FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

seit April deutlich, die Nettomittelabzüge verlangsamten sich – so der Stand zum Redaktionsschluss. Werner sieht daher Raum für bessere Ertragsaussichten bei den Fondsanbietern. Erlahmtes Wachstum Die goldene Ära, die die Investment- manager nach der großen Finanzkrise 2008 erlebten, schien allerdings auch ohne Corona-Crash an Substanz zu verlieren. Ein Vorbote war das schwache Börsenjahr 2018. Zwar gelang es der Branche 2019, das verwaltete Vermögen und damit die Gebühreneinnahmen wieder zu steigern. „Ein nennenswertes organisches Wachs- tum fand indes nicht statt“, meint Michael Klimek von der Beratungsgesellschaft Dolphinvest. „Im Jahr 2019 gab es zwar mehr Asset-Management-Unternehmen mit positiven Wachstumsraten als 2018. Das organische Wachstum 2019 betrug allerdings im Durchschnitt nur enttäu- schende 0,3 Prozent gegenüber 1,7 Pro- zent im Vorjahr.“ Selbst bei einer weiteren Erholung der Märkte werden die Asset Manager angesichts der anhaltenden Unsicherheit Konsequenzen ziehen müssen. „Sie werden gezwungen sein, ihre Kostenstrukturen rasch anzupassen und liquide Mittel zu speichern“, warnen die Bonitätswächter der Ratinggesell- schaft Moody’s. Der wichtigste Kostenpunkt seien die Gehälter. Auch Ausgaben für Marketing und Innovation würden zurückgefahren. Die Agentur hat ihren Ausblick für die globale Fondsbranche auf „negativ“ zurückgesetzt. „Die Krise wirkt wie ein Effizienzbeschleuniger“, sagt auch DWS-Chef Wöhrmann. So werde sein Haus zwar keine Stellen wegen Corona ab- bauen, aber vorerst offene Stellen intern und nicht mit externen Kandidaten besetzen. Andere Branchenbeobachter warnen wiederum davor, jetzt an der falschen Stel- le zu sparen. „Die wahre Gefahr für die Industrie ist nicht die Krise, sondern dass die Branche nicht in echte Innovation investiert“, schreiben die Experten der Un- ternehmensberatung BCG in einer Studie. Das starke Wachstum des vergangenen Jahrzehnts habe Belastungen wie den Ge- bührenverfall, Kostensteigerungen oder Leistungsschwächen überspielt. Geschäftsmodell überholen Demgegenüber hätten nur 20 Prozent der Asset Manager weltweit in eine grund- legende technische Erneuerung investiert. „Vielleicht braucht es eine Krise, um zu zeigen, dass ein jahrzehntealtes Geschäfts- modell überholt werden muss“, so BCG. Paradoxerweise sei es gerade in der Kri- senzeit wichtig, zu investieren. Denn die klassischen Retail-Vertriebskanäle seien derzeit angreifbar, weil die Menschen zu Hause bleiben und digitale Alternativen ausprobieren. Die Ausläufer der Pandemie könnten also den tiefergehenden digitalen Wandel beschleunigen. Auch verwandte Felder wie Versicherer und Banken müssen sich dieser Entwicklung stellen – und zugleich die Folgen der Pande- mie abwenden. Die Banken dürfen aber auf Geldinfusionen von Staat und Zen- tralbanken vertrauen, die Kreditaus- fälle mildern. „Asset Manager hin- gegen stehen mit ihrem Kapital- marktrisiko für eine ungewisse Dauer ungeschützt im kalten Wind“, formuliert es Branchenken- ner Klimek. SEBASTIAN ERTINGER | FP » Asset Manager stehen mit ihrem Kapitalmarktrisiko für eine ungewisse Dauer ungeschützt im kalten Wind. « Michael Klimek, Dolphinvest Asoka Wöhrmann, DWS: „Wir haben ein starkes Quartal gehabt, was die Widerstandskraft unseres Geschäfts unterstreicht.“ Abrupter Rückgang Nettomittelaufkommen der DWS in Mrd. Euro Die Deutsche-Bank-Tochter verzeichnete 2019 deutlich bessere Absatzzahlen. Der Corona-Crash bereitete dem ein jähes Ende. Quelle: DWS-Quartalsberichte -12 -9 -6 -3 0 3 6 9 12 15 Mrd. Euro DWS-Nettomittelaufkommen 2018 2019 ’20 2017 2016 2015 Hoher Aufwand fürs Ergebnis Konzernergebnis und Aufwand-Ertrags-Verhältnis der DWS, adjustiert Nach einem außerordentlich guten Schlussquartal 2019 fiel der Reingewinn der DWS zurück – und das Aufwand-Ertrags-Verhältnis (CIR) stieg wieder. Quelle: DWS-Quartalsberichte 0 50 100 150 200 Mio. Euro 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % DWS-Konzernergebnis DWS-Cost-Income-Ratio 2018 2019 2020 2017 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 189

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