FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021
Zeichnung dieses Risikos sehr skeptisch sind. „Wir stehen damit vor der Situation, dass einerseits die Nachfrage nach Cyber- Deckungen stark wächst und andererseits Rückversicherungskapazitäten geringer werden und Prämien steigen“, sagt sie. Die Städtische reagiert hier mit Angeboten, die den Kunden Produkt- und Preisflexibilität ermöglichen (Basismodell plus Bausteine). Bei der Generali verweist man darauf, dass nicht nur der Preis zählt. Zusatzleistungen wie etwa präventive und Ernstfall-Assistance im IT-Bereich würden immer wichtiger. Privatkunden Preissteigerungen bei privaten Sparten erwartet in Österreich derzeit keine Versi- cherung. Allianz Österreich sieht abseits des Industriesegments „keine Verhärtungen“. Bei Generali heißt es, Prämienanpassungen nach oben hin würden „mit Ausnahme einiger weniger besonders exponierter Branchen nicht für die Bereiche Retail sowie kleine und mittlere Unternehmen zutreffen“.Diese Segmente seien weiter sehr preisstabil. In der Grafik links unten sieht man, dass im ausgewählten Segment Kranken-/Un- fallversicherung in den vergangenen Jahren eine sehr gleichförmige Preisentwicklung ungefähr in der Nähe der Inflation stattge- funden hat. Ein Corona-Effekt ist nicht zu bemerken: Die Krankenversicherung ist zwar nach jüngsten Zahlen mit einem Prä- mienplus von fast vier Prozent im Jahr 2020 viel stärker gewachsen als die anderen Sparten, die Versicherer nutzen die hohe Nachfrage aber offenbar nicht für Prämien- anhebungen. Etwas deutlicher dürften Stei- gerungen bei der Kfz-Versicherung ausfal- len.Das zeigt der KVLPI-Index der Statistik Austria. Er misst die Schäden sowie die Aufwandsentwicklung der Versicherer im Kfz-Bereich und gilt als Basis für Prämien- anpassungen.Hier sind Werte von deutlich über der Inflation üblich. Das liegt aber vorwiegend daran, dass die Versicherer we- gen teurerer Autos immer mehr ausgeben. Gleichzeitig gibt es aber durchaus Hin- weise, dass auch im Privatbereich die Prä- miensteigerungen mehr als nur moderat wachsen könnten. Gewerbesparten wie die Haftpflicht hätten sich schon oft als Vorläu- fer erwiesen, gibt etwa Höher-Geschäftsfüh- rer Hompasz zu bedenken. Außerdem müssten die Anbieter auf ihre Rentabilität achten. Dem Argument ist etwas abzuge- winnen: 2020 sind die Aufwendungen für Versicherungsfälle um knapp 2,9 Prozent auf rund 15,8 Milliarden Euro gestiegen. Gleichzeitig ist die Ertragskraft 2020 laut jüngsten FMA-Zahlen eingebrochen – vor allem, weil es auf der Investmentseite angesichts der Kapitalmarktturbulenzen zu Verlusten kam. Weil sich parallel dazu das Null- oder Negativzinsumfeld infolge der Corona-Notenbankpolitik weiter verfestigt, bleibt die Situation hinsichtlich der Kapi- taleinnahmen angespannt. Wenn aber die Anlagerenditen immer kleiner werden, müssen Schäden vermehrt aus Prämienein- nahmen bezahlt werden. Ratingagenturen wie Moody’s und Fitch haben sich aus diesemGrund zuletzt eben- falls kritisch zur europäischen Versiche- rungs- und Rückversicherungsbranche geäußert. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Einerseits wächst die Nachfrage nach Cyber-Deckungen stark, andererseits werden die Rückversicherungs- kapazitäten geringer. « Doris Wendler, Wiener Städtische Preisentwicklung Österreich Unfall- und Krankenversicherung Obwohl die private Gesundheitsnachfrage krisenbedingt hoch war, reagierten die Versicherer nicht mit höheren Preisen. Quelle:StatistikAustria,2021=MonatswertJan.2021 100 % +2,2 % +1,1 % +2,0 % +2,3 % +1,7 % +1,5 % 100% 102% 104% 106% 108% 110% 112% 114% 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 Unfall- und Krankenversicherung Jährliche Steigerung Basis für Kfz-Versicherung Entwicklung der Kfz-Leistungen der Versicherer Der KVLPI misst, was die Versicherer für Kfz-Schäden zahlen. Er ist Basis für Prämienanpassungen. Die Werte liegen über der Inflation. Quelle:StatistikAustria 100 % +2,5 % +2,6 % +2,7 % +2,7 % +2,5 % 100% 102% 104% 106% 108% 110% 112% 114% 2021 2020 2019 2018 2017 2016 Kraftfahrzeughaftpflicht-Versicherungsleistungs- preisindex | Jährliche Steigerung FONDS & VERSICHERUNG Versicherungspreise 176 fondsprofessionell.at 1/2021
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