FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

Scalable. Unangenehm für beide Seiten:  Scalable – deutscher Marktführer mit viel Sci- ence-Know-how im Hintergrund und mit dem ETF-Riesen Blackrock an Bord – war bisher immer eine Messlatte. Doch just der Platz- hirsch wurde in der Krise schwer getroffen. Von 20. März bis 27. April steht ein Minus von über 20 Prozent zu Buche. Keine voreiligen Schlüsse Der Schluss, dass Strategien mit aktivem Anteil in der Krise besser sind, sei deshalb dennoch nicht zulässig, meint Savity-Chefin Kisling und springt für Scalable in die Bresche. „Es ist ein extrem kurzer Zeithori- zont, über den wir reden. Wir schauen auf drei Monate oder ein Jahr. Investmentprozesse beweisen sich aber über einen Konjunktur- zyklus hinweg. Das wirkliche Urteil können wir erst sprechen, wenn wir einen Zyklus absolviert haben“, so Kisling. Dass Robo-Advisory mit reinen ETF-Port- folios auch in der Crash-Phase funktioniert, zeigen zum Beispiel die Anbieter Dadat (lie- ferte allerdings keine Infos zu seiner Krisen- strategie) sowie Finabro. Finabro schlug sich gut und hat nach Eigenangaben nichts an seiner Strategie – einer Kombination aus „Buy and Hold“ und „Rebalancing“ – verän- dert. „Wir versuchen nicht aktiv, die Krise durch Reduktion des Aktienanteils zu timen“, sagt Unternehmenschef Søren Obling. Die Kunden suchen sich ein diversifiziertes Port- folio mit mehr oder weniger Risiko aus, und diese Portfolios würden wie gehabt periodisch überarbeitet, so Obling. Dieser von Finabro gesetzte Fokus auf das Rebalancing ist eine der Portfoliostrategien, die man bei Robo-Advisors oft findet. Auch der Invest Manager der Sparkassen legt Wert darauf. Beim Rebalancing wird darauf geach- tet, dass die Risikostruktur (Verhältnis Aktien/ Anleihen), die der Kunde gewählt hat, gleich bleibt oder wieder hergestellt wird (Anteils- verschiebungen finden ständig statt, etwa weil Aktien und Anleihen unterschiedlich hohe Wertgewinne haben). Im Unterschied dazu verfolgen zum Bei- spiel Savity und Scalable einen Value-at-Risk- Ansatz (VaR) – hier orientiert sich alles am wahrscheinlichen Verlustrisiko: Im Vorder- grund steht ein maximal erwarteter Verlust, der mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit innerhalb eines Zeitraums eintritt. Angesichts dieser unterschiedlichen Zugänge ist erstaun- lich, wie ähnlich die Anbieter gerade in Ex- tremphasen abgeschnitten haben – Ausreißer Scalable einmal ausgenommen. Partner Bank: Einzelaktienerfolg Top-Performer in der FONDS professionell Erhebung war übrigens ein Spezialist, der auf eine Mischform setzt: Eine der ausgewogenen Robo-Advisory-Strategien der Linzer Partner Bank, in der neben ETFs auch Einzelaktien zum Einsatz kommen, überstand die heiße Phase mit einem Minus von nur 5,7 Prozent. Die Modelle hätten sich als sehr robust erwie- sen und seien nicht verändert worden. Bei den Direktinvestments habe sich bestätigt, „dass die besten Einzeltitel dem Markt überlegen sind, wenn sie in einer gut ausgerichteten Ver- mögensverwaltung gehalten werden“, sagt Bankvorständin Sarvenas Enayati. Die Vermö- gensverwaltung in Direktaktien habe deutlich weniger Verluste verzeichnet und sich auch schneller erholt, so die Expertin. Auch sie sieht derzeit enormen Zulauf: „Im ersten Quartal 2020 verzeichnen wir im Bereich Robo-Advice einen Anstieg der Kun- den von 60 Prozent zum ersten Quartal 2019“, sagt Enayati. Ähnliches ist aus Salzburg zu hören. Die Privatbank Spängler, die 2018 mit dem Robo „Carl“ ihr altehrwürdiges Image aufpoliert hat, verschweigt zwar die genaue Perfor- mance (siehe Tabelle), doch auch hier blühen die digitalen Services aufgrund der Pandemie auf. Angesichts eingeschränkter persönlicher Kontaktmöglichkeiten wenden sich die User dem Robo zu: „Das Verhältnis von Zu- und Abflüssen liegt heuer bei sieben zu eins“, sagt eine Sprecherin. Die Zuneigung der österreichischen Anle- ger dürfte auch anderen aufgefallen sein: Der Robo-Advisor Solidvest des deutschen Tradi- tionsanbieters Dr. Jens Ehrhardt (DJE) will nach Österreich kommen. Eine Genehmigung der Aufsicht stand bei Redaktionsschluss noch aus. Wie man hört, hat Solidvest schon einige österreichische Kunden, und man wolle hier gern „Flagge zeigen“. Das Herausstellungs- merkmal von Solidvest: Der Robo geht rein in Einzeltitel – also Aktien und Anleihen. „Die Anlagestrategie ist der Output aus dem DJE- Researchteam. Solidvest ist im Wesentlichen der digitale Zugang für die DJE Vermögens- verwaltung“, sagt Sebastian Hasenack, Leiter des digitalen Vermögensverwalters. Der Anbieter wartet jedenfalls mit einem kräftigen Statement auf: Am großen deutschen Robo- Advisory-Markt hat es nur ein Konkurrent (Kapilendo) besser durch die Krise geschafft (Zahlen Brokervergleich.de). EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP Foto: © Finabro, Klaus Ranger Stefan Schulmeister, Erste Asset Management, zeigt sich mit der Erholung des „Invest Managers“ zufrieden. Søren Obling, Finabro, blieb auch während der Markt- turbulenzen bei Buy and Hold und Rebalancing. » Investmentprozesse beweisen sich über einen Konjunkturzyklus hinweg. Das wirkliche Urteil können wir erst sprechen, wenn wir einen Zyklus absolviert haben. « Karin Kisling, Savity 184 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 vertrieb & praxis I robo-advisors

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