FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

pieren zu beraten. Die Commerzbank- Tochter aus Quickborn startete die soge- nannte „Anlageberatung plus“ im Jahr 2010. Bei dem provisionsfreien Bera- tungsangebot, das ab einer Anlagesumme von 25.000 Euro verfügbar war, beliefen sich die Kosten auf monatlich 0,05 Pro- zent des durchschnittlichen Depotvolu- mens, mindestens aber auf 24,90 Euro. Die Beratung wurde Ende 2017 jedoch eingestellt. Gründe für das Aus nennt die Bank nicht, eine Firmensprecherin teilte auf Anfrage mit, es habe sich um einen „Testlauf“ gehandelt. Besonders erfolgreich schien das Projekt nicht gewesen zu sein: Fünf Jahre nach dem Start betreute die Comdirect lediglich 3.000 Kunden. Vielleicht kam die Bank mit ihrem Angebot auch etwas zu früh, denn im vergange- nen Jahr verzeichnete die Direktbank mit 6,5 Milli- arden Euro den höchsten Depot-Nettomittelzufluss aller Zeiten. Das gesamte Depotvolumen der Com- direct beträgt mittlerweile 51,3 Milliarden Euro. „Immer mehr Kunden nutzen Wertpapiere für ih- ren langfristigen Vermö- gensaufbau“, sagt Com- direct-Vorstandschefin Frauke Hegemann. „Be- sonders beliebt bei Ein- steigern sind Wertpapier- sparpläne oder auch unsere digitale Vermö- gensverwaltung Cominvest.“ Der Robo Com- invest wurde 2017 lanciert. Kunden können dabei ab einer Einmalanlage von 3.000 Euro zwischen der Variante „Wir für Sie“, bei der der Robo alle Entscheidungen übernimmt, und der Alternative „Wir gemeinsam“ für Mitentscheider wählen. Konkurrenz Nach dem Rückzug der Comdirect ist die Consorsbank aktuell die einzige unter den rund 25 in Deutschland vertretenen Direkt- banken, die eine Wertpapierberatung anbietet. Mit rund 50 Mitarbeitern in diesem Segment ist das zum französischen BNP-Paribas-Kon- zern gehörende Institut breit aufgestellt. Es be- rät seit 2009 sowohl gegen Provision als auch gegen Honorar. Dabei richtet sich die auf klas- sischer Provisionsbasis arbeitende „Vermö- gensberatung“ hauptsächlich an Selbstent- scheider, die einen Sparringspartner suchen. Bei der „Vermögensberatung extra“ handelt es sich um eine Honorarberatung, bei der das jährliche Beratungsentgelt von rund 0,7 bis 1,0 Prozent nach dem durchschnittlichen Depotvolumen des Kunden berechnet wird. Die Beratung erfolgt per Telefon oder E-Mail, wobei die Mitarbeiter in den bei- den Beratungszweigen organisatorisch voneinander getrennt arbeiten – so schreibt es die Regulierung vor. Zu den Produkten gehören Anlagezer- tifikate, Fonds, Anleihen und ETFs. Trotz elfjähriger „Anlaufzeit“ sind in den beiden Varianten der Vermögensberatung derzeit nur rund 18.000 Kunden engagiert. Bei gegenwärtig rund 1,4 Millionen Consors- Kunden in Deutschland bedeutet dies einen Anteil von mageren 1,3 Prozent. Bankenpro- fessor Fleischer meint die Gründe dafür zu kennen: „Consors setzt voll auf das in Deutschland bei den Anlegern wenig beliebte Beratungshonorar-Modell. Deshalb sehen wir hier ein geringes Wachstumspotenzial.“ Ein Ausbau der Beratungs- aktivitäten sei auch nicht geplant, so ein Consors- Sprecher. Ambitionierte Wachstumspläne verfolgt BNP Paribas in Deutsch- land eher im Geschäft mit vermögenden Kunden (siehe auch das Interview mit Wealth-Management- Chef Michael Arends in FONDS professionell 2/2019, Seite 312). Ausblick Die Erfahrungen der Mitbewerber zeigen, dass es für die ING nicht leicht Drei Direktbank-Riesen im Überblick Ausgewählte Kennzahlen zu Kunden, Depots und Mitarbeitern * in Deutschland und Österreich inklusive Interhyp Quelle: Unternehmensangaben | Stand: 31.12.2019 Foto: © Hendrik Lueders, Hochschule München Frauke Hegemann, Comdirect: „Wertpapiersparpläne sind besonders bei Einsteigern beliebt.“ » Die Beratung soll digital oder bei Bedarf persönlich am Telefon beziehungsweise per Video mit einem Berater erfolgen. « Daniel Llano Manibardo, ING Comdirect Consors ING Zahl der Kunden 2,7 Mio. 1,4 Mio. 9,3 Mio. Kundeneinlagen (Spar- und Giro) 28,9 Mrd. Euro 17,4 Mrd. Euro 138,9 Mrd. Euro Depotvolumen 51,3 Mrd. Euro 34,6 Mrd. Euro 45,7 Mrd. Euro Zahl der Depots 1,56 Mio. 1,22 Mio. 1,37 Mio. Transaktionen 24,4 Mio./Jahr 15,8 Mio./Jahr 11,5 Mio./Jahr Zahl der Mitarbeiter 1.278 1.200 5.561* Klaus Fleischer, Hochschule München: „Erforderlich ist eine Präsenz hoher Beratungsqualität.“ 374 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 bank & fonds I direktbanken

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