FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020
Vieles ist neu bei der Wiener Privatbank. Vorstandschef Christoph Raninger , seit Kurzem im Amt, verrät im Interview Neuerungen wie ein Mündelprodukt , einen angedachten Mezzaninkapitalfonds und dass Zielgruppen hinzukommen sollen. S eit Beginn des Jahres ist Christoph Raninger Vorstandsvorsitzender der Wiener Privatbank. Erfahrung mit Neu- positionierungen bringt er mit. Davor war Raninger unter anderem Chef bei der Austrian Anadi, der ehemaligen Hypo Alpe-Adria Bank. Auch die Wiener Privat- bank muss nach einer turbulenten Phase wieder nach vorn blicken. Die Haupteig- ner, die Immobilienunternehmer Günter Kerbler und Johann Kowar, hatten lange versucht, das Institut an die slowakische Arca-Gruppe zu verkaufen. Die Aufsicht blockierte. Letztlich erhielt Arca 2019 nur rund zehn Prozent von Kowar, der seine Anteile damit reduziert hat. Mehrheitsei- gentümer Kerbler will nun mit stärkerem Immobilienfokus neu durchstarten. Herr Raninger, Sie waren gut zwei Monate neu im Amt, da kam es zum Corona-Lock- down. Was haben Sie damals gedacht? Christoph Raninger: Wie kann so was passie- ren? Es hat wirtschaftlich, gesellschaftlich und privat viele am falschen Fuß erwischt. Aber jede Krise ist eine Chance. Worin liegt die Chance für die Bank? Die Weichenstellung als Sachwert- und Kapitalmarktspezialist hat sich als gutes Fundament erwiesen.Unsere Vorsorgewoh- nungen wurden sehr gut angenommen. Außerdem ist im Kapitalmarktgeschäft das Brokerage im Haus, da wurden während der Krise Aktientitel sehr schnell bewegt. Wir haben so den Kunden einen Mehr- wert bieten können. Die Handelsvolumina haben sich im März verdoppelt. Auch un- ser Research, wo wir auf Österreich-Aktien spezialisiert sind, war gerade in unsicheren Zeiten wichtig für die Kunden. Wie haben sich die Private-Banking-Kun- den verhalten? Wurde Geld abgezogen? Abgezogene Depots kann man an einer Hand abzählen – vereinzelt, wo Kunden Liquidität benötigt haben. Da muss ich den Kollegen im Private Banking ein Kompliment aussprechen. Sie haben es geschafft, während der Lockdown-Phase den Kontakt über Videotelefonie oder Tele- fon zu halten. Abflüsse wurden so verhin- dert. Unsere Depotstände sind derzeit trotz der Bewertungsabschläge über dem End- wert des Vorjahres. Das Kernportfolio war erfreulich stabil. Wie stark ist das Anlageergebnis einge- brochen? Im sehr niedrigen siebenstelligen Bereich. Allerdings auch dadurch, dass wir Risiko herausgenommen haben. Damit war das sehr gut verkraftbar für die Bank. Unsere Kernkapitalquote liegt Ende des 1.Halbjah- res bei 20 Prozent. Und wir haben einen wesentlichen strategischen Schritt gesetzt: Wir sammeln nun über Onlineplattfor- men in Deutschland Festgeld ein. Damit haben wir eine sehr gut diversifizierte Li- quiditätsbasis. In schwierigen Zeiten stehen Liquidität und Kapital im Vordergrund. Wie viel Festgeld ist da hereingekommen? Wir treten in Deutschland als Wiener Pri- vatbank auf und haben zwei Partnerporta- le. „Zinspilot“ und „Check24“ sammeln über die Sutorbank Geld für uns ein. Wie „Wir prüfen eine Fondslö- sung im Bauträgerbereich “ » Es hat wirtschaftlich, gesellschaftlich und privat viele am falschen Fuß erwischt. « Christoph Raninger, Wiener Privatbank BANK & FONDS Christoph Raninger | Wiener Privatbank FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN 246 fondsprofessionell.at 3/2020
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