FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

Foto: © Kadmy | stock.adobe.com E ine echte Goldgrube liegt manchmal ganz nah. Viele halten sie sogar mehr- mals am Tag in den Händen: das Smartphone. Denn in einer Tonne alter Geräte steckt rechnerisch mehr Gold als in einer Ton- ne Erz. Das Recycling alter Elektrogeräte kann also eine einträgliche Nachschubquelle für das Edelmetall sein – und noch an Bedeu- tung gewinnen. Denn die Nach- frage nach Gold hat im Zuge des Corona-Crashs zugenommen. An- leger suchen den Schutz dieses sicheren Hafens. Hat das Edelmetall damit ein- mal mehr seinen Wert als Schutz- hort in der Krise bewiesen? Diese Meinung vertreten vehement die Gold-Anhänger. Oder ist der Kurs- anstieg nur eine weitere Zwischen- episode in der Verherrlichung eines Rohstoffs, dessen Wert sich in Wahrheit auf seine Verwendung in Elektronikbauteilen und allenfalls noch als Schmuck beschränkt? So argumentieren demgegenüber die Skeptiker. Fakt ist, dass im anfänglichen Kursverfall an den Aktienmärkten im Zuge der Ausbrei- tung der Lungenkrankheit Covid-19 auch der Goldpreis kollabierte. Innerhalb von fünf Handelstagen brach der Preis um 15 Prozent ein. Einen so starken Rückgang in so kurzer Zeit gab es seit fünf Jahren nicht mehr. Zwi- schenzeitlich hatte das Edelmetall damit sämt- liche Kursgewinne abgegeben, die es seit Jah- resbeginn erreicht hat. Joe Foster, Portfoliomanager bei Van Eck, nennt zwei Gründe für den initialen Preisver- fall: Erstens seien Großinvestoren, die einen Risk-Parity-Ansatz oder ähnliche Modelle verfolgen, zu substanziellen Verkäufen ge- zwungen gewesen. Zweitens hätten sich An- leger schlicht Geld besorgen müssen. „Der Verkauf ist inmitten von Abverkäufen an den Märkten üblich“, sagt Foster. Damit würden insbesondere fremdfinanzierte Fonds Bargeld beschaffen, um Kursverluste zu decken oder Nachschusspflichten erfüllen zu können. Unter Verkaufszwang Er ist mit dieser Interpretation nicht allein. Schon in der großen Finanzkrise 2008 und 2009 seien diese vorübergehenden Ausver- käufe auf die fremdfinanzierten Positionen an den Termin- und Optionsmärkten zurückzu- führen gewesen, erläutert Norman Villamin, Investmentchef im Wealth Management der Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP). Anleger hätten daher die Investments verkaufen müssen, die wie Gold noch Gewin- ne eingefahren hatten. „Der Preisrückschlag erwies sich allerdings als kurzlebig“, ergänzt Carsten Fritsch, Roh- stoffanalyst der Commerzbank. Nach der letz- ten Fed-Zinssenkung sowie der Bekanntgabe unlimitierter Anleihenkäufe folgte der stärkste Wochenanstieg seit Ende 2008. „Damit folgte Gold dem gleichen Muster wie in der Finanzkrise vor elf Jahren.“ Auch damals sei Gold zunächst unter Druck geraten, dann aber kräftig gestiegen. „Der Preis- anstieg ist umso bemerkenswerter, als gleichzeitig der US-Dollar sehr stark ist“, führt Fritsch aus. „Nor- malerweise stellt dies für Gold einen Belastungsfaktor dar.“ Für so manchen Beobachter ist diese Erholung ein klares Signal. „Gold konnte den Einbruch im März mehr als kompensieren und hat sich eindeutig als Krisenmetall bestätigt“, sagt Martin Siegel, Ge- schäftsführer von Stabilitas. Chris Gold stieg nach einem zeitweiligen Kursverfall wieder zum begehrten Gut auf. Steht ein langfristiger Höhenflug an – oder ist die Kursrally nur ein Strohfeuer? Heiße Ware Goldschmelze: Mitunter kam es wegen der Covid-19-Pandemie bei Barren und Münzen zu Lieferengpässen, da Raffinerien den Betrieb einstellen mussten. Gravierende Unterschiede Wertentwicklung von Edelmetallen im Vergleich in % (Spot-Preis) Selbst Gold konnte sich anfänglich dem Kursverfall nicht entziehen. Edelmetalle mit vorwiegend industrieller Verwendung büßten noch mehr ein. Quelle: Bloomberg 2019 2020 Jan Dez Juli April April -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % Silber Gold Platin 102 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 markt & strategie I gold

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=