FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

berichtet Rossmüller. In den Geschäften muss jedoch auch der Umsatz steigen, um zu überleben, und der blieb in den Som- mermonaten vielfach hinter den Erwar- tungen. Es besteht die Gefahr, dass die E- Commerce-Konkurrenz heruntergespielt wird, wenn die Branche apodiktisch an ihrem alten Leitsatz festhält, dass primär Lage und Objektqualität über Wohl und Wehe einer Immobilie entscheiden. Schließlich standen beispielsweise die Waren- und Kaufhäuser schon vor der Krise massiv unter Druck, obwohl die mei- sten davon zentral in den Innenstädten ver- ankert sind. Wenn die Kunden woanders besser abgeholt werden, wenden sie sich auch von den besten Lagen ab. Die Beratungsgesellschaft JLL vertritt die Auffassung, dass sich der Einzelhandel grundlegend neu positionieren muss. Auch in den viel frequentierten Einkaufsstraßen stünden Veränderungen an, indem bei- spielsweise Verkaufsflächen zu einem Showroom umfunktioniert werden. Die Shoppingcenter, die bereits vor der Krise wegen fehlender Alleinstellungsmerkmale Probleme hatten, bräuchten eine Neuaus- richtung und vor allem die Entwicklung eines unverwechselbaren Profils. Allerdings werden Veränderungen, da sind sich Bera- ter und Researcher einig, nicht alle Geschäfte retten. „Es wird ein Sterben auf Raten geben, denn vielfach ermöglicht die Eigentümer- und Finanzierungsstruktur in Fonds starke Abwertungen nur mittel- bis langfristig“, begründet die deutsche JLL- Expertin Alexandra Meyder-Cyrus ihre Annahme. Etablierte Handelsimmobilien, die neu positioniert werden, sollten nur vorüber- gehend von Leerständen und Mietausfällen betroffen sein, die man aber managen könne. LLB-Geschäftsführer Fuhrmann berichtet aus der Praxis: „Bei unseren Retailmietern haben wir bereits eine Viel- zahl von Vertragsanpassungen vorgenom- men, in der Regel eine Verlängerung der Verträge gegen Gewährung von Mieter- G G incentives.“ Fels in der Brandung Solche ernsthaften Sorgen bestehen bei Wohnimmobilien nicht. Sie gelten immer noch als stabile und werterhaltende Invest- ments für ein wetterfest Portfolio. In Stein gemeißelt ist das aber nicht.Denn momen- tan gehen die meisten Ökonomen davon aus, dass der Arbeitsmarkt und die Einkom- men auch nach einer raschen Erholung der Wirtschaft weiter unter Druck stehen wer- den. Dadurch könnte das Thema „Leistba- res Wohnen“ stärker an Bedeutung gewin- nen. Peter Czapek, CEO Bank Austria Real Invest, sieht das gelassen: „Das wird bereits seit Jahren diskutiert und auch in Zukunft bestimmendes Thema im BereichWohnen sein. Wir investieren weiterhin in geförder- ten, aber auch in frei finanzierten Wohn- bau.“ Er rechnet in diesemMarkt allenfalls mit punktuellen Preisrückgängen. Nur vereinzelt gab es bisher Anfragen zur Stundung der Wohnungsmieten, be- richten die Fondsmanager. Gleichwohl kann niemand seriös ausschließen, dass dieser Bedarf durch Kurzarbeit und Arbeits- losigkeit größer wird. „Angesichts der Ent- wicklung von Mieten und Kaufpreisen stellt sich nämlich schon die Frage,wer sich diese auf Dauer leisten kann. Bei zahlrei- chen Projekten amMarkt werden hier aus unserer Sicht deutlich zu hohe Mieten erwartet, sodass manche kalkulierten Ren- Die Portfolios der offenen Immobilienfonds An-/Ver- Portfolio nach Nutzungsarten Portfolio nach Region käufe seit Infra- Deutsch- Fonds 1.1.2019 Objekte Wohnen struktur 1 Büro Geschäft Hotel Österreich land Europa Erste Immobilienfonds 0 / 0 78 77,00 % 0,00 % 15,00 % 8,00 % 0,00 % 82,00 % 18,00 % 0,00 % Erste Responsible Immobilienfonds 0 / 0 5 44,00 % 56,00 % 0,00 % 0,00 % 0,00 % 100,00 % 0,00 % 0,00 % Real Invest Austria 6 / 0 134 80,00 % 0,00 % 20,00 % 2 0,00 % 0,00 % 100,00 % 0,00 % 0,00 % LLB Semper Real Estate 9 / 4 57 3,13 % 15,61 % 33,41 % 27,93 % 19,92 % 46,14 % 53,86 % 0,00 % LLB Semper Real Estate Deutschland 3 / 0 11 8,17 % 13,81 % 32,43 % 20,60 % 24,99 % 0,00 % 100,00 % 0,00 % Union Immofonds 1 9 / 6 38 12,11 % 6,88 % 53,84 % 14,62 % 12,55 % 47,04 % 52,96 % 0,00 % Die offenen Immobilienfonds sind mit ihrer Fokussierung auf Österreich und Deutschland in den stabilsten Volkswirtschaften Europas gut aufgestellt. Der hohe Anteil von Wohn- und Büroimmobilien sorgt ebenfalls für Stabilität. 1 inklusive Logistik und Grundstücke | 2 inklusive Gewerbeflächen Quelle:AngabenderAnbieter » In der Stadthotellerie besteht nach wie vor eine hohe Unsicherheit. « Lars Fuhrmann, LLB Immo KAG fondsprofessionell.at 3/2020 149

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