FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

Foto: © ZKÖ, Schoellerbank, Schelhammer & Schattera, PB Attersee Umfrage unter Private-Banking-Anbietern Inwieweit hat sich die Corona- krise bisher auf Ihre Arbeit und den Absatz im Wert- papiergeschäft ausgewirkt? Wie haben Ihre Kunden auf die Coronakrise reagiert? Wie hat die Kommunikation mit Ihren Kunden funktioniert? Was haben Sie Ihren Kunden in den vergangenen Wochen empfohlen? Michael-Karl Sulzbacher, Leiter Private Banking Private Banking Attersee Die Umsätze waren in den letz- ten Wochen überdurchschnitt- lich, wobei die Käufe überwo- gen. Vor allem Tranchenmodelle (z. B. Sparpläne) wurden und werden sehr stark eingesetzt. Der Informations- und Bera- tungsbedarf – auch für Mitar- beiter – ist und war sehr hoch. Die Schnelligkeit der Korrektur und der Gegenmaßnahmen (Zentralbanken, Staaten) sind beispiellos. (Panik-)Verkäufe waren die absolute Ausnahme. Marktbe- wegungen in hohen einstelligen Prozentzahlen an Handelstagen haben die Karten oft innerhalb von Stunden neu gemischt. Kunden mit hohem Einzeltitelex- posure waren naturgemäß sen- sitiver und „nervöser“ als reine Fondskunden. Die strenge Produktselektion unseres Hau- ses ist hier äußerst hilfreich. Natürlich schätzen wir das direkte Gespräch, den direkten persönlichen Austausch, um von Angesicht zu Angesicht ent- sprechende Lösungsansätze zu entwickeln, aber wir stehen auch über viele andere Wege jederzeit gern mit unseren Kunden in Kontakt. Telefon- und Videokonferenzen sowie Publi- kationen zur aktuellen Marktlage sind einige Beispiele. Unsere Selektions-Portfolios haben sich sehr gut gehalten beziehungsweise entwickelt und konnten massive Verluste und Kursrückgänge vermeiden und in Grenzen halten. Ein gemein- sames Rendite-Risiko-Verständ- nis dient hier als Basis für die weiteren Entscheidungen: Mit Bedacht wählen, in Tranchen investieren, nachvollziehbare und transparente Investment- lösungen forcieren. Josef Sattler, Bereichsleiter Private Banking & Privatkunden, Schelhammer & Schattera Die Coronakrise hat gezeigt, dass im Private Banking der persönliche Kontakt und das Vertrauen in den Berater und das Bankhaus Schelhammer & Schattera von großer Bedeutung sind. Der Netto-Neuabsatz ist erwartungsgemäß zurückge- gangen, im Verlauf der Entwick- lung der Krise wächst jedoch schon wieder das Bedürfnis unserer Kunden, an den Kapital- märkten zu investieren. Die bei Weitem überwiegende Anzahl unserer Kunden hat den besprochenen und vereinbarten Weg einer langfristigen Veran- lagungsstrategie beibehalten und nicht in Panik reagiert. Die Kommunikation mit unseren Kunden und das rationale Bewerten der jeweils aktuellen Lage mit Szenarien waren hilfreiche Instrumente. Die Kommunikation hat sich im Wesentlichen auf Telefon und E-Mail verlegt, wobei auch dies durch unsere KundInnen gut angenommen wurde. Wichtig war dabei, die jederzeitige Er- reichbarkeit unserer BetreuerIn- nen und die Handlungsfähigkeit des Bankhauses Schelhammer & Schattera zu untermauern. Unsere Geschäftsstelle war über die ganze Zeit für das tägliche Basisbankgeschäft geöffnet. Wenn sich an der grundlegen- den Strategie unserer KundInnen keine Veränderung ergeben hat, haben wir die Beibehaltung der langfristig ausgerichteten Strate- gie empfohlen. Bei Neueinstie- gen am Kapitalmarkt gehen wir umsichtig und sukzessive in den Markt, wir nützen sich auch in Zeiten der Krise bietende Chancen im Rahmen der mit unseren KundInnen vereinbarten Veranlagungsstrategie. Dieter Hengl Vorstandsvorsitzender, Schoellerbank In der Schoellerbank haben wir umfangreiche Schutzmaßnah- men zum Schutz unserer Kun- den und Mitarbeiter getroffen. Unsere Kunden können sicher sein, dass ihr Vermögen bei uns wie gewohnt in besten Händen ist – allen voran steht der per- sönliche Berater verlässlich zur Seite. Aufgrund der günstigeren Kurse wurden Wertpapiere im April stark nachgefragt. Wie bereits in früheren Krisen- phasen auch haben wir umge- hend proaktiv informiert – viele unserer Kunden schenken uns deshalb ihr Vertrauen. In der Schoellerbank verstehen wir uns als langfristige Investoren und vermitteln das seit jeher unseren Kunden. Es ist wichtig, in diesen Marktphasen die Nerven zu behalten und nur wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen. Wir kennen die Bedürfnisse unserer Kunden genau und nehmen uns viel Zeit für ihre Anliegen – das gilt umso mehr in Krisenzeiten. Deshalb pflegen wir gerade jetzt über unsere Multikanal-Services und per Video oder Telefon einen sehr intensiven Austausch. Unsere Kunden sind sehr froh, dass wir ihnen diese Services als moder- ne Privatbank anbieten können. Die im März durch die Corona- krise ausgelösten Rückschläge an Börsen waren heftig und vehement in kürzester Zeit. Auch wenn die Volatilität hoch bleiben mag, führt langfristig an Aktien- investments zum Vermögens- erhalt kein Weg vorbei. Und so haben wir die günstigen Kurs- niveaus rasch zum Kauf hoch- qualitativer Werte für die Port- folios unserer Kunden genutzt. Hermann Wonnebauer, Vorstandsvorsitzender, Zürcher Kantonalbank Österreich Selbstverständlich sehr stark. Weltweit haben die Finanzmärk- te mit massiven Bewegungen reagiert, das hat in der Folge jeden unserer Mitarbeiter gefor- dert. Besonders natürlich das Asset Management und das Private Banking Team. Die Situation wurde laufend evalu- iert, mögliche Maßnahmen wur- den diskutiert und die notwendi- gen Schlüsse gezogen. Große Korrekturen waren nicht nötig. Verständnisvoll, besorgt, beson- nen, emotional – die Reaktionen der Kunden waren sehr unter- schiedlich. Zahlreiche Kunden sind standhaft geblieben und haben bereits neu investiert. Der Unterschied zu früheren Korrek- turen an den Aktienmärkten war, dass die allgemeinen Auswir- kungen aufgrund der Pandemie viel mehr im Mittelpunkt des Denkens standen als die Folgen auf die Wertpapierdepots – hier gab es eine große Differenzie- rung gegenüber früher. Sehr gut. Da wir sehr zügig auf Homeoffice umstellen konnten, waren wir mit unseren Kunden ohne Unterbrechung in laufen- dem Kontakt. Zudem haben wir sie wöchentlich mit Markt- berichten unserer Finanzexper- ten versorgt. Termine mit Kunden finden mittlerweile per Videokonferenz statt, und auch das funktioniert sehr gut. Einen kühlen Kopf bewahren und die Detailentscheidungen weiterhin unserem Asset Management überlassen. Wir regen dazu an, sich zurückzu- besinnen, ob sich die Meinung über die Vermögenszusammen- setzung seit dem Einstieg grundlegend geändert hat. Ist dies nicht der Fall, gibt es kei- nen Grund, aufgrund von zwi- schenzeitlichen Schwankungen die Strategie zu ändern. 246 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 bank & fonds I private banking

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