FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020
werden dürfte, die Wertpapierberatung ge- winnbringend zu etablieren. Es gilt einige Hürden zu überwinden: „Erforderlich ist eine Präsenz hoher Beratungsqualität. Die ist jedoch kostenintensiv und bedeutet eine hohe Break-even-Schwelle“, meint Bankenexperte Fleischer. Außerdem kommt der Direktbank die Corona-Pandemie in die Quere – der Kurssturz an der Börse dürfte so manchen Sparer verschreckt haben. „Aktuell gibt es einen Rückschlag, da nun die Wechselbereit- schaft potenzieller Kunden gering ist. Bei den meisten Anlegern steht derzeit das Halten von Barliquidität im Vordergrund“, so Fleischer. Sein Fazit: „Die gesetzten Ziele zu erreichen wird länger dauern und den Einsatz hoher Ressourcen abverlangen. Folglich wird es in naher Zukunft nicht zu einer strategischen Ausrichtung ‚ING-Privatbank mit angeschlos- sener Direktbank‘ kommen.“ MARCUS HIPPLER | FP Foto: © ING Pressebild Daniel Llano Manibardo | ING Deutschland „Erfolgreiche Partner schaft“ Daniel Llano Manibardo, im Vorstand der ING Deutschland für das Privatkundengeschäft verantwortlich, über den Ein- stieg in die Wertpapierberatung, einfach gestrickte Produkte und die Zusammenarbeit mit dem Robo-Advisor Scalable. D aniel Llano Manibardo rückte zu Jah- resbeginn vom Generalbevollmächtig- ten und Head of Retail Banking zum Vorstand der ING in Deutschland auf. Der gebürtige Spanier begann seine Karriere 1997 bei J.P. Morgan in London. 2001 kam er zur ING, für die er zunächst in Spanien, dann in Rumänien und seit Februar 2018 in Deutsch- land arbeitet. Herr LlanoManibardo, die INGDeutsch- land kündigte an, in die Wertpapier- beratung einzusteigen. Was hat Sie als Direktbank zu diesem Schritt bewogen? Daniel Llano Manibardo: Unsere Kunden. Bisher hatten wir kein passendes Angebot für diejenigen unter unseren vielen Sparkunden, die ihre Anlageentscheidungen nicht selbst treffen und auch nicht auf den Robo-Advisor setzen wollen. Gerade von diesen kommen aber viele Fragen, wie sie im Nullzinsumfeld mehr aus ihrem Geld machen können. Dieses Bedürfnis wollen wir bedienen. Kunden sol- len Zugang zu einer digitalen Beratung be- kommen, die zu einem späteren Zeitpunkt durch ein Beraterteam verstärkt werden soll. Wann startet Ihr Anlageberaterteam? Wir planen, noch dieses Jahr mit unserem Angebot zu starten. Mit wie vielen Beratern beginnen Sie? Und woher rekrutieren sie diese? Die genaue Anzahl zu Beginn steht noch nicht fest. Wenn wir sehen, dass das Volumen steigt, werden wir die Zahl der Berater erhö- hen. Dazu werden wir Kolleginnen und Kol- legen intern weiterbilden, aber auch auf dem Markt schauen. Bringt die gegenwärtige Corona-Pande- mie Ihren Zeitplan durcheinander? Wie andere Unternehmen stellt die aktuelle Situation natürlich auch uns vor Herausfor- derungen. Aber aktuell meistern wir diese sehr gut. Dementsprechend planen wir derzeit nicht, die Einführung in diesem Jahr zu ver- schieben. Über welche Medien erfolgt die zukünf- tige Wertpapierberatung? Digital oder bei Bedarf persönlich am Telefon beziehungsweise per Video mit einem Berater. Zu welchen Produkten beraten Sie künftig? Bieten Sie beispielsweise auch eine Vermögensverwaltung an? Unsere Partnerschaft mit dem Online-Ver- mögensverwalter Scalable Capital läuft sehr erfolgreich. Deshalb gibt es für uns keinen Grund, eine eigene Vermögensverwaltung an- zubieten. Unser Beratungsangebot richtet sich auch nicht an diejenigen, die eine Vermö- gensverwaltung wünschen. Wir wollen unse- ren Sparkunden dabei helfen, Anleger zu werden. Dafür brauchen wir sehr einfache Produkte, die wir unseren Kunden gut erklä- ren können und die zu ihren Bedürfnissen passen. Unsere Kunden sollen langfristig, diversifiziert und kostenbewusst investieren können – und auf die Unterstützung durch den Menschen zurückgreifen können, wenn sie gebraucht wird. Sie sprechen die Zusammenarbeit mit Scalable Capital an. Wie viel Geld von ING-Kunden betreut das Münchner Fintech mittlerweile? Seit dem Start der Partnerschaft im Sep- tember 2017 haben unsere Kunden mehr als 1,5 Milliarden Euro bei Scalable Capital angelegt. Die Zusammenarbeit läuft auch weiterhin sehr erfolgreich. Die Partnerschaft ist vermutlich eine der erfolgreichsten zwi- schen einer Bank und einem Fintech. Derzeit kann man ab 5.000 Euro über Ihren Kooperationspartner Scalable Capital investieren. Denken Sie über eine Herabsetzung der Mindestanlage- summe nach? Wir haben den Mindestanlagebetrag erst letz- tes Jahr gesenkt, weil wir dort eine Nachfrage gesehen haben. Aktuell sehen wir keinen Bedarf, den Mindestbetrag weiter herabzu- setzen. MARCUS HIPPLER | FP Daniel Llano Manibardo, ING: „Noch in diesem Jahr soll ein Beraterteam starten.“ 376 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 bank & fonds I direktbanken
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