Abschlägen.“ Cash sofort reinvestiert Dann sei er aber bewusst auf der Käufer- seite, da er von den mittel- bis langfristigen Aussichten der entsprechenden Portfolio- werte unvermindert überzeugt sei. Zusätz- lich habe er den durch hohe Mittelzuflüsse auf zeitweise 20 Prozent angestiegenen Cashanteil des Fonds genutzt, um bei dem Rücksetzer des Marktes über die gesamte Breite des Portfolios nachzukaufen. „Aktu- ell sind wir wieder voll investiert“, so Wie- gel, der neben Wasserstoff- und Brennstoff- zellen- auch Solar- und Windkraftunter- nehmen mit gut 30 Prozent sowie die Branchen Elektromobilität und Batterie- hersteller mit rund 17 Prozent im Fonds vergleichsweise hoch gewichtet. Wiegel, der nach eigener Aussage sechs Stunden am Tag damit verbringt, die, wie er sagt, „wirklich wesentlichen Nachrich- » Zeitweise starke Kursrückgänge sind bei Wasserstoffunterneh- men absolut normal. « Manfred Wiegel, Green Benefit fondsprofessionell.at 1/2021 99

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