FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

len zu rechnen. In früheren Rezessions- phasen sind über einen Zeitraum von fünf Jahren bis zu 30 Prozent der High-Yield- Anleihen ausgefallen. Anders bei Unter- nehmen mit Investment-Grade-Rating: Diese tragen diese Bezeichnung deshalb, weil sie auch in solchen schwierigen Zeiten überleben sollten. Und bis auf zwei Pro- zent war das in der Vergangenheit über einen Fünfjahreszeitraum auch der Fall. Glow: Wie haben Sie sich in Ihrem Fonds auf die Situation eingestellt? Woolnough: Als Benchmark für den M&G Optimal Income Fund haben wir eine Aufteilung definiert, die jeweils einem Drittel in Staatsanleihen, Investment-Grade- Anleihen und High-Yield-Anleihen ent- spricht. Tatsächlich investiert der Fonds aber schon seit 2014 mit einem Über- gewicht in Unternehmensanleihen mit einem Investment-Grade-Rating. Aktuell ist der Fonds zu rund 75 Prozent in Anleihen mit einem Triple-B-Rating oder besser investiert – eben weil gerade Anleihen im High-Yield-Bereich in konjunkturell beson- ders schwierigen Phasen überdurchschnitt- lich anfällig sind. Auch die zu erwartende Entwicklung der Zinsunterschiede zwi- schen qualitativ höherwertigen und eher anfälligen Papieren spricht für eine solche Aufteilung. Heuser: Inwiefern? Woolnough: Wir gehen davon aus, dass nicht nur die Spreadraten weiter ansteigen werden, auch viele der ins Straucheln gera- tenen Anleihen werden sich so schnell nicht wieder erholen. Außerdem muss man als Rentenmanager damit rechnen, dass eine Reihe von heute noch gut bewer- teten Anleihen herabgestuft wird in Bezug auf ihr Rating. All das spricht meiner Erwartung nach für eine klare Übergewich- tung im Investment-Grade-Bereich. Glow: Aber sind Sie hinsichtlich der Lauf- zeitensteuerung im Fonds nicht ein wenig zu vorsichtig, wenn die durchschnittliche Restlaufzeit derzeit gerade einmal zwei- einhalb Jahre beträgt? Woolnough: Das glaube ich nicht, im Ge- genteil. Natürlich sind wir auch schon vor der Krise gescholten worden, weil wir in Anbetracht der kurzen Duration im Fonds angeblich auf Ertrag verzichten würden. In der aktuellen Krise aber hat uns das gehol- fen und sich sogar als Vorteil erwiesen.Des- halb bleiben wir bei unserer Strategie und versuchen für unsere Anleger möglichst hohe Erträge aus Kreditrisikoprämien zu generieren, schalten aber die Laufzeitrisiken der Papiere so gut wie möglich aus. Heuser: Wie muss man sich das in der konkreten Umsetzung vorstellen? Woolnough: Wir splitten die jeweilige Anlei- he mithilfe von derivativen Instrumenten wie etwa dem Verkauf von Futures sozusa- gen auf. Dadurch können wir eine ertrag- reiche lang laufende Anleihe im Portfolio halten, ohne deren Laufzeitrisiko tragen zu müssen. Glow: Kannman daraus schließen, dass Sie nicht davon ausgehen, dass sichmit länge- ren Laufzeiten noch etwas verdienen lässt? Woolnough: Wenn wir uns die Situation an den Rentenmärkten anschauen, stellen wir fest, dass sich die Zinsen weltweit schon lange auf einem extrem niedrigen Niveau befinden. In manchen Märkten befinden sie sich sogar schon länger in einem nega- tiven Territorium. Das macht es für einen Anleihenmanager natürlich insofern schwer, Geld zu verdienen, als man nicht unbedingt davon ausgehen kann, dass sich über einen weiteren Zinsrückgang noch Kursgewinne erzielen lassen. Als Buy-and- Hold-Investor verlieren Sie also schon heu- te Geld. Natürlich ist es auch auf diesem Niveau möglich, Erträge zu erzielen, vor- ausgesetzt, man findet jemand, der bereit ist, einem die länger laufenden Papiere in » Bei High Yield und Corporate Bonds ist mit einem deutlichen Anstieg von Ausfällen zu rechnen. « Richard Woolnough, M&G MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Richard Woolnough | M&G FOTO: © SIMON PRICE 54 fondsprofessionell.at 3/2020 KREUZ VERHÖR

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