FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021
beteiligten uns zudem im vergangenen Jahr an NZS Capital. Die junge Boutique aus den USA konzentriert sich auf insti- tutionelle Kunden und wächst rasch. Sie verwaltet bereits mehr als 900 Millionen US-Dollar – nach nur einem Jahr. Die Merian-Übernahme bringt uns dem Ziel, den Anteil institutioneller Kunden auf 20 Prozent zu erhöhen, zwar nicht direkt näher, sie hindert uns aber auch nicht. War der Kaufpreis von 370 Millionen Pfund angemessen? Unbedingt. Der Preis war attraktiv. Unter Einbeziehung der Integrationskosten zahl- ten wir das 4,4-fache des Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von Merian. Bei manchen Übernahmen in der Finanzbranche wurde das Zehn- oder gar Zwölffache des Ebitda bezahlt. Das Vier- fache ist also ein wirklich guter Deal. Merian war also sein Geld wert? Ja, die Übernahme hat, was die Geschäfts- zahlen betrifft, bereits eine positive Wir- kung auf unser Jahresergebnis.Obwohl wir das Haus erst seit einem halben Jahr besit- zen, entfällt bereits ein Drittel des Rein- gewinns auf Merian. Das ist vom Start weg ein äußerst starker Beitrag. Wieso geben Sie die Marke Merian auf? Bei den systematischen Aktienstrategien bleibt der Name Merian erhalten. Im insti- tutionellen Geschäft kann ein Asset Mana- ger unter mehreren Namen aktiv sein. Aber gerade im Retailgeschäft muss man unter einer einheitlichen Marke unterwegs sein. Es fällt Privatanlegern leichter, ihr Geld einem Namen mit Reputation anzu- vertrauen. Ich habe von Anfang an klarge- stellt, dass wir unter einer Marke zusam- menkommen sollten – oder gar nicht. Ich bin kein Fan des Multi-Boutiquen-Ansatzes, bei dem sich verschiedene Marken unter ein Dach gesellen. Was spricht gegen einen Multi-Boutiquen- Ansatz? Portfoliomanager sollten im regen Aus- tausch stehen. Wenn man Mauern errich- tet, die diesen Austausch blockieren, dann gehen die Vorzüge einer Kooperation ver- loren. Und eine eigene Marke gleicht einer sehr hohen Mauer. Eine Stärke von Jupiter ist, dass bei uns viele clevere Menschen zusammenarbeiten,die gern Ideen undMei- nungen austauschen. Aufgrund der Pan- demie gestaltete sich dies sehr schwierig. Inwiefern? Der Lockdown und das Homeoffice führ- ten vielen Fondsmanagern vor Augen, wie viel ihnen der Austausch untereinander bedeutet.Diejenigen, die sich am sehnlichs- ten ins Büro zurückwünschen, sind die Fondsmanager. Ihnen fehlt der Dialog untereinander. Damit ist nicht der Aus- tausch im eigenen Team gemeint – das lässt sich gut durch regelmäßige Videokon- ferenzen ersetzen. Nein, es geht um die spontanen Gespräche am Kaffeeautomaten oder auf dem Flur, die sich mit Kollegen anderer Teams ergeben. So etwas lässt sich nicht über Videokonferenzen anberaumen. Wann kommen die Mitarbeiter ins Büro zurück? » Es geht um die spontanen Gespräche am Kaffeeautomaten oder auf dem Flur. So etwas lässt sich nicht über Videokonferenzen anberaumen. « Andrew Formica, Jupiter fondsprofessionell.at 1/2021 209
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