FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

das Nachsehen bei vielen Leistungen, die in neueren Bedingungen geboten werden. Das ist ein wichtiger Punkt, bei dem Makler für die Beratung ansetzen können. Die Absicherung von Risiken aus den immer häufiger anzutreffenden Photovoltaik- und Solarwärmeanlagen wird dagegen zunehmend in separate Versicherungen ausgelagert – auch hier sind die Kunden auf guten Rat ange- wiesen. Viele Beschwerden Die Versicherer scheinen aus Kosten- gründen auch bei der Schadenregulie- rung genauer hinzuschauen – nicht im- mer zumWohlgefallen der Kunden. Ein Indiz sind mehr als 1.200 Beschwerden beim Versicherungsombudsmann im vergangenen Jahr. Das sind zwar 17 Pro- zent weniger als im Vorjahr, allerdings betrifft immer noch fast jede zehnte Ein- gabe bei der Schlichtungsstelle die Ge- bäudeversicherung, die weiterhin die drittstärkste Sparte bei den Beschwerden ist. Die überwiegende Mehrheit der Ein- gaben drehte sich wieder um Sturm-, Leitungswasser- und Rohrbruch- sowie Elementarschäden. Meist ging es grund- legend um die Frage, ob ein versicherter Schaden vorlag und in welchem Um- fang die Versicherung jeweils leisten musste. Schadenprophylaxe und Service sind angesichts von über 2,6 Millionen Schä- den pro Jahr essenziell. Stürme, Hagel und Starkregen lassen sich zwar kaum im Vorhinein kalkulieren, klar ist aber, dass sol- che Unwetter tendenziell zunehmen. „Lang- fristig stellt sich vor dem Hintergrund der klimabedingt drohenden Zunahme von Natur- katastrophen und der weiter alternden Gebäu- debestände die Frage, ob eine nachhaltige Erholung des Zweigs überhaupt möglich ist“, sagt Analyst Wittkamp. Allein 2019 summierten sich die Gebäude- und Hausratschäden aus Naturgefahren auf 2,2 Milliarden Euro, geht aus Zahlen des Branchenverbandes GDV hervor. Während über 90 Prozent der Hausbesitzer gegen Sturm und Hagel versichert sind, haben sich nur halb so viele vor Risiken wie Starkregen oder Hochwasser geschützt. „Eigentümer und Mieter sollten die bestehende Wohngebäude- versicherung um alle Naturgefahren erwei- tern“, rät GDV-Präsident Wolfgang Weiler. Immerhin: Die Versicherungsdichte in diesem Bereich steigt kontinuierlich, hat der Verband beobachtet: von 19 Prozent 2002 auf nunmehr 45 Prozent. Preisunterschiede Service erwarten nicht nur die Endkunden, sondern auch die Vermittler. „Wir haben unsere digitalen Schulungsangebote in den letzten Jahren deutlich ausgebaut, damit inter- essierte Makler Detaileinblicke in die Fein- heiten des Tagesgeschäfts bekommen“, sagt Horst-Ulrich Stolzenberg, Vorstand Vertrieb und Marketing des Assekuradeurs Domcura, dessen Angebote für Wohngebäudepolicen bei Maklerumfragen gut abschneiden. Wichtiger als Schulungen sind den Vermitt- lern freilich die Leistungen, die die Verträge ihren Kunden versprechen. Mit dem Einfami- lienhaus-Konzept, das auch für Zweifamilien- häuser angeboten wird, habe man ein Produkt in drei Tarifstufen etabliert, das vom soliden Basisschutz bis zur Allgefahrendeckung so gut wie jedem Bedürfnis gerecht wird, berichtet Stolzenberg. Beim Top- Schutz seien die separaten Bausteine „Marktgarantie“ und „Unbenannte Ge- fahren“ hinzubuchbar. „Marktgarantie bedeutet: Das Gebäude ist gegen alle Gefahren abgesichert, die nicht explizit im Bedingungswerk ausgeschlossen sind“, erklärt der Domcura-Vorstand. Für manche Hausbesitzer ebenfalls interes- sant: „Teil- oder Kernsanierungen redu- zieren das biologische Gebäudealter und erzielen so Rabatte, die bis an die Nach- lässe für Neubauten heranreichen“, so Stolzenberg. Die meisten Gesellschaften stufen Gebäude in Bauartklassen ein: Am bil- ligsten sind massiv gebaute Häuser mit Hartdach, etwas mehr kosten Fertighäu- ser in Leichtbauweise oder aus Holz, am teuersten sind Strohdachhäuser. Der Preis für den Versicherungsschutz diffe- riert auch nach regionalen Gesichtspunk- ten. So gibt es bei vielen Anbietern vier Tarifzonen, abhängig von der Sturm- gefahr und der Leitungswasserqualität. Hinzu kommen vier Risikozonen für Hochwasser. Am billigsten sind die Re- gionen südlich einer gedachten Linie von Köln nach Berlin. Etwas kostspie- liger ist es in Ostbayern, Baden und Tei- len von Hessen, ganz teuer sind die Nordseeabschnitte und Teile von Nord- rhein-Westfalen. Aufgepasst beim Wechsel Wer seinen Vertrag kündigen will, muss üb- rigens aufpassen: Falls Haus und Grundstück schuldenfrei sind, sollten die finanzierenden Institute gebeten werden, den zu Finanzie- rungsbeginn eingereichten Sicherungsschein an den Versicherer zurückzuschicken, da sonst der Versicherungswechsel blockiert wird. Falls Haus oder Grundstück noch belastet sind, ist vor jedem Versicherungswechsel die schrift- liche Einwilligung aller Gläubiger nötig – der alte Versicherer will spätestens einen Monat vor Vertragsende die Zustimmung der Hypo- thekenbank, Bausparkasse oder anderer Gläu- biger (Sicherungsschein) sehen. Wird das Haus verkauft, geht die Versicherung auf den Käufer über. Nur er kann den Vertrag kündi- gen, allerdings erst innerhalb eines Monats nach Eintragung ins Grundbuch. Der Versi- cherer hat Anspruch auf den Restbeitrag vom Verkäufer. DETLEF POHL | FP Foto: © Domcura Horst-Ulrich Stolzenberg, Domcura: „Bei uns ist das Gebäude gegen alle Gefahren abgesichert, die nicht explizit ausgeschlossen sind.“ » Eigentümer und Mieter sollten die bestehende Wohngebäude- versicherung um alle Naturgefahren erweitern. « Wolfgang Weiler, GDV 250 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 fonds & versicherung I gebäudeversicherung

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