FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

Prozent Rendite. „Ein kürzlich gefasster Vor- ratsbeschluss zum Verkauf der Triebwerke ermöglicht uns, mit Rolls-Royce auch über eine Fortsetzung der Leasingverträge, über Verkäufe oder auch eine Kombination daraus zu verhandeln“, sagt Podwojewski. Das Dr.-Peters-Konzept basiert auf der Annahme, dass die Summe der Teile mehr als das Ganze ergibt. „Von den in der Corona- Pandemie geltenden Reisebeschränkungen und deren Auswirkungen auf die Luftfahrt- branche sowie der entsprechenden Unzuver- lässigkeit von Prognosen abgesehen, sollten die beiden Fonds auf Basis des Komponen- tenverkaufs mindestens einen Kapitalerhalt darstellen können“, ergänzt Podwojewski. Der Asset Manager Doric hingegen hielt an der Einheit seiner Flugzeuge fest. Der Erfolg, den bisher einzigen Zweitmarktdeal für einen A380 abgeschlossen zu haben, scheint ihn darin zu bestätigen. Allerdings müsste Doric den Verkauf der Maschine als Ganzes oder ihre Weitervermietung bewerkstelligen, um ein nennenswert positives Ergebnis für die Anleger zu erzielen. Insofern ist die Strategie von Doric mehr als die von Dr. Peters darauf angewiesen, dass das Interesse amA380 nach der Coronakrise wenigstens bei der einen oder anderen Fluggesellschaft wieder zurückkehrt. Deal mit Air France Air France hatte jahrelang zehn A380 in ihrer Flotte. Die Hälfte davon wurde über Dr.- Peters-Fonds finanziert. Vergangenes Jahr ent- schied Air France, sich bis 2022 von allen zehn zu trennen. Danach war schnell klar, dass auch keine der Optionen gezogen würde, die Air France ermöglicht hätte, die Leasingverträge stufenweise um bis zu sieben Jahre zu verlängern. Und weil sich auch zwei Jahre nach dem Deal zwi- schen Doric und Hi Fly keine Fluggesell- schaft für einen Anschlusslease finden ließ, wurde der erste der fünf Fondsflieger von Air France im Februar dieses Jahres wieder an die Fondsgesellschaft zurück- geliefert. Das war noch bevor Corona 95 Pro- zent der weltweiten Luftfahrtflotte zwang, am Boden zu bleiben. Dr. Peters hat mit Air France allerdings eine alternative Lösung verhandelt: Anstatt für die Übergabe des Flugzeugs die dafür üblichen Überholungen durchzuführen, wird Air France nicht nur eine Kompensationszahlung leisten, sondern auch die vier Triebwerke der Maschine weiterhin mieten. Damit kann der Fonds das restliche Darlehen tilgen und Aus- zahlungen an die Anleger leisten, die zusam- men mit den bisher erhaltenen Auszahlungen ihren Kapitalerhalt sicherstellen. In die Ge- winnzone kommen die rund 3.000 Anleger dieses Fonds allerdings erst nach einem er- folgreichen Verkauf des Flugzeugs samt Triebwerken. Und das ist derzeit schwieriger denn je. Gezogene Optionen Es wurden allerdings auch einige Verlänge- rungsoptionen gezogen. Bei drei von vier A380-Fonds, die Doric für das Emissionshaus Hansa Treuhand managt, und beim Doric „Flugzeugfonds 6“ hat der Leasingnehmer, die Fluggesellschaft Emirates, eine erste zu- meist zweijährige Verlängerungsoption gezo- gen. Beim Hansa-Treuhand-Fonds „Skycloud II“ sieht die Option drei Jahre Verlängerung vor, hier lief der Erstvertrag aber auch nur neun Jahre. Beim Fonds „Hansa Treuhand Skycloud IV“ steht die Entscheidung noch aus. Es liegt aber nicht nur an der Fluggesell- schaft, ob eine Verlängerungsoption ausgeübt wird oder nicht. Zwei Jahre nachdem Sin- gapore Airlines seinen ersten mit Dr. Peters finanzierten A380 zurücklieferte, übte sie beim „Flight Invest 49“ vom Emissionshaus Hannover Leasing die Option aus, den zehn Jahre laufenden Erstvertrag sogar um weitere fünf Jahre zu verlängern. Hintergrund ist, dass die Fluglinie vertrag- lich verpflichtet gewesen wäre, einen Nach- mieter zu denselben Konditionen zu stellen und für sich ergebende Differenzen zur Kal- kulationsmiete aufkommen zu müssen. Für Anleger des Flight Invest 49 hat das den Vorteil, dass – vorausgesetzt, Singapore Air- lines geht nicht zwischenzeitlich pleite – mindestens der Kapitalerhalt gesichert ist, unabhängig von einem sich noch ergebenden Verkaufserlös. Ob sich der in fünf Jahren in prospektierter Höhe von knapp 67 Millionen US-Dollar realisieren lässt, darf heute aller- dings bezweifelt werden. Offene Optionen Ob die noch bestehenden Optionen bei den Fonds von Hannover Leasing, Lloyd Fonds und Wealthcap (siehe Tabelle vorige Seite) gezogen werden, lässt sich heute noch nicht sagen. Als Nächstes muss die Entscheidung bei Lloyd Fonds fallen. Zwölf Monate vor Auslaufen des zehnjährigen Grundvertrags muss der Leasingnehmer über die Option ent- scheiden, also bis August dieses Jahres. Der Geschäftsführer des A380-Fonds von Lloyd Fonds, Frank Ahrens, ist zuversichtlich: „Wir gehen davon aus, dass Singapore Airlines die dreijährige Verlängerungs- option ziehen wird. Denn Singapore Air- lines müsste ansonsten eine Garantiezah- lung leisten.“ Die würde dem abgezinsten Barwert von 36 monatlichen Leasingraten entsprechen, jede einzelne in Höhe von 980.000 US-Dollar. Außerdem hat Singapore Airlines ein umfangreiches Kabinenerneuerungspro- gramm gestartet. Alle 19 noch von ihr be- triebenen A380 werden derzeit umgebaut. Die Fluggesellschaft lässt sich das insgesamt rund 850 Millionen US-Dollar kosten. „Auch die Kabine unseres Fondsflugzeugs wird nach Angaben von Singapore Airlines erneuert“, sagt Ahrens. „Wir gehen davon aus, dass sie das nicht machen würden, wenn sie vorhätten, die Verlängerungsoption nicht auszuüben.“ Einstweilen sind aufgrund der Coronakrise Prognosen allerdings kaum möglich. Der „neue Traum vom Fliegen“ ist jedenfalls erst einmal vorbei. TILMAN WELTHER | FP Foto: © Lloyd Fonds Frank Ahrens, Lloyd Fonds: „Die Kabine unseres Fonds- flugzeugs wird erneuert.“ » Wir gehen davon aus, dass die Option gezogen wird. Denn Singapore Airlines müsste ansonsten eine Garantiezahlung leisten. « Frank Ahrens, Lloyd Fonds 214 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 sachwerte I flugzeugfonds

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