FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

des Umsatzes aus dem Firmengeschäft kom- men. Umsatzmeldungen ab April Noch tiefer im Corporate-Segment ver- ankert sind die Versicherungsmakler. Die Industrie ist zu 95 Prozent maklerversichert und das Gewerbe zu 65 Prozent, wie Chris- toph Berghammer, Obmann der Versiche- rungsmakler, anhand grob geschätzter Anga- ben erklärt. „Das wird uns alles nächstes Jahr treffen, imApril und Mai, wenn die Umsatz- meldungen der Unternehmen kommen“, sagt Berghammer. Ungefähr die Hälfte des Bestands eines durchschnittlichen Makler- betriebs dürfte auf das Segment Industrie und Gewerbe entfallen. „Wir führen Gespräche mit der Regierung und haben angekündigt, dass wir im nächsten Jahr Hilfe brauchen, weil wir unseren Umsatzrückgang aus der Krise nicht wie andere jetzt darstellen kön- nen“, sagt Berghammer. Auch Grandits appel- liert an die Regierung, dass Hilfsleistungen, die nur Rückgänge aus dem Jahr 2020 kom- pensieren, der besonderen Umsatzsituation der Branche nicht gerecht werden. Immerhin gibt es auch Positives zu berich- ten: Etwas beruhigt haben dürfte sich inzwi- schen der Streit mit den Versicherungsunter- nehmen. Letztere hatten nach Ausbruch der Pandemie in Medien „zu locker“ über die Möglichkeit einer Aussetzung oder Reduktion von Prämien gesprochen, wie Agenten und Makler fanden. Solche Eingriffe in den Vertrag bringen nämlich mitunter Deckungs- lücken mit sich oder Verschlechterungen, wenn man später wieder in den alten Vertrag einsteigen will. „Wir haben es eigentlich als fahrlässig empfunden, wie das rübergekom- men ist. Wir wollten daher eine gemeinsame Botschaft: Bitte keine unüberlegten Hand- lungen“, erklärt Grandits. Der Verband der Versicherungsunternehmen (VVO) hatte an einer solchen gemeinsamen Aussendung aber kein Interesse. Makler und Agenten machten die Aussendung dann allein. Für Grandits war die Sache damit erledigt. Offener Brief Die Makler allerdings legten in einem offenen Brief ordentlich nach: Sie unterstellten den Versicherern mangelnde Solidarität ge- genüber den Kunden, es war vom „Bruch des partnerschaftlichen Umgangs“ die Rede. Der VVO gab dazu der Redaktion keine Antwort. Die Makler forderten unter anderem, dass bei verspäteter Prämienzahlung die Deckung auf- recht bleibt oder dass in der Krankenversiche- rung eine Rückkehr in den alten Vertrag mög- lich ist, wenn man zwischenzeitig auf einen billigeren Tarif mit geringerer Leistung wech- seln musste. Normalerweise bedeutet ein Ta- rif(rück)wechsel immer die Neuberechnung auf Basis des aktuellen Alters und Gesund- heitszustandes, wodurch natürlich die Prämie steigt. Der VVO antwortete schließlich mit einem freiwilligen Verhaltenskodex. Dessen Inhalt war „der kleinste gemeinsame Nenner“, sagt Berghammer. Inzwischen sei allerdings „das Miteinander“ wieder besser geworden. „Es ist wichtig, dass mal gestritten wurde. Aber wir sind eine Branche“, so Berghammer. Streitthema BU Er zeigt sich froh, dass die Versicherungs- unternehmen nun eine Ersatzzahlung anbieten für Kunden, die eine Betriebsunterbrechungs- versicherung (BU/BUFT) besitzen. Die BU ist ein Streitthema: Sie deckt aus Sicht der Versicherungsunternehmen nämlich die Corona-Pandemie nicht ab. Das stößt Betriebe vor den Kopf, die sich abgesichert wähnten. Nun bieten die Versicherer den Unternehmen freiwillig eine gewisse Summe an. Wer sie be- antragt, kann allerdings später keine Ansprü- che mehr stellen. Es gab daher schon Warnun- gen, dass Versicherungsmakler ihren Kunden so einen Vergleich nicht empfehlen sollten: Stellt sich heraus, dass die Polizze doch ge- griffen hätte, könnte der Kunde den Makler auf Schadenersatz klagen. Berghammer sieht solche Probleme als kaum praxisnah: „Es sagt ja nicht der Makler allein: ,Nimm das an.‘ An dieser Beurteilung wirken auch Kunde und Anwalt mit“, sagt Berghammer. Vielmehr könne das VVO- Angebot im Individualfall sehr wichtig sein, denn für viele Unternehmen stehe derzeit rasche Liquidität im Vordergrund. Überhaupt habe sich die Einstellung der Versicherer zur Kulanz im Verlauf der Zeit deutlich verbessert, sagen beide Standesver- treter. „Ein Beispiel, das meiner Erfahrung nach gut funktioniert, ist die Stundung. Den Fällen, die ich hatte, wurde immer stattge- geben. Ich hatte schon Stundungen von einem Zeitraum über sechs Monaten. Der Versiche- rungsschutz bleibt vollinhaltlich aufrecht“, erklärt Grandits. Kollege Berghammer sieht wiederum viel Entgegenkommen, wenn es darum geht, dass die Betriebshaftpflichtprämie bei einem Umsatzeinbruch sofort reduziert wird und nicht erst nächstes Jahr. Das größere Lob streut er allerdings den Mitarbeitern im Fachverband: „Es haben während der Krise an den Wochenenden alle durchgearbeitet. Das war wirklich eine starke Leistung.“ EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP Foto: © Martin Steinthaler, Gerald Lechner Christoph Berghammer, Fachverbandsobmann der Versicherungsmakler, sieht hohe Umsatzeinbußen … … und teilt damit die Zukunftssorgen von Horst Grandits, Fachverbandsobmann der Versicherungsagenten. » Das wird uns alles nächstes Jahr treffen, im April und Mai, wenn die Umsatzmeldungen der Unternehmen kommen. « Christoph Berghammer, Fachverbands- obmann der Versicherungsmakler 170 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 fonds & versicherung I coronakrise

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