FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

in der Finanzkrise 2008 und 2009 zu beob- achten gewesen. „Wir hatten dies berücksich- tigt und in Kauf genommen“, sagt Fischer. Selbst alternative Investments boten sich kaum als Schutzhäfen an. Der Kurs der Kryp- towährung Bitcoin etwa korrelierte stark mit Aktien (siehe Grafiken vorige Seite). Obsolete Modelle Absicherungen über Derivate schließlich bergen ihre Tücken, wie Scope-Analysechef Yakhloufi eingangs andeutete. Mit Optionen lassen sich zumindest Teile des Portfolios absichern und die Aktienquote runterfahren. „Aber man muss sich genau überlegen, wann man sie einsetzt“, gibt Schlumberger zu be- denken. Letztendlich könne man damit nur temporär das Portfolio absichern. „Wer aber Derivate nicht nur taktisch, sondern als stra- tegische Absicherung nutzt, verdient letztlich in Aufwärtsphasen auch nichts“, sagt der Starcapital-Vorstand. „Somit kommt man um Timing nicht herum.“ Wann ein Abschwung vorbei ist und die Absiche- rung beendet werden könne, sei schwer abzuschätzen. Gleiches gilt für das Len- ken der Aktienquote über Derivate. Erschwerend kommt hinzu, dass eta- blierte Prozesse zur Portfoliosteuerung im aktuellen Umfeld nicht mehr greifen. „Das Value-at-Risk-Modell war zur Zeit sei- ner Entwicklung wegweisend, fußt aber letzt- endlich auf Daten aus dem letzten Jahrhun- dert“, meint Ex-Investmentbanker Fischer. „Anlagephilosophien, die darauf beruhen, sind zum Scheitern verurteilt.“ Er beobachtet wei- terhin: „Das Risikomanagement hat nirgends funktioniert, sonst hätten die Fed und die EZB nicht so massiv an den Märkten rettend ein- greifen müssen.“ An den Kapitalmärkten habe sich ein Strukturbruch vollzogen, so Fischer weiter. Die Finanzmärkte hätten nichts mehr mit einer Anlage nach marktwirtschaftlichen Prinzipien gemein. „Die Notenbanken kaufen uneingeschränkt Papiere am Markt auf“, sagt er. „Alle bislang gültigen Regeln sind über den Haufen geworfen worden.“ Fischer und sein Team haben daher ein eige- nes Bild entworfen. „Wir gehen davon aus, dass sich alle Anlageklassen nunmehr zuneh- mend wie Währungen zueinander verhalten“, sagt der frühere Chef des BHF-Bank-Eigners RHJ International. „Egal ob, Aktien, Anleihen, Gold, Immobilien oder sogar Kunst, alle sind aufgrund der Notenbank-Liquidität künstlich auf- oder abgewertet und somit miteinander zunehmend austauschbar.“ Keine Anlageklas- se könne damit mehr als wirkliche Absiche- rung dienen. Alle würden zueinander eine im- mer höhere Korrelation aufweisen. „Investo- ren kaufen nicht mehr eine Anlageklasse, weil sie einen laufenden Ertrag abwirft, sondern weil sie hoffen, diese später wieder teurer wei- terzuverkaufen“, meint Fischer Cash is King Folgt man dieser Argumentation, bleibt letztlich fast kein Hort mehr übrig, der im Kri- senfall Schutz bietet. Nicht einmal die digitale Währung Bitcoin, die seine Jünger als Alter- native feiern, bot einen Werterhalt. Doch wo flossen die Mittel letztendlich hin? „Die Antwort liegt in der Flucht in den ultimativen sicheren Hafen: Bargeld“, sagt Aviva-Manager Nunan. „Wenn es kracht, dann ist Cash Trumpf“, meint auch Schlumberger. „Zwar fahre ich damit den negativen Geldmarktzins ein. Dafür habe ich in solchen Krisenphasen Pulver parat, dass ich trocken halten kann.“ Dieses lie- ße sich einsetzen, um bei einzelnen attraktiven Chancen, die sich eröffneten, zuzugreifen. Das wirft jedoch neue Probleme auf. „Die ultimative Benchmark in einer Welt, die fak- tisch nur aus Währungsäquivalenten besteht, ist der US-Dollar“, sagt Fischer. „Auch bei diesem beträgt die Rendite null Prozent. In einem solchen System ist eine Geldanlage, die nachhaltige, berechenbare Erträge erbringt, faktisch nicht mehr möglich“, folgert der Konservative Krisenmeister Ausgewählte Fonds der Scope-Kategorie „Mischfonds Global konservativ“ Volumen Maximaler Verlust in Laufende 19. 2. bis über 3 Performance Name ISIN Mio. Euro Kosten 1 31. 3. 2020 2 Jahre 3 2020 4 3 Jahre 1 5 Jahre 1 Lampe Liquid Return LU1642490699 493,4 0,34 % -1,4 % – -1,0 % – – Axa Defensiv Invest DE0009789438 258,8 1,03 % -4,3 % -3,1 % -3,1 % -1,4 % -1,0 % DWS Concept DJE Alpha Renten Global LU0087412390 527,8 1,40 % -5,4 % -5,7 % -0,3 % 1,0 % 0,8 % Sigma Plus Konservativ DE0007019325 124,0 0,99 % -7,1 % -5,0 % -4,6 % -0,9 % -1,3 % Vontobel Multi Asset Defensive LU1700372789 9,8 1,16 % -7,2 % – -4,3 % – – Deka-Global Balance DE000DK2J8N2 220,2 1,03 % -7,2 % -4,1 % -3,7 % -0,7 % – BL-Global 30 LU0048291826 123,2 1,50 % -7,6 % -2,8 % -1,3 % 1,0 % 0,4 % Allianz Strategy 15 LU0398560267 695,3 1,30 % -8,0 % -6,1 % -4,4 % 1,5 % 0,4 % Deka-Stiftungen Balance DE0005896864 1.133,0 1,18 % -8,4 % -5,7 % -5,3 % -1,2 % -1,2 % Deka-BR 35 DE0005424576 675,2 0,89 % -8,8 % -6,3 % -5,5 % 0,9 % 1,0 % Vergleichsgruppe -12,4 % -8,8 % -8,2 % -1,8 % -1,4 % Defensive Mischfonds mit geringen Corona-Einbußen. 1 p.a. | 2 tägliche Basis | 3 stichtagsbezogen jeweils zum Monatsende | 4 per Ende März Quelle: Scope Analysis | Stand: 31. 3. 2020 Jerome Nunan, Aviva Investors: „Die Antwort liegt in der Flucht in den ultimativen sicheren Hafen: Bargeld.“ » In dieser Gemengelage gibt es keine attraktive Anlageklasse, nur eine, die am wenigsten miserabel aussieht. « Leonhard Fischer, DFG Foto: © Aviva Investors 92 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 markt & strategie I vermögensverwaltende fonds

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