FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020
Foto: © Composer | stock.adobe.com, Guido Schiefer | Assekurata W as die Hausratversicherung für das Wohnungsinventar, ist die Wohngebäudeversicherung für das Gebäude. Doch es gibt einen gravie- renden Unterschied: BeimWohneigentum geht es um viel höhere Werte, deren Ver- lust für die meisten existenzgefährdend wäre. Zwar ist niemand verpflichtet, sein Haus gegen Feuer, Sturm, Hagel oder Leitungswasserschäden zu versichern. Es wäre jedoch fahrlässig, darauf zu verzich- ten, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Wetterkapriolen. Versichert sind nicht nur Schäden am Gebäude bis hin zumWiederaufbau, sondern auch die Kosten für Abbruch- und Aufräum- arbeiten und sogar Mietausfall, falls das Haus vermietet wird. Gegen Aufpreis gibt es Schutz vor weiteren Gefahren wie Überspannungs- schäden durch Blitzschlag. Sinnvoll ist auch eine Elementarschadenversicherung, die an die klassische Wohngebäudeversicherung angedockt wird. Sie verspricht zusätzlichen Schutz gegen mögliche Schäden durch Stark- regen, Überschwemmung, Rückstau, Hoch- wasser, Schneedruck, Lawinen, Erdrutsch, Erdsenkung und Erdbeben. Sogar ein Vulkan- ausbruch ist versichert. Oft unrentabel Anders als heute war der Abschluss einer Wohngebäudepolice früher Pflicht. Dennoch stieg die Zahl der Verträge in den Jahren 2000 bis 2018 von 18,1 auf 19,5 Millionen. Das liegt auch daran, dass eine solche Police für zahlreiche Immobilienbesitzer de facto immer noch verpflichtend ist: Die Bank verlangt sie bei jeder Baufinanzierung. Trotz der hohen Nachfrage ist die Spar- te für die rund 100 Wohngebäudeversi- cherer am deutschen Markt kein reines Vergnügen. Zuletzt war das Geschäft mit Gebäudepolicen nur für 15 der 50 größten Anbieter rentabel, zeigt eine Studie des Analyse- und Forschungsinstituts Vers Leipzig. Im Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2018 lag die durchschnittliche Scha- denkostenquote (Combined Ratio) bei 105,2 Prozent. Mit anderen Worten: Für jeden Euro Beitrag musste die Branche 1,05 Euro an Leistung auszahlen – ein schlechtes Geschäft. Die Versicherer ar- beiten seit nunmehr 20 Jahren am Turn- around. Wirklich gelungen ist er noch nicht, auch wenn die Zahlen zuletzt im- merhin in die richtige Richtung wiesen (siehe Grafik nächste Seite). Sanierungsbemühungen Die Assekuranz hat schon einiges dafür getan, die Sparte zu „sanieren“. Der Jahresbeitrag für eine durchschnittliche Wohngebäudepolice ist seit 2011 um rund ein Drittel auf fast 378 Euro im Jahr 2018 gestiegen, ergab die jüngste Marktauswer- tung des Kölner Instituts für Versiche- rungsinformation und Wirtschaftsdienste (Kivi). Allein in den letzten beiden Jahren stieg das Beitragsaufkommen überdurch- schnittlich um jeweils rund sieben Pro- zent. Für 2020 zeichnen sich Erhöhungen wohl nur noch im Rahmen der Baukost- enteuerung ab. So steigt der gleitende Neuwertfaktor 2020 von 18,8 auf 19,6, was einer Erhöhung um 4,3 Prozent ent- spricht. Hintergrund: Da im Schadenfall der Neuwert jedes Hauses erstattet werden soll, müssen die aktuellen Baukosten bei der Ver- sicherungssumme berücksichtigt werden. Da- her behelfen sich die Versicherer mit einem gleitenden Neuwertfaktor: Sie multiplizieren den Grundwert des Hauses von 1914, der standardgemäß als Ausgangsbasis dient, mit dem gleitenden Neuwertfaktor (2020: 19,6). Baumaterial und Löhne sind heute also rund 20 Mal teurer als 1914. Wie viel Euro Versi- cherungssumme von 1914 das Haus wert ist, errechnen Makler mit dem Wertermittlungs- Wohngebäudepolicen waren für die Versicherer lange ein Verlustgeschäft. Doch die Sanierung kommt voran – und Makler haben weiter eine breite Auswahl. Sanierung sfall mit Perspektive Früher war bei Wohngebäudeversicherungen nur der Dreifachschutz vor Feuerschäden durch Brand, Blitzschlag und Explosion üblich. Moderne Policen bieten einen deutlich breiteren Schutz. » Ich muss mehrere Stunden Arbeitszeit aufwenden, habe am Ende des Tages aber weniger Courtage – wegen des oft niedrigeren Neubeitrags. « Ein Makler 248 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 fonds & versicherung I gebäudeversicherung
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