FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021
Der März 2020 war für uns und die gesam- te Industrie sehr negativ. Ein oder zwei Monate waren schwierig. Bis zum Februar 2021 sind wir aber als Unternehmen fast um das 15-Fache gewachsen (kurz vor Redaktionsschluss verdoppelten sich die Assets wegen der Preisrallye erneut auf rund eine Milliarde Dollar, Anm.). Das generelle Interesse an dem Bereich hat sich gepaart mit Marktfaktoren: Zentralbanken, die weiter Geld drucken, Niedrigzinsen, Inflationssorgen, geopolitische Risiken. Das hat uns sehr geholfen. Und keiner dieser Faktoren wird heuer wegfallen. Welcher Kryptowährung trauen Sie abseits von Bitcoin eine große Zukunft zu? Neben Bitcoin ist Ethereum interessant, die Plattform, auf der Stable Coins und weitere Blockchain-Anwendungen aufgesetzt sind. Der wirklich coole Aspekt ist, dass sich daraus gerade ein System der dezentralisier- ten Finanz entwickelt. Wir werden dezen- trale Protokolle sehen, die von keiner dritten Partei mehr geprüft werden: für Kredite, Investments, Versicherungen, Mar- ket Maker und so weiter. Dieser „Decen- tralized Finance“-Markt ist von null vor einem Jahr auf derzeit 35 Milliarden Dollar gewachsen. Und das ist erst der Anfang. „DeFi“ wird alles ändern. Auf das sollten Sie wirklich achten. Und „DeFi“ hat einen direkten Effekt auf Ethereum, weil es meist auf dieser Blockchain aufbaut. Welchen Anteil sind eigentlich konservati- ve Anleger bereit, in Kryptowährungen zu investieren? Wir sprechen von mindestens einem Pro- zent, damit man einen aussagekräftigen Einfluss auf das Portfolio sieht. Als Maxi- mum für konservative Anleger empfehlen wir fünf Prozent. Meist kommen Bitcoins als größtes und liquidestes digitales Asset zum Einsatz. Wir sehen darin eine Asset- klasse mit asymmetrischem Risikoprofil: Wenn Sie ein Prozent investieren, beein- flusst ein starker Kursrutsch Ihr Portfolio kaum, Ihre Gewinne sind hingegen offen. Und die Assetklasse ist unkorreliert. Haben Sie als Insider eine Idee, wer sich hinter demBitcoin-Schöpfer „Satoshi Naka- moto“ verbirgt. Oh, ich habe wirklich keine Idee. Werden wir es je wissen? Ich hoffe ernsthaft, dass wir die Identität der Person nie herausfinden. Warum? Also,wissen Sie,was wirklich interessant ist: Bevor Bitcoin 2009 geschaffen wurde, gab es jahrzehntelang erfolglose Versuche. Der Zahlungsdienstleister Paypal wollte Ende der 1990er-Jahre eigentlich Bitcoin kreieren, schaffte es aber nicht.Was ich gelernt habe: Sobald gewisse Unternehmen oder Leute involviert sind, ist das nicht unbedingt eine gute Sache für digitale Assets – ob bei Pay- pal damals oder heute bei Facebook (Face- book arbeitet an der Kryptowährung Diem, früher Libra, Anm.). Nicht zu wis- sen, wer Satoshi Nakamoto ist, sorgt dafür, dass sich die eigentliche Idee sicherer aus- breiten kann. Sonst denken wir vielleicht über Bitcoin wie über Amazon in Verbin- dung mit Jeff Bezos. Aber so können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren: Wir alle haben zu einer Blockchain beigetragen, auf der wir Werte sicher, direkt und ohne Mittelsmann tauschen können. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Decentralized Finance ist von null vor einem Jahr auf 35 Milliarden Dollar gewachsen. Und das ist erst der Anfang. « Hany Rashwan, 21Shares KURZ-VITA: Hany Rashwan Der geborene Ägypter (30) studierte in den USA und gründete mehrere Technologieunternehmen, darunter das Social- Commerce-Unternehmen Ribbon und das Fintech Payout. Rashwan begann früh zu programmieren. Eine Bürgerbeteili- gungs-App spielte rund um die Ägyptische Revolution 2011 eine Rolle. 2017 wurde Rashwan in die „Forbes 30 Unter 30 Liste“ der hoffnungsvollsten Jungunternehmer aufgenom- men. 2018 gründete er die 21Shares AG (anfangs „Amun“). 21Shares macht Kryptowährungen als ETPs für Retail- und institutionelle Kunden erstmals über reguläre Wertpapier- börsen zugänglich. Das Unternehmen setzt auf eine Notiz seiner ETPs im amtlichen Handel. Dadurch können Institutio- nelle einsteigen, die aufgrund eigener Vorgaben oft im (we- niger regulierten) Freihandel nicht kaufen dürfen. VERTRIEB & PRAXIS Hany Rashwan | 21Share FOTO: © 21SHARES 216 fondsprofessionell.at 1/2021
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