FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

zu tun. Oftmals ist die Kernsanierung teurer als der Neubau, und viele Entscheidungen werden nur auf der Kostenbasis getroffen. Ich bin dafür, Immobilien, wenn es geht, zu erhalten und kernzusanieren. Es macht in unserem Stadtbild und in der Atmosphäre einer Stadt einen Unterschied, ob es eine Bau- substanz aus vorhergegangenen Epochen gibt oder nicht. Aber üblicherweise ist die Be- standsimmobilie in der Nutzung mehr oder weniger stark beschränkt, wohingegen ein Neubau gleich maßgeschneidert für den Nut- zungszweck errichtet werden kann. Rechnen Sie nun damit, dass wie nach der Finanzkrise 2009 mehr Geld in Immobilien investiert wird? Das hängt auch davon ab, wie hoch der Infla- tionsdruck wird und welche Alternativen es gibt. Wir wissen, dass Psychologie eine Rolle spielt. Staatsanleihen von hoch verschuldeten Staaten sind uninteressant. Wer glaubt, dass die Wirtschaft wächst, investiert vielleicht in Aktien. Wenn die Menschen aber Angst haben, gehen sie in Gold und Immobilien. Das ist seit Jahrhunderten so, und daran wird sich nichts ändern. Trotzdem ist fraglich, ob die Immobilien zu jedem Preis gekauft werden. Aus der Sicht eines Durchschnittsbürgers waren die Preise zuletzt schon recht hoch. Die Preise waren sehr hoch, und dann kommt hinzu, dass Mieten begrenzt werden können. Es gab bereits die ersten Rufe nach Ausset- zungen und Nachlässen. Das ist kein Wunder, wenn es zu Massenarbeitslosigkeit und Armut kommt. Dann können sich die Menschen die Wohnungen zu den früheren Konditionen nicht mehr leisten, und man wird nicht Zig- tausende zu Obdachlosen machen. Davon können wir ausgehen. Sie haben bereits vor der aktuellen Krise gesagt: „Leistbares Wohnen ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.“ Hat das jetzt noch mehr Rele- vanz? Wer sollte wie auf diese Heraus- forderung reagieren? Selbstverständlich hat das erst recht Relevanz. Leistbares Wohnen ist eine Herausforderung, und in Krisenzeiten, wenn die Einkommen sinken, um so mehr. Es gibt abgesehen von der staatlichen Regulierung der Mieten noch die Mechanismen des Marktes und der freien Wirtschaft. Und wir glauben, dass leistbares Wohnen in mittelbarer Zukunft zum drücken- den Problem wird. Sie sind an dem Unternehmens Land- zinshaus beteiligt, das „Leistbares Woh- nen“ errichtet. Wie machen Sie das? Die Häuser werden in einer Holz-Skelettbau- weise mit standardisierten, vorgefertigten Bau- elementen errichtet. Die industrielle Fertigung der Komponenten ist ökozertifziert. Unser Baukastensystem ist seit zwei Jahren auf dem Markt, kostendeckend und wettbewerbsfähig. Wir sind aber noch lange nicht am Ende der Fahnenstange. Die Kosten können erheblich sinken, wenn wir viel mehr Häuser bauen. Wäre es nicht noch günstiger, das Grundstück nicht zu kaufen, sondern über Baurecht zu pachten? Mir ist das Baurecht nicht sympathisch, und ich glaube, dass das Grundbuch, das als Sicherheit in den Köpfen fix verankert ist, ein mentaler Hemmschuh ist. Das ist bei uns an- ders als in anderen Ländern, wo die Erbpacht üblich ist und eine sehr einseitige Bevorzu- gung des Grundeigentümers darstellt. Inwieweit passen Sie bedingt durch die Coronakrise Ihre private Immobilien- investitionsstrategie an? Meine große Immobilieninvestition ist bei Signa in einem vernünftigen und zielführen- den Investitionsprogramm angelegt. Daher glaube ich nicht, dass ich etwas tun muss. Vielen Dank für das Gespräch. ALEXANDER ENDLWEBER | FP Foto: © Rene Prohaska | picturedesk.com » Leistbares Wohnen ist eine Herausforderung, und wir glauben, dass es in mittel- barer Zukunft zum drücken- den Problem wird. « Hans Peter Haselsteiner, Strabag Hans Peter Haselsteiner: „Meine große Immobilieninvestition ist bei Signa in einem vernünftigen und zielführenden Investitionsprogramm angelegt. Daher glaube ich nicht, dass ich etwas tun muss. “ sachwerte I hans peter haselsteiner 144 www.fondsprofessionell.at | 2/2020

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