FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

Deutschen Euroshop hat die Entwicklung des E-Commerce bereits seit 2015 zugesetzt. Nach seinem damaligen Höchststand von rund 48 Euro setzte ein fünf Jahre anhaltender Sinkflug des Kurses ein, Corona hat ihn dann binnen weniger Tage noch mal halbiert. Wohnimmobilien fast immun Guy Barnard, Portfoliomanager des Immobilienaktienfonds Pan European Property Equities von Janus Henderson, favorisiert andere Segmente als Einzel- handelsimmobilien. „Logistik, Fertighäu- ser, Mobilfunkmasten und erschwingliche Mietwohnungen haben sich als wider- standsfähiger erwiesen“, zieht der Fonds- experte eine erste Krisenbilanz. „Infolge- dessen wurden seit Beginn der Krise nicht viele Änderungen am Portfolio vorgenommen.“ Zu rund einem Viertel besteht das von Barnard gestaltete Portfolio aus den großen deutschen Wohnungsbestandshal- tern Vonovia, Deutsche Wohnen und LEG Immobilien. Nur wenig beeinträchtigt sieht auch Klaus Niewöhner-Pape den von ihm gemanagten offenen Immobilienfonds Fokus Wohnen Deutschland: „Mietausfälle sind derzeit für uns kein Thema, sie lie- gen nur minimal über den sonstigen Zahlen.“ Das liegt an der Fokus- sierung auf Wohnimmobilien, die weniger empfindlich auf die Krise reagiert haben. Es kennzeichnet zugleich aber die offenen Immobilienfonds der neuen Generation. Denn bei der Verab- schiedung des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) im Sommer 2013 wurden die rich- tigen Konsequenzen aus der vorausgegan- genen Krise der offenen Immobilienfonds gezogen, wie sich jetzt zeigt. Offene Immobilienfonds Ganz anders als vor gut zehn Jahren, als offene Immobilienfonds reihenweise die Rückgabewünsche der Anleger nicht bedienen konnten, sind die Produkte bisher relativ stabil durch die Krise gekommen (siehe Grafik unten). Das liegt auch an den mit dem KAGB eingeführten Mindesthalte- und Kündigungs- fristen: Wer Fondsanteile zeichnet, muss sie mindestens zwei Jahre halten. Wer Anteile wieder zurückgeben möchte, muss das zwölf Monate vorher ankündigen. Damit hat der offene Immobilienfonds aus Anlegersicht einiges an Flexibilität eingebüßt, aber an Sta- bilität gewonnen. Die Mittelzuflüsse offener Immobilienfonds gehen gleichwohl branchenweit zurück, was aber eher der allgemeinen Verunsicherung geschuldet sein dürfte, als dass es auf ein wachsendes Misstrauen in das Investment verweisen würde. „Der Rückgang relativiert sich vor dem Hintergrund der enormen Zuflüsse in den vorausgegangenen Monaten“, sagt Sonja Knorr, Analystin für Immobilien- fonds bei der Ratingagentur Scope. Das an- haltend niedrige Zinsniveau und die Aussicht, dass sich daran in den kommenden Jahren nicht viel ändern wird, bescherte offenen Immobilienfonds volle Kassen. „Zurzeit gilt natürlich: Je mehr Liquidität desto besser“, bewertet Knorr die Lage vor dem Hintergrund coronabedingter Unsicherhei- ten. Denn damit ließe sich gewährleisten, dass die Fonds den Rückgabewünschen ihrer Anleger auch dann noch nachkom- men können, wenn sich die Krise länger hinzieht und der eine oder andere auf angelegte Polster zugreifen will. Trotz der bisher glimpflichen Krisenbewältigung bei den offenen Immobilienfonds gab es bei einzel- nen Produkten auch Sondereffekte. „Insbesondere die DWS legte in ihren offenen Immobilienfonds Liquidität in Anleihen an, deren Kurswerte in den vergangenen Wochen stark nachgegeben haben. Das hat sich in den Fondspreisen niedergeschlagen“, erklärt Knorr. Geschlossene Fonds Bei geschlossenen Fonds ist die Informationslage weniger trans- parent. Weil sie keine Anteile zu- rücknehmen, geben sie auch keine Rücknahmewerte bekannt. Sich Foto: © Scope Group | Janus Henderson Sonja Knorr, Scope Analysis: „Man muss sich die Finanzierungsseite genau ansehen.“ Guy Barnard, Janus Henderson: „Es wurden nicht viele Änderungen im Portfolio vorgenommen.“ » Im Gegensatz zu vorherigen Krisen handelt es sich um einen externen Schock, dessen Ursache, Umfang und Ablauf bislang einmalig sind. « Wolfgang Speer, Colliers Stabilität fürs Depot Wertentwicklung der offenen Immobilienfonds *der offenen Immobilienfonds an den Börsen Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart Quelle: Scope Analysis 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % 110 % Zum Vergleich: Dax Durchschnittlicher Nettoinventarwert Durchschnittlicher Börsenkurs* Jan 2020 März Feb 192 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 sachwerte I immobilien

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=