FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020
Das Antiquarium der Münchner Residenz: Einige Investmenthäuser warten mit einer langen Historie auf und sind noch heute im Besitz der Gründerfamilien. Mitunter bestimmen deren Vertreter auch den Kurs. Fonds als Familientradition Inhabergeführte Unternehmen gelten als langfristig ausgerichtet. Bei einigen Asset Managern mischen Erben der Firmengründer bis heute im Tagesgeschäft mit – mal mehr, mal weniger aktiv. D ie Geschichte begann vor 116 Jahren mit einem Umzug: Der hanseatische Kaufmann Johann Heinrich Schröder übersiedelte von Hamburg nach London. Der gerade einmal 17-Jährige trat in die Firma seines Bruders Johann Friedrich ein, der sich einige Jahre zuvor an der Themse niedergelassen hatte. Der Schulterschluss der Brüder gilt als der Gründungsmoment des Finanzkonzerns Schroders. Bis heute liegen große Anteile des Unternehmens in den Händen dieser Dynastie. Die britische Gesellschaft ist nicht das einzige Fondshaus in Familieneigentum. Unter den großen Asset Managern befin- den sich beispielsweise Fidelity oder Frank- lin Templeton im Besitz der Nachfahren der Gründer. Die neue Generation spielt mal eine geringere, mal eine höchst aktive Rolle bei der Lenkung der Unternehmen. Damit unterscheiden sich diese Investment- gesellschaften von den vielen Bank- und Versicherungstöchtern einerseits und den eigenständigen börsennotierten Gesellschaf- ten andererseits, die häufig von externen Managern gesteuert werden. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie eng die Geschicke der Firmen mit den Familien verknüpft sind – und sich die Häuser doch im Lauf der Zeit erheblich wandelten. Das von den Schröder-Brüdern gegrün- dete Unternehmen etwa machte sich zunächst mit der Finanzierung des blü- henden britischen Außenhandels einen Namen. In den 1850er-Jahren platzierte die Bank die ersten Anleihen ausländischer Emittenten auf dem Londoner Finanz- platz. Die Schuldner sammelten Geld für Infrastrukturprojekte wie den Bau von Eisenbahnen. So half Schroders 1870 dem japanischen Kaiserreich dabei, mit seinem ersten Auslandsbond Geld für die Errich- tung einer Bahntrasse zwischen Tokio und Yokohama aufzunehmen. Nach dem ersten Weltkrieg gründete das Geldhaus die US-Tochter Schrobanco. Denn zusehends etablierte sich New York als neuer Finanzplatz neben London, der Dollar schwang sich zur Weltwährung auf. Schroders zählte neben den Bankhäusern Barings und Rothschild zu den Topadres- sen der Londoner City. Im Jahr 1924 folgte bei Schroders die Auflage des ersten Invest- mentvehikels – der Grundstein für die heutige Ausrichtung als Fondsanbieter. Im Jahr 1959 ging das Institut schließlich selbst an die Börse. Dafür passte das Haus seinen Namen an die britische Heimat an, aus J. Henry Schröder & Co. wurde schlicht Schroders. Trotz der Börsennotiz hält die Gründungsfamilie bis heute gut 48 Prozent der Anteile. Doch einige Jahrzehnte später wurde eine Neuausrichtung nötig. Die Asienkrise Ende der 1990er-Jahre hatte das Haus » Die Führung der Familie sorgte für Kontinuität. Dies hielt aber externe Manager davon ab, in der Firma aufzusteigen. « Alec Lucas, Morningstar VERTRIEB & PRAXIS Finanzdynastien FOTO: © JENIFOTO | STOCK.ADOBE.COM, SCHRODERS 200 fondsprofessionell.at 3/2020
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