FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

gedeckten Einlagen“, so Tacke im Gespräch mit der Redaktion. Insgesamt wertete die ESA 20.000 Konten von rund 9.000 Kunden aus. Neue Sicherungseinrichtung Das neu aufgestellte Sicherungssystem habe sich bewährt, sagt Tacke: 2019 wurden die bisher fünf sektoralen Sicherungseinrich- tungen für Sparer auf zwei zusammengeführt – nur die Sparkassen behielten ihre eigene Haftungs GmbH. Die anderen Banken ma- chen geschlossen bei der in der Wirtschafts- kammer angesiedelten ESA mit. Im Unter- schied zu früher steht ein eigener Fonds und damit Geld für den sofortigen Zugriff bereit – bis 2024 soll der Topf auf 1,4 Milliarden Euro anwachsen. Die Auszah- lungsfrist liegt bei sieben Tagen statt einem Monat, und die Kunden müssen keinen schriftlichen Antrag mehr stellen. Bereits zwei Tage nach Meldung der AAB-Insolvenz hatte die ESA Briefe mit Zugangscodes für die Bekanntgabe einer Kontoverbindung ausgeschickt. Und der Job des Überbringers einer guten Nachricht hat zweifellos seine charmanten Seiten: Das ESA-Team erhielt den Dank für die prompte Auszahlung vielfach erneut per Tinte auf Briefpapier, wie man erfährt. Ein Viertel der Kunden hat bisher keine Kontoverbindung für die Entschädigungs- zahlung bekannt gegeben. Viele dürften sich wohl erst in den kommenden Jahren melden, schätzt Tacke. Meist gehe es um kleinere Summen auf Konten oder um gut versteckte Sparbücher: Aus den Augen aus dem Sinn, haben die Besitzer das Ende der AAB Bank noch nicht mit der Existenz eines kleinen Ver- mögens unter der eigenen Matratze verbun- den. „Wir merken auch, dass Kunden jetzt erst die Briefe anschauen, die wir ihnen An- fang März geschrieben haben“, sagt Tacke. Offenbar haben viele imWissen um die gesi- cherten Einlagen keine Eile. Die zugeschick- ten Codes zur Bekanntgabe einer Kontonum- mer für die Überweisung laufen nach acht Wochen ab und können erneuert werden. Ein sehr großer Teil der AAB-Kunden besaß ein Wertpapierdepot. Hier deckt die Einlagensicherung nur das Vermögen am Ver- rechnungskonto. Die Übertragung der Wert- papiere selbst kann beim Masseverwalter (Georg Freimüller) veranlasst werden. Bis jetzt, so Tacke, habe es bei der AAB keine „verschwundenen“ Wertpapiere gegeben. Für den Fall einer Veruntreuung hätte man abseits der Einlagensicherung Anspruch auf eine An- legerentschädigung von maximal 20.000 Euro pro Person. Ebenfalls in die Zuständigkeit des Masseverwalters fallen die noch bestehenden Kredite. Üblicherweise werden diese an andere Banken abverkauft, wie Tacke sagt. Für die ESA gibt es nun trotz der fortge- schrittenen AAB-Auszahlung nur eine beding- te Rückkehr in frühere Alltagsroutinen. Ange- sichts der Corona-Pandemie beobachte man die Banken genau. „Wir sind gesetzlich ver- pflichtet, ein Früherkennungssystem zu führen und werten regelmäßig die Risikodaten der Banken aus. Derzeit gibt es aber nichts, was uns Sorge machen würde“, sagt der ESA-Ge- schäftsführer. „Die Verfahren funktionieren. Sogar vom Homeoffice aus. Dann sollten sie erst recht im Büro gut laufen. Bei einer grö- ßeren Bank würden wir einfach die Abläufe nach oben skalieren. Ein neuer Sicherungsfall sollte für uns kein Problem sein“, so Tacke. Geld bleibt in Österreich Das Geld aus den AAB-Einlagen wurde übrigens größtenteils auf österreichische Kon- ten ausbezahlt – und hier dürften die meisten Kunden bei den Aktienbanken unterkommen (siehe Grafik). In Deutschland waren vor allem Kunden von Weltsparen.de oder Check24.de betroffen. Hier sei die Auszah- lung „problemlos in den ersten drei Wochen erfolgt“, sagt Tacke. „Vereinzelt“ habe es Kunden oder Gesell- schaften in Steueroasen, etwa auf den British Virgin Island oder den Seychellen, gegeben. Und hier gehen die offiziellen und inoffiziel- len Angaben auseinander, was mit Vermögen passiert, bei denen Geldwäschefragen nicht geklärt sind. Die Bank hat einige Konten selbst als problematisch gekennzeichnet. Da stand die ESA im Kontakt mit der Geldwä- schemeldestelle. Die ESA selbst hat keinen Zugang zu Kundendaten oder zum Kern- bankensystem. Die Meldestelle habe bei einem kleinen Teil vertieft nachgeforscht. „Uns wurde übermittelt, dass die Geld- wäschefälle kein Thema sind“, sagt Tacke. Geldwäsche bleibt eine Frage Aus Ermittlerkreisen hört man dagegen, dass bei Weitem nicht alle Verdachtsmo- mente ausgeräumt sind. Dass sich alle gesicherten Einlagen als unproblematisch herausgestellt hätten, konnte eine Person aus internen Kreisen so nicht bestätigen. Sie verwies auf die bekannten früheren Probleme der Bank bei Complianceverpflichtungen. Es gebe laufende Ermittlungen. Ganz allgemein sehen die Behörden einen auf der Hand lie- genden Aspekt: Das Geld aus der österreichi- schen ESA könnte für manch einen Kunden eine willkommene Herkunftsbescheinigung darstellen. „Es wird zwar niemand Geld- wäsche betreiben in der Hoffnung, dass die Bank die Lizenz verliert, um über die Einla- gensicherung sauberes Geld zu bekommen. Aber ein Betrag aus einem Sicherungsfall könnte sehr wohl als Beleg dienen, dass die Quelle rechtmäßig ist“, sagt der Insider. Tacke bestätigt, dass Kunden aus demAus- land häufig eine Bestätigung anfordern, dass das Geld aus einem Sicherungsfall kommt. Auch habe es Einleger gegeben, die aufgrund der Vorsicht anderer Banken nicht so schnell ein neues Konto angeben konnten. Über Schwierigkeiten, Geld einzuzahlen, dessen Weg nicht ganz geklärt ist, berichtet FONDS professionell in dieser Ausgabe auf Seite 256. Insbesondere Gesellschaften wollten ange- sichts solcher Schwierigkeiten oft, dass das Geld vorerst auf ein Unterkonto der Rechts- anwaltskanzlei überwiesen wird, sagt Tacke. Er verweist aber darauf, dass sich der Siche- rungsbetrag von 100.000 Euro für Geldwä- sche im großen Stil kaum eigne. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP » Bei einer größeren Bank würden wir einfach die Abläufe nach oben skalieren. Ein neuer Sicherungsfall sollte für uns kein Problem sein. « Stefan Tacke, Einlagensicherung Die Ex-Meinl-Einlagen In diese Staaten zahlte die Einlagensicherung. Land bezahltes Geld an AAB-Kunden Österreich 85,6 % Deutschland 12,1 % Schweiz 0,3 % Tschechien 0,3 % Die restlichen 1,7 Prozent verteilen sich auf insgesamt 26 andere Länder. Die ESA zahlte im Inland an Konten bei … Banken & Bankiers 52 % Sparkassen 24 % Raiffeisen 17 % Hypos 4 % Volksbanken 2 % Quelle: ESA | Stand: 11. 5. 2020 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 249

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