FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

nicht: „Viele Produkte, die schnell auf den Markt kamen, konnten die hoch gesteck- ten Erwartungen nicht erfüllen. Sie wur- den nie groß genug oder nach einem kur- zen Höhenflug schon bald wieder so klein, dass sie geschlossen werden mussten“, sagt sie. Pictet dagegen habe in den vergange- nen 15 Jahren bloß drei Fonds umpositio- niert – also nicht geschlossen, sondern nur thematisch neu ausgerichtet. „Alle anderen Themen funktionieren immer noch“, betont Reisser. Ihr Haus in- vestiere im Vorfeld aber auch ent- sprechend viel Arbeit. „So hat es rund zwei Jahre gedauert, bevor wir Ende November den Pictet-Human aufgelegt haben, der übrigens unser erster neue Themenfonds seit 2018 ist“, wie Reisser betont. Bei man- chem ETF dagegen seien von der Idee bis zur Auflage nur wenige Monate vergangen. Thematische Investments müss- ten sauber recherchiert und aufge- setzt werden, meint auch Andreas Fruschki, Leiter „Thematic Equity“ bei Allianz Global Investors. „Von zentraler Bedeutung ist es, kurzfris- tige Moden von langlebigen strukturellen Veränderungen abzugrenzen“, betont er. Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity, stößt ins gleiche Horn: „Schlag- zeilen entscheiden nicht darüber, was ein echter Megatrend ist. Es geht um fundierte Analysen, welche Entwicklungen tatsäch- lich die kommenden zehn oder 20 Jahre prägen werden.“ Damit sich ein solcher Megatrend für ein Investment eigne,müsse es zudem Geschäftsmodelle geben, mit denen sich auch Geld verdienen lasse. Auch wenn zuletzt insbesondere der Boom der Themen-ETFs für Aufmerksam- keit sorgte: Verfechter des aktiven Manage- ments wie Pictet, Fidelity oder Allianz Global Investors haben gute Argumente, warum es bei thematischen Investments nicht unbedingt eine gute Idee sein muss, stur einem Index zu folgen. „In einem pas- siven ETF findet keine Überwachung statt, ob ein Thema für ein Unternehmen tat- sächlich noch relevant ist“, sagt beispiels- weise Roemheld. „Um die echten Gewinn- und Umsatztreiber zu erkennen, braucht man schon eine sehr gute Analyse. Passive Investments sind da eher ungeeignet.“ Philipp von Königsmarck, Leiter des Wholesale-Geschäfts von Legal und General Investment Management (LGIM) für Deutschland und Öster- reich, ist da anderer Meinung – zumindest zum Teil. LGIM zählt sich zu den Vorreitern der Themen- ETFs. „Wir sehen ETFs durchaus als geeigneten Mantel für thematische Investments“, sagt Königsmarck. „Wichtig ist aber, dass ‚aktives‘ Re- search eingesetzt wird, um für den Index die relevanten Unternehmen zu identifizieren, die das Thema auch wirklich repräsentieren.“LGIM hole sich daher entsprechende Expertise ins Haus und arbeite bei der Indexkonstruktion mit speziali- sierten Analysehäusern zusammen. Bénédicte Reisser, Pictet AM: „Viele Produkte, die schnell auf den Markt kamen, konnten die hoch ge- steckten Erwartungen nicht erfüllen.“ Andreas Fruschki, Allianz GI: „Von zentraler Bedeutung ist es, kurzfristige Moden von langlebigen strukturellen Veränderungen abzugrenzen.“ Thema Nummer eins Allein im Januar dieses Jahres floss doppelt so viel Geld in Themen-ETFs wie im Gesamtjahr 2019. *Januar2021 |Quelle:Morningstar Mrd. Euro 0 2 4 6 8 10 2021* 2020 2019 2018 Zuflüsse in Themen-ETFs in Europa 1,3 Mrd. Euro 8,9 Mrd. Euro 2,6 Mrd. Euro 1,9 Mrd. Euro » Der Trend zu themati- schen Investments ist unverkennbar, die Nach- frage der Kunden nach solchen Produkten wächst deutlich. « Björn Jesch, DWS MARKT & STRATEGIE Themenfonds FOTO: © PICTET ASSET MANAGEMENT, ALLIANZ GLOBAL INVESTORS 116 fondsprofessionell.at 1/2021

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