FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

Gift.“ In eine ähnliche Kerbe schlägt Karin Anderson vom Rentenmanager-Research der Fondsratinggesellschaft Morningstar. „Wenn Sie sich dafür entscheiden, in einen ungebundenen Fonds zu investieren, ist es wichtig, die Risiken zu bestimmen, die er eingeht“, erläutert die Analystin. Genau hinschauen Und das waren in den vergangenen Jah- ren häufig Engagements in Unternehmens- anleihen – aus gutem Grund, wie Peter Becker, Investment Director für festverzins- te Wertpapiere bei der Capital Group, argu- mentiert. „Breit investierende Rentenfonds haben seit der Finanzkrise davon profitiert, dass sie in Unternehmensanleihen überge- wichtet waren“, sagt Becker. „Die Rendite- aufschläge zu soliden Staatsanleihen engten sich in dieser Zeit mit Ausnahme einiger Stressphasen kontinuierlich ein.“ Ein we- sentlicher Teil der Wertentwicklung vieler Fonds sei daher der Allokation in Corpo- rate Bonds entsprungen (siehe Grafik). Dass diese höhere Risiken bergen, wen- det auch Becker ein. „Im Markt für Unter- nehmensanleihen trocknet in Stressphasen die Liquidität rascher aus“, erläutert der Investmentprofi. „Credit ist also nicht zu jedem Zeitpunkt eine gute Wahl.“ Beson- ders bei Strategien, die stets positive Erträge erzielen wollen, funktionieren Credit-Invest- ments gut – in positiven Pha- sen, so Becker. „In Stressphasen lief es dann aber nicht mehr so glatt.“ Investments in Unterneh- mensanleihen seien sinnvoll, aber eben nicht in jedem Um- feld, betont der Profi. Nach wie vor fänden sich attraktive Papiere, aber man müsse ge- nau hinschauen und eine sorg- fältige Auswahl treffen. „Denn Credit ist nicht gleich Credit“, resümiert Becker. Neben diesen Stimmen aus der Branche kursieren auch einige systematische Analysen des Seg- ments der Unconstrained Bond Funds, jedoch keine brandaktuelle. So sondierte die Analystin Hong Xie von S&P Dow Jones Indices, ob die Manager die gegebe- nen Versprechen einhalten. Die Expertin lotete dafür zunächst aus, welche Ziele die flexiblen Rentenfonds überhaupt verfolgen. Sie kam auf drei Kernelemente: erstens eine geringe Korrelation zur allgemeinen Anla- geklasse „Renten“. Zweitens sollen die Manager attraktive risikoadjustierte Erträge erzielen sowie drittens ein aktives Risiko- management betreiben. Knapp vorbei Ob die Manager diese Aufgaben erfüllen, prüfte Xie über einen Zeitraum von fünf Jahren, einmal für den US-Bondmarkt und einmal für den weltweiten. Was die Kor- relation zu klassischen Anleihen angeht, schrammen die flexiblen Fonds am Ziel vorbei. Der Gleichlauf zum weltweiten Ba- rometer Barclays Global Aggregate Bond war weitgehend hoch. Im Vergleich zum US-Pendant notierte die Korrelation im- merhin zeitweilig im negativen Bereich. Beim zweiten Ziel – bessere risikoad- justierte Erträge zu erzielen – zeigt sich ein geteiltes Bild. Hier verpassten es die US- Manager, den breiten Markt zu übertreffen. Den globalen Index schlugen die flexiblen Rentenfonds hingegen.Weitgehend erfüllt ist hingegen das Ziel der nied- rigeren Schwankungen. Den Managern gelang es im Schnitt, einen geringeren maximalen Verlust einzufahren als der amerikanische und der welt- weite Vergleichsmaßstab. Von den drei Aufgaben lösten die Unconstrained-Manager letzt- endlich also nur eine. Etwas andere Ergebnisse för- derte eine Analyse von Mor- ningstar zutage. Diese verglich das Abschneiden der unkon- ventionellen Fonds mit denen herkömmlicher Rentenmana- ger und nicht mit einer Index- entwicklung. Bei dieser Be- Wichtiger Werttreiber Mit Firmenbonds lässt sich gut Geld verdienen. Doch in der Krise fallen die Rückschläge stärker aus, zeigt die Fondsperformance. Quelle:Mountain-View 95% 100% 105% 110% 115% 120% I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 I 2016 I 2015 I Staats- anleihenfonds Unternehmens- anleihenfonds Anleihenfonds gemischt » Die Entwicklung vieler Fonds korreliert mit den Aktienmärkten. Sie verfolgen keinen wirklich uneinge- schränkten Ansatz. « Mike Riddell, Allianz Global Investors MARKT & STRATEGIE Unconstrained Bond FOTO: © ALLIANZ GLOBAL INVESTORS 78 fondsprofessionell.at 1/2021

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