FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

wie bei einem älteren Fonds. Mit den Berichten bekommen die Anleger aber doch eine recht lebendige Vorstellung über das Unternehmensportfolio, in das unsere Fonds investiert haben. Ist das Verständnis für die typischen langen Laufzeiten bei Private Equity über die Jahre gewachsen? Es war eigentlich nie ein großes Problem, den Beratern und Anlegern den Lebenszy- klus eines Private-Equity-Investments, der üblicherweise zehn Jahre und länger bis zum Beginn der Liquidationsphase dauert, zu erklären. Die Kunden werden gut be- treut und haben Verständnis dafür, dass ihr Geld bei einem thesaurierenden Anlage- modell erst später zurückfließt. Allerdings haben viele Zeichner unserer „Global Mar- ket“-Fonds die „Entnahmevariante“ ge- wählt, bei der sie frühzeitig und gewinnun- abhängig monatliche Auszahlungen erhal- ten. Bei diesem Modell erhalten die Anle- ger schon während der Laufzeit einen gro- ßen Teil ihres eingesetzten Kapitals zurück, und das gibt ihnen ein gutes Gefühl. Anfang 2021 gingen drei Fonds in die Liqui- dationsphase über. Wie lange dauert es erfahrungsgemäß, bis die Anleger aus den Liquidationen größere Auszahlungen er- warten können? Wenn die Fonds offiziell in ihre letzte Phase eintreten, haben viele die Erwartung, dass gleich zu Beginn sehr viel Geld fließt. Allerdings geht eine Ausschüttungsphase über mehrere Jahre, was in dieser Assetklas- se völlig normal ist. Prognosen zur Liquida- tionsgeschwindigkeit sind schwierig, weil die Rückflüsse von zukünftigen Ereignissen wie etwa der realwirtschaftlichen Entwick- lung abhängen. Die Historie zeigt, dass in Asien Exits im Durchschnitt etwas länger dauern als in Europa und Nordamerika. Wir haben aber keine Glaskugel! Natürlich wissen wir, dass die meisten Anleger kon- krete Angaben wünschen, weil sie von anderen Produkten konkrete Laufzeiten kennen.Deshalb sind die Beratung und die Betreuung der Kunden sehr wichtig. Nicht nur der Anleger, sondern auch der Vertrieb möchte gern ein konkretes Datum wissen, damit er die Rückflüsse wieder veranlagen kann. Da haben Sie recht. Aber die Natur der Private-Equity-Produkte lässt keine exakten Prognosen zu. Wir haben übrigens Kun- den, die Rückflüsse aus den Fonds als Zuzahlung in die fondsgebundene Lebens- versicherung überführen. Damit bleibt das Kapital in der Assetklasse, und die Berater erhalten für jede geleistete Zuzahlung ihres Kunden eine Provision. Anfang Februar haben Sie eine 80-prozen- tige Ausschüttung der Fonds „China I“ an- gekündigt. Damit steigt der Kapitalrückfluss an die Anleger auf 165 Prozent des einge- zahlten Kapitals. Das macht Lust auf mehr. Welche Erwartungen dürfen die Anleger also für die nächsten Monate haben? Die hohe Auszahlung ist allein auf einen Exit und einen Teilexit zurückzuführen. Das zeigt, was mit „Highflyern“ im Portfo- lio möglich ist – auch in einemDachfonds, der üblicherweise nicht so hohe Rückflüsse aus einzelnen Exits erzielt. Die hohe Aus- zahlung ist jedoch ein außergewöhnliches und seltenes Ereignis. Für das langfristige Gesamtergebnis eines Fonds ist entschei- dend, dass regelmäßig Beteiligungen mit Erfolg verkauft und etwaige Ausfälle kom- pensiert werden und dass die Fondsperfor- mance nicht von Highflyern abhängig ist. Vielen Dank für das Gespräch. ALEXANDER ENDLWEBER FP KURZ-VITA: Birgit Schmolmüller Die 41-jährige Translatologin stieg 2008 als Vertriebsdirek- torin bei RWB Austria ein. Sie brennt für das Thema Private Equity und wurde 2016 zur Geschäftsführerin befördert. » Die hohen Auszahlun- gen bei China I zeigen, was mit Highflyern im Portfolio auch bei Dachfonds möglich ist. « Birgit Schmolmüller, RWB fondsprofessionell.at 1/2021 151

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