FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020
Süd-/Westeuropa im Halbjahr immerhin auf ein leichtes Plus zum Vorjahr kam. Spellmeyer bleibt dennoch zurückhaltend in der Prognose: „Wir haben keine Sorgen, beobachten aber aufmerksam die weitere Entwicklung“, sagt er. Hohe Wachsamkeit Mit dieser Einstellung ist er nicht allein. Auch Harald Pankowski, Österreich-Chef der Deutschen Vermögensberatung AG (DVAG), zeigt sich erleichtert – wenngleich eine Dosis Wachsamkeit mitschwingt: „Wir hatten nur einen Monat einen schlechteren Umsatz als im Vorjahr. Dabei war bereits 2019 sehr gut. Das heißt aber nicht, dass es automatisch so weitergeht“, so Pankowski. Immerhin hatten bisher weder Unterneh- mer noch Private dank der staatlichen Hilfen größere Liquiditätsengpässe. Dem- entsprechend ist auch die Stornoquote bisher nicht auffällig. Aber: „Wir können nicht seriös sagen, was passiert, wenn es eine zweite Welle gibt, oder wenn das Arbeitszeitmodell ausläuft“, so Pankowski. Die DVAG, die sich in Deutschland als Branchenprimus im Finanzvertrieb sieht, ist von Österreich zwar nicht in einem ex- tremen Maß abhängig, doch die Krise kommt aus Strategiegründen ungelegen: Das Unternehmen hat 2018 betont, es wol- le auch hierzulande zur Nummer eins bei den Provisionserlösen aufsteigen – also Swiss Life Select überholen. Insofern hat sich Pankowski das Jubiläum der DVAG, die heuer 25 Jahre in Österreich vertreten ist, vermutlich anders vorgestellt. Nichtsde- stotrotz bleibt für ihn nach dem Lock- down aber ein positives Fazit: Es habe sich bezahlt gemacht, dass man die Berater in den vergangenen Jahren gezielt mit Unter- nehmerschulungen betriebswirtschaftlich ausgebildet habe: „Ein Unternehmer kneift bei Schwierigkeiten nicht. Und diese Krise hat wirklich eine Dynamik bei den Bera- tern freigesetzt“, lobt auch Pankowski deren Engagement. Außerdem hat ihn der aktive Zugang der Anleger überrascht: „Nach dem Absturz der Kurse haben viele die Chance gesehen und sind mit Einmalerlag reingegangen. Jetzt reden wir wieder haupt- sächlich über Sparpläne, die wir generell als sinnvoll erachten“, sagt Pankowski. Zuwachs von 17 Prozent Mit den konkretesten Zahlen zieht die Nummer eins in Österreich, die Swiss Life Select, Zwischenbilanz. „Wir hatten bei den Provisionen im Neuabschluss über alle Sparten hinweg einen Zuwachs um 17 Prozent“, so Österreich-Chef Christoph Obererlacher. Wie bei der Konkurrenz sta- chen auch bei Swiss Life Select die Sparten Investment und Kreditfinanzierung hervor. Zwar hätten Kunden und Berater imMärz die Investments in Wartestellung gebracht und Gewinne abgeschöpft. „Aber seit April haben wir jeden Monat Zuwächse imNet- toinvestmentvolumen“, sagt Obererlacher. Ihn freut, dass die Achse Berater-Kunde in den vergangenen Jahren Qualität dazuge- wonnen hat. „Wir konnten aktiv die Situa- tion ansprechen und, wo notwendig, ein Rebalancing im Depot machen. Da gab’s viel Vertrauen und viel Interesse von Kun- denseite. Anders als während der Finanz- krise waren die Kunden gelassener, besser informiert, haben die Situation als Chance gesehen. Die Berater waren entspannt, nüchtern, haben sich gut informiert“, so Obererlacher. Der langgediente Branchenprofi bleibt aber ebenso vorsichtig. Insbesondere weil die Swiss Life Select auch Unternehmer und Selbstständige serviciert – dieses kon- junktursensible Segment ist bei OVB oder DVAG vernachlässigbar. Bis jetzt gab es keine Stornowelle oder Aussetzungen, so Obererlacher. Insgesamt müsse man aber wohl von Rückgängen im Firmenbereich ausgehen. Gleichzeitig dürften die Swiss-Life-Select- Berater beim Ausbruch der Coronakrise in einer vergleichsweise komfortablen Lage Christoph Obererlacher, Swiss Life Select: „Seit April haben wir jeden Monat Zuwächse im Netto- volumen in der Sparte Investment.“ Harald Pankowski, DVAG-Chef für Österreich, lobt das Engagement des Vertriebs: „Diese Krise hat wirklich eine Dynamik bei den Beratern freigesetzt.“ » Wir hatten im ersten Halbjahr bei den Provisionen im Neuabschluss ein Plus von 17 Prozent. « C. Obererlacher, Swiss Life Select VERTRIEB & PRAXIS Finanzvertriebe FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUX UNDLUMEN, GORAN ANDRIC 196 fondsprofessionell.at 3/2020
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