FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

offenen und offensiven Kommuni- kation der mit der Anlagestrategie verbundenen Risiken, hätte einige Skandale verhindern können. Aller- dings wäre unsere Kanzlei dann we- sentlich weniger erfolgreich gewesen (schmunzelt). Was würden Sie im Rückblick als größtes Erfolgserlebnis und was als größte Enttäuschung Ihrer anwaltlichen Tätigkeit sehen? Die größte Enttäuschung ist sicher, dass die FMA in ihrer Behördenpraxis das Legalitätsprinzip im Finanzdienst- leistungsbereich erheblich einge- schränkt hat und der Verfassungsge- richtshof dies unterstützt. Während meines Studiums und während meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Verfassungsgerichtshofs war es für einen Rechtsstaat selbstverständlich, dass das vom Gesetzgeber ungewollte und unter Strafe gestellte Verhalten genau definiert wird, widrigenfalls man auch nicht bestraft werden kann. In den vergangenen Jahren häufen sich die Fälle, in denen die FMA ihren Rechtsunterworfenen sagt, dass sie selbst wissen müssten, wie sie die sehr unbestimmten Gesetze interpretieren sollen. Wenn die Unternehmen aber nicht erraten, dass das auch das ist, was die FMA für richtig hält, dann werden sie bestraft. Dass diese Vor- gangsweise – insbesondere im Be- reich Compliance – vom VfGH gebil- ligt wird, ist für mich als Anwalt und damit als Organ der Rechtspflege in unserem Land schlicht unerträglich. Unser größter Erfolg ist sicher, dass die Kanzlei seit fast zwei Jahrzehnten zu den füh- renden Kanzleien Österreichs zählt und auch in Zukunft zählen wird. Ein Zeichen dafür sind die Ergebnisse nationaler und internatio- naler Rankings. All das ist freilich bei Weitem nicht nur die Leistung der Partner. Ohne die Motivation und den Sachverstand aller, die in unserer Kanzlei daran arbeiten, das Leben unserer MandantInnen leichter und vorher- sehbarer zu machen, wäre es weder möglich gewesen, über Jahre qualitativ hochwertige Ergebnisse zu liefern, noch die Zeit dafür auf- zubringen, um diese zu vermarkten. Dass wir so viele talentierte Juristen und Juristinnen aufgebaut und ihnen geholfen haben, zu Ex- perten und Expertinnen auf ihrem Gebiet zu werden, wird noch viele Jahre in die Zukunft wirken. Das macht mich sehr froh. Ihr Rückzug aus der Juristerei hat auch mit einem Hobby zu tun, aus dem sich so etwas wie eine zweite Karriere ent- wickelt hat. Wie kamen Sie zur Imkerei? Ich habe mir 2008 einen Bauernhof imWald- viertel gekauft und dachte, dass auf einen Bauernhof auch Tiere gehalten werden sollten. Die Unterhaltungen mit mehreren Bauern zeigten schnell, dass man sich um die „klas- sischen“ Bauernhoftiere – Rinder, Schafe, Zie- gen etc. – wirklich jeden Tag kümmern müss- te – das wäre durch mein Engagement in der Kanzlei nicht gegangen. Ein alter Imker aus der Nachbarschaft meinte, dass Bienen froh seien, wenn sie in Ruhe gelassen werden. Daraufhin hab ich nach ein paar Kursen drei Sache nicht mehr brennt“ » Marktteilnehmer sind kreativ, wenn es darum geht, möglichst viel Geld zu verdienen. Gepaart mit der Unerfahrenheit und der Gier der Kunden sowie den weltwirtschaftlichen Rahmen- bedingungen, ist das freilich oft ein explosives Gemisch. « Dr. Ernst Brandl Dr. Ernst Brandl anlässlich seines letzten Vortrags am FONDS professionell KONGRESS 2020: „Ich war 25 Jahre lang sieben Tage in der Woche rund um die Uhr für meine Mandanten verfügbar.“ www.fondsprofessionell.at | 2/2020 251

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