FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020
Lediglich Scalable Capital räumt ein, zeit- weise einen negativen Saldo verzeichnet zu haben. „Einige Kunden waren in der Phase des starken Kurseinbruchs an den Märkten natürlich besorgt und haben auch Geld abge- zogen“, sagt Mitgründer und Geschäftsführer Erik Podzuweit. „Wir hatten einen starken Jahresauftakt im Januar und Februar, die Zuflüsse waren vier- bis fünfmal so hoch wie die Abflüsse.“ Selbst im Krisenmonat März hätten sich die Mittelzu- und -abgänge der Kunden fast die Waage gehalten. „Die Netto- mittelabflüsse beliefen sich in der Krise auf 1,5 Prozent des Anlagevolumens“, erläutert Podzuweit. „Mittlerweile überwiegen die Zuflüsse aber wieder deutlich, und über das gesamte erste Quartal gesehen lagen sie 60 Prozent über den Abflüssen.“ Ein recht unterschiedliches Bild zeigt sich beim Informationsbedürf- nis der Kunden. „Angesichts der Corona-Pandemie verzeichnen wir bislang bei den Kundennachfragen nur einen leichten Anstieg“, sagt Gamroth von Liqid. Andere Robos berichten hingegen von deutlich höheren Anfrageaufkommen als gewöhnlich. „In der Spitze gab es zwei- bis dreimal so viele Nachfra- gen am Telefon wie in einer Woche Anfang des Jahres vor Ausbruch der Unsicherheit in Europa“, meint etwa Comdirect-Manager Silber. Auch Scalable habe im März haben ein höheres Volumen an Kundenanfra- gen auf allen Kanälen verzeichnet – per Telefon, Mail und auch über die sozialen Netzwerke. „Die Zahl der Anfragen hat sich aber relativ schnell wieder normalisiert“, er- gänzt Quirion-Chef Daut. Alle befragten digi- talen Vermögensverwalter verstärkten in der Krise zudem die Ansprache an die Kunden und führten Angebote wie Webinare oder Telefonkonferenzen ein, sofern sie diese nicht ohnehin schon im Sortiment hatten. Glaskugel erwartet Schließlich stellt sich die Frage, ob die Ro- bos wegen des Corona-Crashs ihre Strategie überarbeiten. „Wir sehen keinen Anlass für strategische Veränderungen. Die Krise an den Aktienmärkten betraf neben unseren Angebo- ten pauschal alle Produkte mit Aktienanteil“, meint Raisin-Investmentchef Fomm. „Auch in der aktuellen Krise zeigt sich, dass Diver- sifikation als wichtigstes Prinzip der Port- foliokonstruktion auch bei breiten, weltweiten Korrekturen der richtige Ansatz ist.“ Die Comdirect sieht ihren Robo ebenfalls auf der richtigen Spur. „Der Cominvest-Algo- rithmus hat auf die schnellen, stufenweisen Kursverluste angemessen reagiert und dort, wo es die Strategie erforderte, risikoredu- zierende Umschichtungen angezeigt“, meint Silber. „Nichtsdestotrotz überprüfen wir lau- fend und systematisch unsere Algorithmen und nutzen gerade auch die jüngsten extremen Kursentwicklungen, um zusammen mit unse- ren Experten, Partnern und Kunden das Pro- dukt weiterzuentwickeln.“ Auch Quirion sieht keinen Nachbesse- rungsbedarf und will an seinem Konzept des Rebalancings festhalten. „Auch wenn viele von einem Robo-Advisor teilweise die be- rühmte Glaskugel erwarten, so zeigen Studien ganz klar, dass Timing-Versuche meistens schiefgehen und langfristig Rendite kosten“, erläutert Daut. Quirion verfolge genau deshalb einen prognosefreien Rebalancing-Ansatz. Dabei wird das Kundenportfolio regelmäßig auf seine Einstandsgewichtung zurückgesetzt. Noch nicht ausgestanden Ebenfalls einen Rebalancing-Ansatz ver- folgt Liqid. „Bereits seit Mitte Februar ist der Algorithmus dazu übergegangen, Aktien- ETFs zugunsten von Anleihen-ETFs zu ver- kaufen – nämlich genau dann, als die bis dato steigenden Aktienkurse einen bestimmten Schwellenwert erreicht hatten“, erklärt Gam- roth. „Ohne dieses Rebalancing wären die Verluste seit Beginn der Kursschwäche un- gleich höher ausgefallen.“ Der Liqid-Algorith- mus sorge also nicht nur permanent für eine Begrenzung der Risiken, sondern gehe dabei antizyklisch vor. „Das ist bei anderen Ansätzen, vor allem bei Value at Risk, oft nicht der Fall.“ Genau diese Strategie ver- folgt Scalable Capital, der Robo mit den höchsten Verlusten in der heißen Krisenphase. „Die Coro- nakrise dürfte zweifellos nicht nur zu den fünf, sondern eher zu dem einen Prozent der Worst-Case-Sze- narien gehören. Der fast weltweite Lockdown der Wirtschaft ist ein Er- eignis, das in der Börsengeschichte ohne Beispiel ist“, verteidigt Pod- zuweit seinen Ansatz. „Die Aktien- Foto: © Urban_Ruths, Liqid Kim Felix Fomm, Raisin: „Wir sehen keinen Anlass für strategische Veränderungen.“ Johannes Gamroth, Liqid: „Ohne dieses Rebalancing wären die Verluste ungleich höher ausgefallen.“ Nur ein Robo-Riese Digitale Vermögensverwalter in Deutschland Die Anlageroboter melden mitunter nur sporadisch das verwaltete Vermögen. Scalable Capital hat sich klar abgesetzt. Quelle: Extra-Magazin | Stand: Oktober 2019 Truevest Weltinvest Investify Quirion Liqid Cominvest Scalable Capital Verwaltetes Vermögen 1.500 Mio. Euro 300 Mio. Euro 280 Mio. Euro 500 Mio. Euro 175 Mio. Euro 100 Mio. Euro 100 Mio. Euro 280 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 vertrieb & praxis I robo-advisor
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