FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

aufzustocken“, bestätigt Stefan Neubauer, Vorstand Kathrein Privatbank. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der Private-Banking- Einheit der Erste Bank. So beobachtete der Leiter des dortigen Bereichs, Roland Jacubetz, in den vergangenen Wochen Zukäufe im Bereich von Qualitätsaktien, gut diversifizier- ten Fonds und der hauseigenen Vermögens- verwaltung. Kommunikationswege in der Krise Ein Blick auf die Antworten der Banker zeigt zudem den deutlich verstärkten Trend zur Digitalisierung, dieser wurde durch Coro- na in vielerlei Hinsicht stark gefördert. So meint auch Christian Sajowitz, Leiter Private Banking bei der Capital Bank: „Die aktuelle virusbedingte Isolation hat natürlich als Brandbeschleuniger bei der Digitalisierung gewirkt. Unsere Beratung findet mittlerweile häufig online als Videotalk statt.“ Insgesamt zeigen sich alle Anbieter mit der Kundenkom- munikation zufrieden. Trotz Homeoffice und Ausgangsbeschränkungen wurde die Informa- tionsdichte via Mail, Telefon, Videokonferen- zen und Webinaren in vielen Fällen verstärkt. Und dies dürften die Kunden durchaus positiv wahrgenommen haben. GEORG PANKL | FP Umfrage unter Private-Banking-Anbietern Inwieweit hat sich die Corona- krise bisher auf Ihre Arbeit und den Absatz im Wert- papiergeschäft ausgewirkt? Wie haben Ihre Kunden auf die Coronakrise reagiert? Wie hat die Kommunikation mit Ihren Kunden funktioniert? Was haben Sie Ihren Kunden in den vergangenen Wochen empfohlen? Georg Frischmann, Leiter Private Banking Hypo Tirol Glücklicherweise waren wir vor Ausbruch der Krise in einem starken Aufschwung, weshalb wir trotz der Krise ein sehr gutes Wertpapiergeschäft verzeich- nen. Lediglich Neukunden stel- len aktuell natürlich eine Heraus- forderung dar. In jüngster Zeit sind die Kunden aber wieder vermehrt bereit für Termine. Viele sind überzeugt, dass es langfristig eine interessante Gelegenheit ist. Der Großteil unserer Kunden ist auf sehr großen Gewinnen gesessen und blieb entspannt. Natürlich gibt es auch immer ein paar wenige, die den Welt- untergang sehen und dement- sprechend liquidiert haben. In Summe ist aber ein sehr großes Vertrauen in unsere Veranlagun- gen vorhanden, und es wurde zum Teil auch nachgelegt. Die Kommunikation hat aus- gezeichnet funktioniert. Bereits Ende Februar haben wir alle un- sere Kunden proaktiv kontaktiert und zum Teil auch Anpassun- gen in den Portfolios vorgenom- men. Diese Proaktivität haben unsere Kunden sehr zu schät- zen gewusst. Als der Lockdown dann losging, waren alle unsere Kunden informiert. In weiterer Folge wurde aus dem Home- office viel telefoniert bzw. auch die Möglichkeit für Videokon- ferenzen implementiert. „If you panic, panic first“ lautet ein Börsensprichwort. Ende Februar war das durchaus eine Botschaft, die wir unseren Kun- den gegeben haben. Einige sind dann tatsächlich noch vor den großen Einbrüchen aus dem Markt gegangen und tiefer wie- der eingestiegen. Viele waren aber auch dabei, die gemäß ih- res Risikoprofils gehalten haben. Einige Kunden haben die Zeit auch genutzt, um ihr Engage- ment in Aktien auszubauen. Stefan Neubauer, Vorstand, Kathrein Privatbank Unsere Kunden sind derzeit bei Neuinvestitionen zurückhaltend, aber grundsätzlich sahen sich die meisten nicht dazu veran- lasst ihr Portfolio neu aufzu- stellen. Unsere technische Infra- struktur ist so aufgesetzt, dass unsere Mitarbeiter Zugriff auf alle Unternehmensanwendun- gen und Datenprovider haben, wodurch das Tagesgeschäft beinahe vollständig von zu Hau- se durchgeführt werden kann. Die meisten unserer Kunden haben ob der gänzlich neuen und unvorhergesehene CoV- Situation keine Strategieände- rungen in ihren Portfolios vorge- nommen und „tauchen durch“ beziehungsweise haben die Tiefststände in der zweiten Märzhälfte genützt, um aufzu- stocken. Einige risikoaffine Tra- ding-Kunden nützen die hohen Volatilitäten und versuchen kurzfristige Erträge zur erzielen. Aufgrund der aktuell schwieri- gen Marktphase haben wir un- sere Informationsdichte via Mail, Telefon, Videokonferenzen und Webinaren verstärkt. Somit sind aktiv auf unsere Kunden zugegangen, um sie über die aktuellsten Entwicklungen an den Finanzmärkten und ihrer Veranlagung auf dem Laufenden zu halten. Die darauffolgenden Rückmeldungen unserer Kun- den waren durchwegs positiv. Unsere Hausmeinung wurde adaptiert und die Aktienquote schrittweise heruntergefahren. Gleichzeitig wurden auf Basis unseres quantitativen Invest- mentstils Parameter für ein Wie- dereinstiegsszenario definiert beziehungsweise Einzeltitel iden- tifiziert, die von CoV profitieren. Die Spreads bei Unternehmens- anleihen sind auch aufgegangen und bieten selektiv gute Ein- stiegsmöglichkeiten. Robert Löw, Vorstandsvorsitzender, LLB Österreich Durch den raschen Umstieg auf Homeoffice-Arbeit und das Beibehalten unserer gewohnten Meeting-Routine konnten wir uns schnell in der neuen Normalität zurechtfinden. Die Kommunikation mit unseren Kunden findet meist telefonisch statt. Im aktiven Wertpapier- beratungsgeschäft wurden die Portfolios auf die neuen Gege- benheiten ausgerichtet. Wir verzeichnen einen Anstieg im Wertpapiergeschäft, und auch der Beratungsbedarf hat in der Krise deutlich zugenommen. Verständlicherweise war die Verunsicherung anfangs hoch, durch Kontinuität in der Betreu- ung, den Versand regelmäßiger anlassbezogener Marktupdates sowie telefonische One-to-Ones zwischen unseren Kunden und Asset-Management-Experten ist es uns gelungen, einen Großteil dieser anfänglichen Verunsi- cherung und somit auch Über- reaktionen aufzufangen. Darüber hinaus erhalten wir aufgrund der hervorragenden Bonität der LLB-Gruppe verstärkt Anfragen zu neuen Konto- und Depot- eröffnungen. Laufender Kontakt ist in dieser Phase der Schlüssel zum Erfolg. Durch den regelmäßigen und engen Austausch mit unseren Kunden via Telefon- und Videokonferenz ist es uns gelungen, die gewohnt hohe Qualität in der Betreuung auf- rechtzuerhalten. Die Krise bestätigt uns in unse- rem grundsätzlichen Ansatz, ein über verschiedene Assetklassen gestreutes Portfolio in Form von Fonds oder eines VV-Mandats einzusetzen. Zudem haben wir unseren Kunden von übereilten Aktienverkäufen abgeraten, da wir in dieser Assetklasse das größte Potenzial für die Zukunft sehen. www.fondsprofessionell.at | 2/2020 245

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