FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

Einst kaum denkbar: Virtuelle Konfe- renzen im Homeoffice gehören seit Corona zum Arbeitsalltag. Doch die Pandemie krempelt weitere Gewiss- heiten um und forciert die Digitali- sierung im Asset Management. r r Ungewisses Umfeld Der Covid-19-Crash bescherte Fondsanbietern empfindliche Mittel- abzüge. Das Geld kehrt zwar zurück, doch die Folgen der Pandemie beschleunigen einen grundlegenden Wandel der Branche. I m Grunde schien der Kursverfall im Zuge der Covid-19-Pandemie wie ein Gewitter: heftig, aber kurz. So erlitten die Asset Manager im März enorme Mittelab- flüsse. Doch schon im April strömte das Anlegergeld imZuge der Erholung an den Börsen wieder in die Fonds zurück. Die Anbieter verzeichneten in der Folge mal einen stärkeren, mal einen schwächeren Dämpfer bei Umsatz und Gewinn. Die Branche insgesamt schien aber glimpflich davongekommen zu sein. Nach starken Regengüssen folgte eitel Sonnenschein. Bei genauemHinsehen zeigt sich jedoch, dass die schon lange für die Investment- industrie vorhergesagte Kaltfront ein gutes Stück herangerückt ist.Diese führt wechsel- haftes Wetter heran. Manche Asset Mana- ger werden dabei auf der Sonnenseite ste- hen, einige aber im Regen. Die ungetrübte Zeit scheint passé. „Von den grundlegenden Trends, die die Branche verändern, ist keiner verschwun- den oder hat sich abgeschwächt“, sagt Matthias Hübner von der Unternehmens- beratung Oliver Wyman. „Wir beobachten keine Trendumkehr, sondern vielmehr eine Verstärkung der bestehenden Trends.“Einer davon ist die Digitalisierung. Diese mani- festierte sich im Zuge der Pandemie in der schlagartig verbreiteten Heimarbeit. „Vor einem Jahr hätte sich kaum ein Asset Ma- nager ausmalen können, dass 90 Prozent der Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten“, sagt Hübner. „Bislang herrschte die Ansicht vor, dass Homeoffice in dem Ausmaß undenkbar oder erst in ein paar Jahren realisierbar ist. In der Praxis stellte sich das aber rasch ein.“ Die pandemiebedingten Einschränkun- gen stießen auch bei anderen Aspekten ein Umdenken an. Der Kundenkontakt etwa läuft überwiegend virtuell ab. Die Einsicht wächst, dass die Abläufe besser darauf aus- gerichtet werden müssen. „Der Schwenk auf verbreitetes Homeoffice zeigt, dass viel mehr machbar ist als gedacht“, sagt Maren Schmitz, die bei KPMG das Asset-Manage- ment-Beratungsgeschäft leitet. „Die Einstel- lung hat sich geändert.Was vorher als nicht möglich galt, erscheint nun machbar.“Asset Manager bräuchten schnell digitale Lö- sungen, sonst würden sie von den Corona- Folgen überrannt, so Schmitz. Zettelwirtschaft Bislang ist die Digitalisierung in der Branche nur zögerlich vorangeschritten. „Im Asset Management laufen derzeit noch 70 bis 80 Prozent der Prozesse papier- oder Excel-basiert ab“, erläutert Schmitz. Zwar sei es schon zu einer Welle der Digi- talisierung gekommen. „Doch im Grunde blieb dies lange ein Modewort. Denn sie umfasste immer nur einzelne Anwendun- gen oder Prozesse und hat sich nie über die gesamte Wertschöpfungskette erstreckt“, erläutert die KPMG-Expertin. Digitale Lösungen zu einzelnen Problemen seien » 40 Prozent der Kosten lassen sich kürzen. « Matthias Hübner, Oliver Wyman VERTRIEB & PRAXIS Asset-Management-Branche FOTO: © FIZKES | STOCK.ADOBE.COM, KPMG 230 fondsprofessionell.at 3/2020

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