FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

A ls im Oktober 2007 der erste A380 an Singapore Airlines ausgeliefert wurde, traute man dem Riesenjet zu, den „neuen Traum vom Fliegen“ zu erfüllen. Das erste Modell der Serie, die eine neue Ära der Luftfahrt einläuten sollte, wurde über einen geschlossenen Fonds des Emissionshauses ne Publi- kumsfonds rund 1,6 Milliarden Euro Anlegerkapital investiert. Diese Summe ging auf die Eigenkapitalseite der Fonds- gesellschaften, deren Finanzierung mit Fremdkapital in Höhe von 50 bis 60 Pro- zent des jeweiligen Fondsvolumens er- gänzt wurde. Ende des Traums Im Februar 2019 gab Airbus dann bekannt, ab 2021 keinen A380 mehr produ- zieren zu wollen, nachdem die Fluglinie Emi- rates 39 noch ausstehende Bestellungen des Jumbos storniert hatte und auch von anderen Airlines keine Bestellungen mehr eingingen. In der Folge kündigten zahlreiche Fluggesell- schaften an, ihre A380-Flotte zu reduzieren oder ganz auszumustern. Der Niedergang des einstigen Traumflie- gers begann aber schon zweieinhalb Jahre zuvor. Im September 2016 gab Singapore Airlines bekannt, den Leasingvertrag für den ersten A380 nach Ablauf der ersten zehn Jahre nicht zu verlängern. Eine Option über zwei weitere Jahre wollte die Fluggesellschaft nicht ausüben und gab das Flugzeug im Herbst 2017 seinem Eigentümer, der Dr.-Peters- Fondsgesellschaft „DS 129“, zurück. zweijährige Verlängerungsoption ebenfalls nicht ausübte. Betroffen waren neben dem Pionierfonds DS 129 zwei weitere Fonds von Dr. Peters und der „Flugzeugfonds 3“ des Emissionshauses Doric. Binnen eines halben Jahres gab Singapore Airlines fünf Maschinen zurück. Ein Zweitmarkt, auf dem man sie verkaufen oder an andere Fluggesellschaften vermieten könnte, wollte sich aber nicht ent- wickeln. Der Jumbo hat sich als zu behäbig in seinen Einsatzmöglichkeiten, zu hoch im Kerosinverbrauch und zu aufwendig im Flug- hafen-Handling erwiesen. Weil die Kalkulationen der Fonds darauf basierten, dass die Verlängerungsoptionen gezogen werden, mussten schnell Alternati- ven her. Denn neben den zu bedienenden Bankdarlehen produzieren auch einstweilen außer Betrieb gesetzte Flugzeuge laufend Alternativen Not macht bekanntlich erfin- derisch, und die beiden Flug- zeugmanager Dr. Peters und Doric waren herausgefordert. Doric fand schließlich eine Möglichkeit, mit einer unge- wöhnlichen Fluggesell- schaft doch noch einen Anschlussvertrag zu schließen, und Dr. Peters ging den höchst unkonventio- nellen Weg, zwei der vier zurückgegebenen Flieger in Ersatzteillager umzufunktionieren. Die Triebwerke aller vier Maschinen hat Dr. Peters an den britischen Hersteller Rolls- Royce verleasen können, der damit seinen A380-Kunden ermöglicht, ihren Flug- betrieb nahtlos aufrechtzuerhalten, wäh- rend er deren Turbinen einer Wartung unterzieht. Das Geschäftsmodell der portugiesi- schen Fluggesellschaft Hi Fly, mit der Doric einen Anschlussvertrag geschlossen hat, besteht darin, anderen Fluggesell- schaften bedarfsweise mit zusätzlichen Kapazitäten auszuhelfen, umAuslastungs- spitzen abzufedern. Sie vermietet für ver- gleichsweise kurze Phasen ihre Flugzeuge samt Crew und inklusive Nebenkosten. So flogen seit Sommer 2018 auch Passagiere eher unbekannter Fluggesellschaften wie Air Madgascar oder Air Senegal mit einemA380. Der Vertrag, den Hi Fly mit dem Doric Flugzeugfonds 3 geschlossen hat, läuft bis Mai 2024. Er sieht für die Leasingrate eine fixe und eine variable Komponente vor, die Höhe der Einnahmen hängt also von der tatsächlichen Beschäftigungssituation des Flugzeugs ab. » Bei einem Flugzeug in Full-life-condition kann der Erlös aus dem Verkauf der Einzelteile über dem Marktwert des Gesamtflugzeugs liegen. « Geschäftsbericht 2018, „DS 129“ Foto: © Florence Piot | stock.adobe.com Geschlossene Fonds versuchen unterschiedlich erfolgreich, nach dem Ende des Erstleasings ihren A380 zu vermarkten. Und nun kommt auch noch Corona. Flug ins Ungewisse Dr. Peters finanziert. In den folgenden Jahren emittierten sechs Anbieter 19 weitere Fonds, die insgesamt 21 doppelstöckige Jets als Investment anboten (siehe Tabelle nächste Seite). Bis zum Jahr 2016 wurden über geschlosse- Kein Zweitmarkt Vier weitere der doppel- stöckigen Jumbos ereilte in schneller Abfolge das- selbe Schicksal, weil Singapore Airlines die a Kosten. Wofür findet man eher einen Leasingnehmer oder Käufer: für den Flieger als Ganzes oder für seine Teile? FONDS professionell hat den Erfolg zweier Konzepte verglichen. 210 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 sachwerte I flugzeugfonds

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