FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020
Entspannt im Grünen: Die Geldan- lage mit gutem Gewissen erfährt eine stark wachsende Nachfrage. Das befeuert auch das Interesse an passiven Instrumenten , die entsprechende Kriterien beachten. Nachhaltig passiv Börsengehandelte Indexfonds erleben einen Boom, nachhaltige Investments ebenfalls. Beide zusammen legen ein noch rasanteres Wachstum vor. Das Angebot gewinnt an Vielfalt. H inter jedem der Buchstabenkürzel steht für sich schon eine Erfolgsge- schichte. Beide zusammen versprechen, sämtliche Wachstumsrekorde zu brechen. Die Rede ist von börsengehandelten Index- fonds, kurz ETFs, sowie ökologisch und ethisch verantwortungsvollen Investments, gemeinhin als ESG abgekürzt. Tatsächlich haben Indexfolger, die Kriterien der nach- haltigen Geldanlage beachten, Ende Juli 2020 die Marke von 100 Milliarden Euro an weltweit verwaltetem Vermögen durch- brochen. Das meldet das Londoner Ana- lysehaus ETFGI. Und das Wachstum des Erfolgsduos gewinnt gerade erst an Fahrt. Dabei ist das Segment noch recht über- schaubar. „Obwohl der erste nachhaltige ETF bereits 2006 aufgelegt wurde, hat die Wachstumsdynamik erst in den vergange- nen zwei Jahren deutlich zugenommen“, er- läutert André Härtel von der Fondsrating- agentur Scope. Der Analyst hat mit seiner Kollegin Simone Schieg in einer Studie den Markt für ESG-ETFs beleuchtet. Tat- sächlich wurden mehr als 50 Prozent der aktuell am Markt notierten Fonds in den vergangenen beiden Jahren aufgelegt. Die Dynamik dürfte aber anhalten. „Der Markt für nachhaltige, passive Produkte ist dank verstärkter Nachfrage von privaten und in- stitutionellen Investoren und des Rücken- windes durch die Politik ein stark wachsen- des Anlagesegment“, meint Härtel. Zudem beobachten die Analysten einen deutlichen Überhang bei Aktien-ETFs. Erst in jüngster Zeit kommen auch Anleihen- vehikel hinzu. Das scheint auch dringend nötig, glaubt man einer Umfrage des Anbieters Tabula Investment Management unter professionellen Investoren in Europa. „Wir haben festgestellt, dass 96 Prozent der von uns befragten Anleger bereits ESG- ETFs nutzen, was in nur wenigen Jahren eine bemerkenswerte Durchdringung dar- stellt“, sagt Michael John Lytle, Vorstands- chef von Tabula. „Allerdings wünscht sich gerade im festverzinsten Bereich die über- wiegende Mehrheit der Befragten mehr Innovation, eine breitere Abdeckung und mehr Transparenz über die Auswirkungen des Fondsansatzes.“ Erweitertes Angebot Auf der Aktienseite schritt das Angebot schon entsprechend voran. „Im Zuge der Weiterentwicklung des ESG-Themas haben sich auch die Trends geändert, die zu einer Auflage führen“, erläutert Härtel. „Waren es in den Anfangsjahren vor allem ökologi- sche Investmentthemen wie Wasser oder erneuerbare Energien, kam es in jüngster Zeit zu einer stärkeren Differenzierung des ESG-Themas und damit zu einer deut- lichen Ausweitung des Indexangebots.“Da- mit wird zunehmend die ganze Bandbreite der drei Buchstaben E für ökologisch, S für sozial und G für Governance, also gute Un- » Die Anleger sehen ESG nun als Treiber der lang- fristigen Performance. « Michael John Lytle, Tabula Investment Management MARKT & STRATEGIE ESG-ETFs FOTO: © NEW AFRICA | STOCK.ADOBE.COM 76 fondsprofessionell.at 3/2020
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