FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2020

Wie geht man mit Immobilien um, die zwar in attraktiven Lagen stehen, aber keinen guten Zustand aufweisen und ökologisch nicht zeitgemäß sind? Diese Objekte sind sehr interessant, wobei sie in den meisten Fällen mit einem größeren Aufwand durchgreifend saniert werden müs- sen. Ich sage immer: „Nur ein hässliches Haus hat ein Potenzial.“ Bestandsimmobilien bieten dem Käufer die Vorteile, dass der Kern des Projekts schon vor ihm steht, die Raum- und Gebäudehöhe in der Regel attraktiv sind und meistens keine langwierigen Genehmi- gungsverfahren anfallen. Was lohnt sich mehr: einen alten Be- stand aufwendig sanieren oder anstelle dessen Abriss und Neubau? Das lässt sich nicht pauschalisieren. Das ist eine Frage der Kalkulation. Wichtig ist eine gute Substanz. Die Erneuerung von Elektrik, Haustechnik und Oberflächen ist hingegen kein Problem. Es ist aber richtig, dass eine Sa- nierung im Bestand und ein Redesign aufwen- diger sind als ein Neubau. Überdies sind sie mit einem gewissen Kostenrisiko verbunden. Wie sehen Sie die neuen „Living“-Kon- zepte? Braucht man unbedingt „Smart Living“ und „Micro Apartments“? Sie sind ein Spiegelbild der gesellschaftlichen  Entwicklung. Leistbares Wohnen können wir als ordentliche Bauträger im Moment nur sicherstellen, indem die Wohnungen kleiner werden. Was in den Wohnungen keinen Platz findet, muss ausgelagert werden. Deshalb gibt es in diesen Häusern Gemeinschaftsküchen, Meeting- oder Massageräume und Fitnessan- gebote. Außerdem haben viele Paare getrennte Wohnungen und immer mehr Menschen auch eine Zweitwohnung. Wir merken, dass sich die Wohnformen zusehends vermischen. Handelt es sich hier nicht eher um Be- treiber- und nicht um klassische Wohn- immobilien? Sind die Renditen höher? Es sind Betreiberimmobilien, die einen höhe- ren Ertrag abwerfen, wenn sie sich in einer guten Lage befinden und gut gemanagt wer- den. Wer professionell arbeitet, verdient im Erfolgsfall auch höhere Renditen. Das Investitionsumfeld in Wien ist ange- spannt. Wie sehen Sie im Vergleich dazu die anderen großen Landeshauptstädte? Sind diese nicht interessant für Sie? ZumWiener Markt rechne ich das Einzugsge- biet im Umkreis von 40 bis 50 Minuten Fahr- zeit. Deshalb gehören Städte wie Tulln, Krems, St. Pölten und Wiener Neustadt dazu. Das Pendeln ist heutzutage kein Problem mehr. Außerdem sind Salzburg, Linz und Graz interessante Märkte, wobei wir hier nur aktiv sind, wenn wir Zinshauspakete erwerben. Im Grazer Wohnsektor sehen wir eine Überpro- duktion, die auf die Nachfrage drücken wird. Bemerken Sie im Wiener Speckgürtel eine zunehmende Konkurrenz? Man spürt das schon, aber die Situation ist wesentlich entspannter als in Wien. Wie haben Sie den Vertrieb Ihrer Vor- sorgewohnungen organisiert? Welche Rolle spielen dabei Vermögensberater? 80 Prozent verkaufen wir über den Eigenver- trieb und den Rest über Zuträger aller Art. In dem nun schon lange anhaltenden Immobilienboom sind viele etablierte Marktteilnehmer stark gewachsen. Kürzlich stand die Mehrheit an dem Bauträger Arwag zum Verkauf. Ist ein Zukauf wie dieser interessant für Sie? Im Regelfall kauft man nicht die Marke, son- dern den Immobilienbestand. Solange wir aus der normalen Akquisition unseren Hunger stil- len können und unsere wirtschaftlichen Ziele erreichen, ist der Zukauf von Unternehmen kein Thema. Man darf nicht vergessen, dass so eine Transaktion mit einem hohen Evalu- ierungsaufwand verbunden ist. Das wollen wir vermeiden. Wir erwerben die Assets lieber direkt als über Unternehmenskäufe. Vielen Dank für das Gespräch. ALEXANDER ENDLWEBER | FP Daniel Jelitzka, JP Immobilien: „Es ist aber richtig, dass eine Sanierung im Bestand und ein Redesign aufwendiger sind als ein Neubau. Überdies sind sie mit einem gewissen Kostenrisiko verbunden.“ » Wer professionell arbeitet, verdient im Erfolgsfall auch höhere Renditen. « Daniel Jelitzka, JP Immobilien Foto: © Günter Menzl Daniel Jelitzka Dr. Daniel Jelitzka ist Jurist und Immobilienkaufmann. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in Graz hat er in Frankfurt Immobilienökonomie studiert. Seine Karriere begann Jelitzka 1994 als Assistent des Vorstands der Constantia Privatbank und war dort dem Vorstand für Immobilien zugeordnet. 1996 hat der 50-Jährige mit Reza Akhavan in Wien die JP Immobilien Gruppe gegründet. Im Frühjahr 2017 gaben Jelitzka und JP-Geschäftsführer Martin Müller den Startschuss für die Immobilien-App „Puck“. » Leistbares Wohnen können wir als ordentliche Bauträger im Moment nur darstellen, indem die Wohnungen kleiner werden. « Daniel Jelitzka, JP Immobilien sachwerte I daniel jelitzka | j&p immobilienmakler 166 www.fondsprofessionell.at | 1/2020

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