FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021
Und wovon leben Sie dann? Peychal: Wir möchten gegenüber dem Kunden vollkommen transparent sein.Wir haben uns daher für eine auf die Depot- summe bezogene Servicepauschale ent- schieden. Es wird kein Agio verrechnet, und Bestandsprovisionen werden dem Kunden vergütet. Somit wird lediglich unsere Beratungsleistung bezahlt. Proksch: Das verstehen wir unter Transpa- renz. Egal welche Art von Kickback-Zah- lungen wir von Banken oder Produktemit- tenten bekommen, sie werden ausnahms- los an den Kunden weitergegeben. Unsere einzige Einnahmequelle ist der Kunde. Warum eine Servicepauschale und keine Honorarberatung? Peychal: Eine Honorarberatung wäre in unserem Fall schwierig zu administrieren. Grundsätzlich sind wir rund um die Uhr für die Kunden da und auch erreichbar.Da kommen dann auch E-Mails in der Nacht oder am Wochenende, die auch beant- wortet werden. Wie sollte man das mit Honoraren verrechnen? Und wie reagieren die Kunden auf die Servicepauschale? Proksch: Natürlich war das Modell für die meisten Kunden neu. Die Reaktionen wa- ren allerdings sehr rasch sehr positiv. An- hand der jährlichen Kostenausweise kön- nen wir genau aufzeigen, wo die Vorteile unseres Modells liegen. Ein Beispiel: Bei einer Neuveranlagung in Fonds in Höhe von einer Million Euro werden selbst bei 50 Prozent Rabattierung des Ausgabeauf- schlags schnell mal 25.000 Euro fällig.Heu- te ist Kunden klar, dass das bei dem Zins- niveau nicht so schnell wieder verdient werden kann und sie das Minus zu Beginn länger mitschleppen müssen. Bei unserem Modell haben sie so gut wie keine Eintritts- gebühr – je nachdem, wie breit das zu ver- anlagende Vermögen aufgeteilt wird, kostet der Einstieg zwischen 100 und 300 Euro. Peychal: Und mit den gesparten 25.000 Euro kann der Kunde für mehrere Jahre unsere Servicepauschale decken. In den letzten drei Jahren waren die Finanzmärkte überdies sehr turbulent und haben recht viel Flexibilität gefordert. In meiner An- fangszeit im Bankwesen konnte man ein- fach Staatsanleihen oder KESt-freie Wohn- bauanleihen kaufen und bis zum Laufzei- tenende liegen lassen. Diese Zeiten sind al- lerdings vorbei. Unsere Kunden legen Wert darauf, dass wir kontinuierlich Risiken und Chancen bewerten, und sie schätzen es, dass wir den Erkenntnissen entsprechend kostengünstig darauf regieren können. Es genügt heute einfach nicht mehr, eine Buy- and-Hold-Strategie zu fahren. Wie gehen Sie bei der Fondsauswahl vor, womit arbeiten Sie dabei? Proksch: Sie sprechen einen sehr zeitaufwen- digen und kostenintensiven Bereich an. Es mag zwar großartig klingen, dass wir über 6.500 Fonds verfügen können, aber es ist gleichzeitig auch eine Bürde, daraus die Besten herauszufiltern. Anfangs haben wir sehr viel Zeit und Geld in einen mehrstu- figen Auswahlprozess investiert.Mittlerwei- le bietet uns jedoch unser Haftungsdach Fi- nanzAdmin ein hervorragendes Tool zur Analyse und Bewertung von Fonds. Die Fondsdatenbank umfasst alle wesentlichen Finanzkennzahlen zur Bewertung von Fonds, ermöglicht uns rechnerische und grafische Auswertungen und die Aufberei- tung von Fondsvergleichen und bietet uns auf Knopfdruck alle erforderlichen Doku- mente vom Factsheet über das KIID bis zum Verkaufsprospekt. Peychal: Eine weitere wesentliche Stufe im Auswahlprozess stellt der direkte Kontakt zu den Produktanbietern dar. Wir sind heute sozusagen viel näher dran. Wir ha- ben direkten Kontakt zu den Fondsgesell- schaften, zu vielen Fondsmanagern und können hier neben den harten Fakten so auch ein wichtiges Bauchgefühl für eine Gesellschaft oder ein Produkt entwickeln. » Unsere Arbeit besteht natürlich nicht nur darin, uns einmal im Quartal mit dem Kunden zusammenzusetzen. « Robert Proksch, PPP Consult fondsprofessionell.at 1/2021 243
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