FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020
effiziente Art gesehen, um Transaktionen abzuwickeln. Die deutsche Bundesregierung hat in ihrem Positionspapier gefordert, das Taping solle künftig entfallen dürfen, wenn Kunden da- rauf verzichten möchten. Was Sie sagen, klingt aber nicht so, als ob Aussicht darauf bestünde. Es ist wichtig zu verstehen, dass das Taping einen echten Nutzen hat. Es ist zum Bei- spiel möglich, im Nachhinein zu klären, um welche Art von Transaktion es bei einem Gespräch ging, was gesagt und ver- einbart wurde. Die Bänder können auch im Zusammenhang mit Untersuchungen wegen Marktmissbrauchs verwendet wer- den. Ich bin überzeugt, dass die Aufzeich- nung von telefonischen Beratungsgesprä- chen in mehrfacher Hinsicht sehr nützlich ist. Ob es eine Änderung geben wird, ist letztlich eine politische Entscheidung. Mifid II hat strengere Vorgaben für den Ein- behalt von Provisionen eingeführt. In ihrer Konsultation der europäischen Branchen- verbände zur Umsetzung von Mifid II in die Praxis vomFrühjahr 2020 hat die EU-Kom- mission unter anderem die Frage gestellt: „Erachten Sie die nun geltenden Regelun- gen als ausreichend, damit Wertpapier- berater im besten Interesse ihrer Kunden handeln?“ Was kam dabei heraus? Das ist ein sehr sensibles Thema. Wie Sie wissen, besteht in einigen EU-Ländern be- reits ein Provisionsverbot, in anderen sind Provisionen die Säulen des Finanzvertriebs. Das Problem dabei ist, dass Empfehlungen von Finanzprodukten beim Provisions- modell keineswegs immer im besten Inter- esse des Kunden ausfallen. Der Vertrieb von Finanzprodukten in der EU ist also weiter zu verbessern.Dabei ist natürlich die Frage zu untersuchen, welche Rolle das Vertriebsmodell tatsächlich spielt. Es fällt auf, dass die Länder, in denen Provisionen bereits verboten sind, typischerweise auch die sind, in denen Kunden über effiziente Finanzprodukte verfügen, die mit niedrige- ren Kosten belastet sind. Daher haben wir der EU-Kommission empfohlen, zu diesem Thema eine detaillierte Studie zu erstellen. Interessanterweise hat das „High Level Forum“, das Expertengremium, das Emp- fehlungen zur Vollendung einer europäi- schen Kapitalmarktunion ausspricht, der Kommission ebenfalls geraten, zu unter- suchen, ob ein generelles Provisionsverbot nicht eine deutliche Verbesserung wäre. Aber Mifid II hat doch gerade erst Verschär- fungen gebracht. Sehen Sie, ein Modell, bei dem Provisionen erlaubt sind, Banken aber nachweisen müs- sen, ob und wie sie für Maßnahmen zur Verbesserung der Servicequalität verwendet werden, bedeutet sehr viel Verwaltungs- aufwand. Ich möchte der Studie der Kom- mission nicht vorgreifen, aber es liegt auf der Hand, dass ein System, in dem Provi- sionen verboten sind, ein klareres Verhält- nis zwischen Beratern und Kunden schafft. Davon kann die Finanzbranche in viel- facher Hinsicht profitieren. Moment, Sie halten ein generelles EU-wei- tes Provisionsverbot also für möglich? Wie gesagt, ich will der Kommission nicht vorgreifen, aber ja: Ein generelles Provi- sionsverbot ist auf jeden Fall eine Option, die in Erwägung zu ziehen ist. Lassen Sie uns einen Schwenk zur Verord- nung über verpackte Anlageinstrumente für Kleinanleger, kurz Priips, machen. Eine Studie der EU-Kommission hat gezeigt, dass Anleger vergangenheitsbezogene Performancedaten von Fonds im Basis- informationsblatt, demBIP, wünschenswert fänden. Die EU-Kommission lehnt das aber ab. Warum? Die Kommission hat darauf hingewiesen, dass dies dem Level I, dem Rechtstext, wi- dersprechen würde. Die ESMA hat daher zusammen mit den beiden anderen euro- päischen Aufsichtsbehörden EBA und » Es ist wichtig zu verstehen, dass das Taping einen echten Nutzen hat. « Steven Maijoor, ESMA STEUER & RECHT Steven Maijoor | ESMA FOTO: © FRANCOIS DABURON 258 fondsprofessionell.at 3/2020
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