FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

Die Gründe des Booms Doch was ist überhaupt der Grund für die boomende Nachfrage nach Themen- fonds? Manche Beobachter sprechen von einem spätzyklischen Phänomen nach demMotto: Die Börsen sind schon so weit gelaufen, jetzt muss ein besonders wachs- tumsträchtiges Thema her, das noch Chan- cen auf weitere Kursgewinne verspricht. „Das mag um die Jahrtausendwende und vor der Finanzkrise 2008 der Fall gewesen sein, als Themenfonds ebenfalls einen Boom verzeichneten“, meint Reisser. Ak- tuell treffe das aber nicht zu. „Eher ist es so, dass viele Themen, die sich für Investments eignen, im Alltag angekommen sind und so breit wie nie zuvor öffentlich diskutiert werden.“ Da gehe es um Schlagwörter wie Digitalisierung, Robotik oder die Energie- wende, um nur einige zu nennen. „Auf diese realen Veränderungen in ihrem Le- ben reagieren die Menschen zunehmend auch mit ihrer Geldanlage“, so die Pictet- Länderchefin. Das hat auch mit der Coronakrise zu tun, meint Fidelity-Stratege Roemheld. „Die Pandemie verstärkt Megatrends, die vorher schon da waren, etwa mit Blick auf Technologie. Das macht diese Entwicklun- gen noch sichtbarer und auch für Invest- ments interessanter.“ Königsmarck nennt einen weiteren Aspekt: „Eine Länder- oder Branchenallokation bringt wegen der Globalisierung weniger Diversifikation als früher. Thematische Investments setzen auf übergreifende strukturelle Veränderungen und bieten damit die Chance, sich wirklich vom breiten Markt abzusetzen.“ Mit traditionellen Länder- oder Sektor- fonds komme man ohnehin nicht weiter, wenn man als Anleger vorausschauend in Unternehmen investieren wolle, die von Megatrends besonders profitieren, betont Allianz-GI-Manager Fruschki. „Denn im Gegensatz zu Themenfonds sind deren An- lageuniversen typischerweise eingeschränkt und auf eine konkrete Region, Unterneh- mensgröße oder Style-Zugehörigkeit limi- tiert, womit es ihnen an den zwingend erforderlichen Freiheitsgraden fehlt.“ Multithemenfonds Anleger, die zwar thematisch investieren möchten, aber die Entscheidung für oder gegen einzelne Megatrends scheuen, kön- nen zu sogenannten Multithemenfonds greifen. Auch dieses Segment bekommt Zuwachs: So legte Santander Asset Ma- nagement im Januar den „Future Wealth“- Dachfonds auf, der auf drei Megatrends setzt, die wiederum in 18 Unterthemen gegliedert sind. Im Februar folgte Credit Suisse Asset Management mit dem Thema- tic Opportunities Equity Fund, der fünf thematische Strategien der Schweizer in einem Fonds bündelt. Ebenfalls an fünf Megatrends orientiert sich der Hamburger Asset Manager Argentum mit seinem im März lancierten „Dynamic Future“-Dach- fonds. Und auch beim Fonds R&B Next Active, den die junge Vorarlberger Invest- mentboutique R&B Research und Vermö- gensmanagement für April angekündigt hat, steht die Kombination verschiedener Themen im Vordergrund. Mittlerweile sind in Deutschland und Österreich fast 30 solcher Multithemen- fonds zum Vertrieb zugelassen, zeigen Recherchen von FONDS professionell (sie- he Tabelle nächste Seite). Sie verwalten in Summe immerhin schon 34,2 Milliarden Euro. Die Auflistung erhebt keinen An- spruch auf Vollständigkeit, denn eine eige- ne Kategorie für diese Produkte gibt es nicht, und die Orientierung am Fonds- namen hilft ebenfalls nicht immer weiter. Aktiv und passiv Auch die Frage, ob sie beim themati- schen Investieren auf aktives oder passives Management setzen sollten, müssen Anle- ger und ihre Finanzberater übrigens nicht Philipp von Königsmarck, Legal & General Invest- ment Management: „Wir sehen ETFs durchaus als geeigneten Mantel für thematische Investments.“ Carsten Roemheld, Fidelity International: „Die Pandemie verstärkt Megatrends, die vorher schon da waren, etwa mit Blick auf Technologie.“ » Viele Themen, die sich für Investments eignen, sind im Alltag angekom- men und werden so breit wie nie zuvor öffentlich diskutiert. « Bénédicte Reisser, Pictet AM MARKT & STRATEGIE Themenfonds 118 fondsprofessionell.at 1/2021 FOTO: © ALASTAIR FYFE, FIDELITY INTERNATIONAL

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