FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

Gibt es nur einen einzigen Bewertungsstichtag innerhalb des Jahres, ist der Indexstand an diesem Tag noch wichtiger. Dennoch lässt sich nicht sagen, dass dieses Modell prinzi- piell ungünstiger ist. Immerhin: Im Jahr 2019 haben Indexpoli- cen trotz rückläufiger Überschussbeteiligun- gen in der Hälfte aller Fälle positive Renditen erzielt, wie die Assekurata-Marktstudie „Über- schussbeteiligungen und Garantien in der Lebensversicherung“ zeigt. Policen, deren Indexjahre im vierten Quartal 2019 endeten, erwirtschafteten mehrheitlich Indexrenditen von über fünf Prozent, hat das IVFP ermittelt. Eine ist anders Indexpolicen mögen komplex sein. Wer ihre Funktionsweise jedoch einmal verstanden hat, durchblickt jedes Produkt, denn die Poli- cen funktionieren im Prinzip alle gleich. Alle bis auf eine – die „Gothaer Index Protect“. Hier werden die Überschüsse nicht für die Beteiligung am Index verwendet. Stattdessen leistet der Kunde einen Einmalbeitrag und entscheidet, ob seine eingezahlten Beiträge bei Ablauf zu 100 Prozent oder nur zu 90 Prozent garantiert sein sollen. Die Gothaer errechnet, welcher Anteil des Beitrags benötigt wird, um die Garantie zu erfüllen. Dieser Anteil fließt in den Deckungsstock, und der Kunde erhält darauf eine Überschussbeteiligung. Der rest- liche Anteil wird für die Beteiligung an einem Multi-Asset-Index genutzt. Die Partizipations- rate wird zu Vertragsbeginn festgelegt und kann dann vom Versicherungsnehmer nicht mehr verändert werden. Ist die Funktionsweise der Policen abgese- hen von der „Index Protect“ nahezu identisch, so zeigt ein Blick auf die 21 Tarife, dass bei den Indizes, an denen sich der Poli- ceninhaber beteiligen kann, deutli- che Unterschiede bestehen. Wäh- rend die Mehrzahl der Versicherer in ihre Tarife nur einen Index auf- genommen hat, bieten fünf Policen einen Mix aus zwei oder gar drei Indizes an, zwischen denen der Kunde in der Ansparphase hin- und herwechseln kann. Viele legen ihren Policen bekannte Indizes zugrunde. So wie die Allianz. „Uns war im- mer wichtig, mit Standardindizes wie dem Euro Stoxx 50 oder dem S&P 500 zu arbeiten, manche Wett- bewerber handhaben das anders“, sagt Thomas Wiesemann, Vorstand Maklervertrieb der Allianz Leben. In der Tat beschreiten Unternehmen wie die Ergo, die Neue Leben oder VGH einen ande- ren Weg und konzipieren hauseigene Indizes. Diese basieren auf besonderen Management- ansätzen, umfassen zum Teil mehrere Asset- klassen und sollen so die Volatilität stärker im Zaum halten. Damit sind sie zwar weniger transparent und erlauben im Vergleich zu Policen, die auf übliche Indizes setzen, eine geringere Partizipation an hohen Kursaus- schlägen nach oben. Andererseits begrenzen sie Kursverluste auch stärker. Wichtig ist es auch, dass Berater ihre Kun- den darauf hinweisen, dass es einen Zusam- menhang zwischen den zur Ertragsdeckelung eingesetzten Instrumenten und der Schwan- kungsbreite eines Index gibt. Von hohen Aus- schlägen nach oben profitiert eine Police, die eine Quote vorsieht, stärker als eine mit Cap. Denn: Der Cap beschränkt die Wertentwick- lung nach oben, während die Quote eine prozentuale Beteiligung an Indexgewinnen in jeder Höhe zulässt. Umgekehrt erweist sich ein Cap als vorteilhaft, wenn ein Index kaum schwankt, weil positive Wertentwicklungen im besten Fall voll und nicht nur anteilsmäßig mitgenommen werden können. Assekurata zufolge sind deshalb Policen vorteilhaft, die volatilitätsgesteuerte Indizes mit einem Cap kombinieren, oder solche, die eine prozentuale Beteiligung an gängigen, stärker schwankenden Barometern gewähren. Mit welcher Kombination Anleger tatsächlich besser fahren, lässt sich im Vorhinein aller- dings nicht beantworten. Es kommt nämlich auch auf die Konditionen der Derivate an, die der Versicherer erwirbt: Eine Option auf einen volatilitätsgesteuerten Index ist günstiger als auf ein Standardbarometer, erlaubt bei glei- chem Einsatz also eine höhere Partizipation. Policen mit Turbo Schlecht für die Anleger ist jedenfalls, dass die Versicherer immer weniger Überschüsse erwirtschaften. „Auf diese Situation haben die Anbieter bereits reagiert“, weiß Heermann. So sehen vier Policen keine 100-prozentige Brut- tobeitragsgarantie mehr vor. Die Allianz, die Ergo und die Stuttgarter Leben bieten dem Kunden hochkomplexe Turbo-Produkte mit Erhöhungsoptionen an. „Dabei hat der Versi- cherungsnehmer die Möglichkeit, nicht nur den Überschuss für die Indexbeteiligung ein- zusetzen, sondern auch einen gewissen Teil des Vertragsguthabens“, erläutert Hauer. Das zusätzliche Geld ermöglicht es dem Versicherer, Optionen zu erwerben, die auf dem Papier mehr als 100 Prozent des Vertragsguthabens, also mehr als den tatsächlichen Policenwert, an der Indexentwicklung teilhaben lassen. Für den Sparer erhöht sich damit die Partizipationsquote. „Na- türlich können Indexpolicen mit Push-Optionen in guten Jahren höhere Renditen erzielen“, sagt Assekurata-Experte Heermann. Dies zeigt auch eine Untersuchung des IVFP. In schlechten Jahren legen die Inhaber solcher Policen aber nicht nur eine Nullrunde ein, sondern ver- lieren auch das eingesetzte Vertrags- guthaben. Und dann ist der Spagat nicht nur schwierig – sondern richtig schmerzhaft. ANDREA MARTENS | FP Thomas Wiesemann, Allianz: „Uns war immer wichtig, mit bekannten Standardindizes zu arbeiten.“ Foto: © Axel Gaube Enorme Unterschiede Entwicklung des Euro Stoxx 50 nach verschiedenen Berechnungen Die Summe der Monatsrenditen der Police kann im Minus liegen, selbst wenn der Index Plus macht. Quelle: Berechnungen von FONDS professionell mit Daten von Boerse.de -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 Jahresrendite Summe der Monatsrenditen Summe der Monatsrenditen mit Cap bei 3,3 % 230 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 fonds & versicherung I indexpolicen

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