FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020
Foto: © Hausinvest | Commerz Real C ommerz Real, die auf Sachwert- investitionen spezialisierte Tochter der Commerzbank, bietet mit dem Hausinvest ein Produkt ausschließlich für Privatanleger an. Er ist mit 16,2 Milliar- den Euro zurzeit Deutschlands zweitgröß- ter offener Immobilienfonds, nur der Deka-Immobilien Europa ist noch größer. Seit Auflage im Jahr 1972 hat er noch in keinem Jahr Verlust gemacht. Der Haus- invest wird breit über alle Absatzkanäle vermarktet. Auch im freien Vertrieb spielt er eine große Rolle: Als einziger Immo- bilienfonds gehört der Hausinvest laut FONDS professionell Umfrage zu den zehn größten Bestandsfonds der Makler- pools (siehe Ausgabe 1/2020, Seite 300). Vergangenes Jahr ist Commerz Real eine Kooperation mit Wertgrund eingegangen, einem Spezialisten für Wohnimmobilien, der selbst einen offenen Immobilienfonds anbie- tet. Ziel der Zusammenarbeit ist, das Segment Wohnimmobilien im Portfolio des Hausinvest stark auszubauen und zu bewirtschaften. Im Herbst 2019 sorgte der Fonds außerdem für den größten Deal der Unternehmensgeschich- te der Commerzbank-Tochter, als er der Generali Lebensversicherung für kolportierte 2,7 Milliarden Euro das „Millennium-Port- folio“ abkaufte. Der Hausinvest hält vor allem deutsche und europäische Immobilien und verteilt das Risiko insbesondere über die Nut- zungsarten Büro, Hotel und Einzelhandel, die unterschiedlich stark unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden. Herr Schüttauf, Sie managen einen der größten offenen Immobilienfonds inmit- ten der Coronakrise. Ist der Hausinvest ein Risikopatient? Mario Schüttauf: Nein, keineswegs. Wir gehören weder zu einer Risikogruppe, noch fühlen wir uns krank. Es gibt hier und da viel- leicht Anzeichen einer leichten Grippe, um in Ihrem Bild zu bleiben. Aber für kleinere Kränkeleien gibt es ja auch Gegenmittel, mit denen man aktiv gegensteuern kann. Der Hausinvest hat etwa die Hälfte sei- nes Vermögens in Shoppingcenter und Hotels investiert – die beiden von der Coronakrise am stärksten betroffenen Segmente. Welche Symptome sind zu erkennen? Da muss man differenzieren. Bei den Hotel- immobilien sind wir sehr entspannt, nicht zu- letzt, weil wir vor Kurzem noch zwei Objekte veräußert haben. Wären die noch im Bestand, wäre es sicher etwas schwieriger geworden, vor allem bei einem Objekt in München, bei dem wir eine Umsatzpacht vereinbart hatten. Bei den verbliebenen Hotelobjekten geht es darum, die drohenden Probleme partnerschaft- lich mit den Betreibern anzugehen. Wir spre- chen beispielsweise über Verlängerungen der Pachtverträge. Ein Beispiel ist das Adina Apartment Hotel in Hamburg, das auch unter der Krise leidet. Adina schließt eigentlich keine langfristigen Pachtverträge, aber unser Hotel ist das beste, das sie im Stall haben. Also reden wir zurzeit über eine sehr lan- ge Pacht von 20 bis 25 Jahren. Sie wollen sich jedenfalls diesen Standort sichern und geben eher andere Standorte auf. Und wie sieht es bei den anderen Hotels im Portfolio aus? Letzten Endes verhält es sich so: Objekte, die vorher schlecht waren, werden stark negativ beeinflusst, Objekte, die bisher gut gelaufen sind, werden auch durch die Kri- se kommen. Wir haben einige Hotels, von denen noch überhaupt keine Stundungs- anfrage kam. Zum Beispiel das Hilton im Tucherpark in München: Das zahlt ganz normal seine Pacht. Dennoch: Rosig sind die Zeiten nicht gerade. Ja, es gibt schon extreme Verwerfungen. Aber was Hotelimmobilien betrifft, da waren schon die letzten Jahre etwas ungesund, weil viele das Betreiberrisiko bei Hotels falsch klassifi- ziert und die Objekte viel zu teuer eingekauft haben. Durch die aktuelle Krise – das ist we- nigstens mal was Gutes an ihr – ist der Markt wieder auf ein gesundes Niveau zurück- gekommen. Und wir schauen uns intensiv nach sich ergebenden Opportunitäten um. Wie ist die Situation bei Hotels im Ausland? In den USA zum Beispiel tobt der Sturm etwas heftiger. Da wird allerdings auch eine Erholung schneller einsetzen. Auch hier gilt, dass wir immer partnerschaftliche Vereinba- rungen mit den jeweiligen Betreibern treffen. Und wie sieht es bei den Einzelhandels- immobilien aus? Die Veränderung im Einzelhandel ist ja nichts, was man nicht hätte sehen können. Wir setzen uns bereits seit drei Jahren mit einemWandel auseinander. Die jetzige Krise verschärft eigentlich nur den schon bestehenden Ver- drängungswettbewerb. Trotzdem wird es im- Der rund 16 Milliarden Euro schwere Hausinvest zählt zu den größten offenen Immobilien- fonds. Portfoliomanager Mario Schüttauf erläutert, wie er das Commerz-Real-Flaggschiff durch die Coronakrise navigiert – und wie die Anleger auf die Verwerfungen reagieren. „Wenn wir Objekte verkaufen, » Das eine oder andere Objekt wird man mit Corona-Abschlag erwerben können. Eine Krise bietet immer auch Chancen. « Mario Schüttauf, Commerz Real Mario Schüttauf Mario Schüttauf arbeitet schon seit fast 20 Jahren bei der Commerzbank-Tochter Commerz Real. 2001 stieg der Diplomkaufmann ins Fondscontrolling ein, später wurde er als Abteilungsleiter ins Management des Hausinvest eingebunden. 2007 übernahm er die Bereichsleitung für das Portfoliomanagement und in dieser Funktion die Verantwortung für den mittler- weile gut 16 Milliarden Euro schweren Fonds. sachwerte I mario schüttauf | hausinvest | commerz real 182 www.fondsprofessionell.de | 2/2020
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