FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020
Hans Heuser (FONDS professionell): Herr Pesarini, der Ethna-Aktiv ist mit einem Fondsvermögen von gut 2,8 Milliarden Euro nach wie vor das Flaggschiff Ihrer Gesellschaft. Wie ist der Fonds aus Ihrer Sicht bisher durch die Krise gekommen? Luca Pesarini (Ethenea): Auch wir haben natürlich das Ausmaß der Kursrückgänge, wie sie sich ab Mitte Februar an den internationa- len Kapitalmärkten ereignet haben, nicht vor- hergesehen. Aber das wird wahrscheinlich kaum ein Fondsmanager von sich behaupten können. Insgesamt sind wir meines Erachtens bisher vergleichsweise glimpflich durch die Zeit der Krise gekommen. Wir waren im Prin- zip sogar von der Grundstruktur her recht gut aufgestellt, weil wir schon im vergangenen Jahr damit begonnen hatten, den Ethna-Aktiv verstärkt auf extrem liquide Positionen auszu- richten. Entsprechend hatten wir zu Beginn der Kursrückgänge nur sehr wenige illiquide Papiere im Fonds, die im Zuge der jüngsten Entwicklungen zum Teil praktisch unverkäuf- lich gewesen wären, um nicht zu sagen, ins Bodenlose gefallen wären. Von einer solchen Entwicklung sind wir sehr weitgehend ver- schont geblieben. Der Fonds war zudem rela- tiv breit gestreut investiert, und zwar über- wiegend in auf US-Dollar lautenden Anleihen mit einer im Durchschnitt sehr guten Bonität. Entsprechend haben wir Klumpenrisiken in Aktien vermieden, speziell in solchen Papie- ren, die extrem abgestraft worden sind. Heuser: So ganz zufrieden scheinen Sie aber nicht zu sein ob der Tatsache, dass der Fonds auch Mitte Mai noch keine positiven Vorzeichen vor der Wertentwicklung fürs laufende Jahr aufweist. Pesarini: Natürlich hätten wir uns gewünscht, nach der Aufholbewegung der vergangenen Wochen mit dem Ethna-Aktiv wieder im positiven Terrain zu sein. Aber im Vergleich zu dem, wie es theoretisch hätte kommen können und wie es einige unserer Mitbewer- ber erwischt hat, können wir meiner Ansicht nach mit der Wertentwicklung seit Jahres- anfang durchaus zufrieden sein. Arnoldo Valsangiacomo (Ethenea): Außer- dem war es uns weniger wichtig, damit prah- len zu können, dass wir zwei oder drei Mona- te nach dem unvergleichlich schnellen Ein- bruch der Aktienkurse bereits wieder im Plus liegen. Für uns und unsere Anleger war viel- mehr die Tatsache von Bedeutung, dass es gelungen ist, die Volatilität unter Kontrolle zu halten. Unser Drawdown war relativ zum tat- sächlichen Geschehen an den Märkten erfreu- lich moderat. Denn ganz unabhängig von der jüngsten Krise ist es uns schon seit geraumer Zeit extrem wichtig, die Schwankungen in unserem Portfolio möglichst gering zu halten. Pesarini: Man sollte zudem nicht vergessen, dass man hinter die leichte Erholung, die wir seit Mitte März erlebt haben, ja durchaus einige Fragezeichen setzen darf. Denn diese Art Schnalzer nach oben rührt ja nicht von einer Verbesserung der wirtschaftlichen Rah- mendaten oder von guten Unternehmenser- gebnissen her. Das ist ja lediglich das Ergeb- nis von massiven Eingriffen seitens Regierun- gen und Notenbanken, und zwar in einem so erschreckend hohen Ausmaß, dass sich die 77 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 KREUZ VERHÖR LUCA PESARINI, ETHENEA: » Insgesamt sind wir meines Erachtens bisher vergleichsweise glimpflich durch die Zeit der Krise gekommen. « p » Wir sind kaum noch in Einzelwerten investiert «
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