FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

rungsseite sind unsere Hauptpositionen in US- Dollar und im Schweizer Franken. Zusam- mengerechnet haben die beiden Währungen zurzeit ein Gewicht von zirka 60 Prozent des Fondsvermögens. Auch das hat uns geholfen. Heuser: Hat sich denn die personelle Struk- tur im Fondsmanagement verändert? Pesarini: Nicht in der jüngeren Zeit. Arnoldo Valsangiacomo und ich arbeiten sozusagen als das Ursprungsteam schon seit dem Jahr 2002 zusammen. Im Jahr 2018 ist Michael Blümke als Dritter im Bunde zu uns gestoßen. Glow: Ich würde gern auf das Thema Per- formance zurückkommen. Die Auswertung unserer Lipper-Datenbank zeigt, dass es in den vergangenen drei Jahren nur einen Monat, das war Juni 2018, gab, in dem der Ethna-Aktiv eine Underperformance ge- genüber seiner Peergroup gezeigt hat. Was macht diesen Erfolg tatsächlich aus? Pesarini: Es sind mehrere Gründe, die dabei eine Rolle spielen. In der jüngeren Zeit ist unsere Outperformance unter anderem wegen unserer grundsätzlich konservativen Aufstel- lung entstanden. Wir versuchen natürlich stets, eine möglichst positive Performance für un- sere Anleger zu erzielen, aber wir vermeiden es bewusst, zu jeder Zeit ganz vorn mit dabei zu sein. Im Grunde ist es doch so, dass wir gerade nur ganz knapp einer Katastrophe ent- gangen sind, denn die 20er-Tage des März waren doch im Grunde nichts anderes als der Meltdown der gesamten westlichen Welt mit der Folge, dass zeitweise weder für Aktien noch für Anleihen irgendein vernünftiger Preis gestellt wurde. Eingangs habe ich bereits erwähnt, dass aus meiner Sicht der Kapitalis- mus im Grunde sein Ende gefunden hat. Durch die massiven Interventionen von Zen- tralbanken, die inzwischen ein kaum noch vorstellbares Ausmaß erreicht haben, sind wir wieder in einer Situation, in der Wall Street gerettet und Main Street im Stich gelassen wird, sprich: der kleine Mann auf der Straße ist arbeitslos, um den kümmert sich keiner mehr. Das hat zu einer Situation geführt, in der nur der gekauft oder eben – wenn es ganz schlecht läuft – auch gerettet wird, der sozu- sagen aufs Ganze geht, um die höchstmög- liche Performance zu erzielen. „All in“ ist ein beliebt gewordenes Stichwort in diesem Zu- sammenhang. Wenn es gut läuft, ist man der große Meister, läuft es schlecht, wird man schon irgendwie gerettet. Valsangiacomo: Das ist jetzt natürlich schon fast etwas zu philosophisch, des- halb will ich einmal etwas konkreter erläutern, welche Schlüsse wir daraus gezogen haben. Was uns von anderen Fondsmanagern unterscheidet, das ist auf der Aktienseite die Konzentration auf die Allokation in bestimmten Ländern, Regionen und Branchen statt der Selektion von Einzel- titeln. Unser Ausgangspunkt ist dabei eher die Frage, welche Risiken wir einzugehen bereit sind, als die Suche nach möglichst aussichts- reichen Einzeltiteln. Und durch unsere haupt- sächliche Positionierung in Futures und Optionen waren wir eben in der Lage, unser Exposure schnell herunterzufahren, um so größere Drawdowns zu verhindern. Glow: Aber funktioniert das auch auf der Rentenseite? Valsangiacomo: Auch im Anleihenbereich muss man sich natürlich entscheiden, welche Risiken man einzugehen bereit ist, und zwar sowohl in Bezug auf Spread- als auch auf Durationsrisiken, und natürlich wo, also in welcher Region. Unsere Positionierung be- züglich Zinsänderungsrisiken zum Beispiel ist uns in den vergangenen drei Jahren insofern gut gelungen, als wir mit relativ wenig Vola- tilität eine vergleichsweise ansehnliche Per- formance generieren konnten. Aber ich gebe Ihnen recht, der Bondbereich verlangt schon einen deutlich höheren Aufwand. Da muss man als Fondsmanager im Grunde jeden ein- zelnen Titel genau analysieren, die Bilanz, die Gewinn-und-Verlust-Rechnung und sonstige Statements eines Unternehmens genau unter die Lupe nehmen, um wirklich die Spreu vom Weizen zu trennen. Heuser: Hat sich denn vor diesem Hinter- grund etwas Grundsätzliches an Ihrem Risikomanagement verändert? Pesarini: Als institutioneller Marktteilnehmer ist es für uns natürlich zunächst einmal beson- ders wichtig, nicht nur die Marktrisiken unse- » Unsere Positionierung bezüglich Zinsänderungsrisiken ist uns in den vergangenen drei Jahren gut gelungen. « Arnoldo Valsangiacomo, Ethenea Luca Pesarini: „Ich habe vor Kurzem in einem Interview von einem Dax-Stand gesprochen, den ich früher oder später bei 5.000 Punkten erwarte. Und diese Einschätzung habe ich bis heute noch nicht revidiert.“ KREUZ VERHÖR 80 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör Alle Fotos: © Fanny Taboada

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