FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

Gold ist zuletzt ja gut gelaufen. Waren Sie da rechtzeitig mit dabei? Konnten Ihre Anleger von der Rally profitieren? Ja, wir haben Ende des vergangenen Jahres nochmal aufgestockt. Letztes Jahr war unsere Position halb so groß, mittlerweile sind es rund sieben Prozent des Portfolios. Eine andere Möglichkeit, Stabilität ins Portfolio zu bringen, wären Immobilien oder andere direkte Investitionen. Das machen Sie aber nicht, oder? Das ist korrekt. Wir dürfen nicht. Und selbst wenn die Anlagerichtlinien dies zuließen, würde ich das nicht wollen. Dazu ist mir Liquidität zu wichtig. Aber innerhalb des Aktienportfolios haben wir eine dritte Stabi- litätssäule eingezogen – und zwar Aktien von großen Immobilienunternehmen mit Spezia- lisierung auf Wohnimmobilien in größeren Städten. In solchen Werten sind wir mit rund drei Prozent des Fondsvolumens engagiert. Damit erzielen wir also über ein Aktieninvest- ment ein Engagement in einer Assetklasse, die uns eigentlich verwehrt wäre – haben aber gleichzeitig den Vorteil, jederzeit verkaufen zu können. Zusätzliche Liquidität scheinen Sie aber gerade nicht zu benötigen: Ihre Kasse- Position ist mit zuletzt 17,5 Prozent ziem- lich hoch … Das stimmt, wobei wir mit Futures auf US- Treasuries noch eine weitere Position über rund vier Prozent im Portfolio haben, die man von der Kasse noch abziehen muss. Auch sehe ich bestimmte Währungen als vierte Säu- le unseres Stabilitätsmodells. Wenn es einmal im Markt rappelt, flüchten die Anleger zum Beispiel gern in den Schweizer Franken und den japanischen Yen. Diese Währungen sind auch Bestandteil der Kasseposition. Was halten Sie vom US-Dollar? Der galt ja die längste Zeit als sicherer Hafen. Als Absicherung ist der Yen da inzwischen deutlich beliebter. Und was das Dollar-En- gagement über das gesamte Portfolio hinweg angeht, sehe ich die US-Währung allein auf- grund der schieren Größe nicht nur als Chan- ce, sondern auch als einen bedeutenden Risi- kofaktor. Wir hatten da am Jahresanfang einen Anteil von 29 Prozent. Mittlerweile haben wir das auf rund 17 Prozent abgeschmolzen. Abgesehen von stadtbekannten Risiken wie Handelskonflikt, Brexit oder Euro- zone: Welche Herausforderungen sehen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf uns zukommen? Vielleicht übersehen wir alle gemeinsam einen eher positiven Faktor: nämlich den enormen Anlagedruck, den private Anleger mittlerweile haben. In Deutschland bestehen rund 40 Prozent des Geldvermögens aus Bar- geld und Einlagen. Und das bringt bald nega- tive Zinsen. Ich sage Ihnen: Wenn Privatan- leger erst einmal sehen, dass konkret Geld abgebucht wird, werden sie umdenken. Die Anpassung an eine neue Zeit – was die Zin- sen angeht – ist mittlerweile voll im Gange. Die letzte EZB-Sitzung war vielleicht der Startschuss für eine endgültige Desillusionie- rung: Die Normalisierung der Geldpolitik er- folgt wahrscheinlich nicht mehr in absehbarer Zeit. Wenn ich mir da den Aktienmarkt an- schaue, so haben sich die niedrigen Zinsen dort noch nicht wirklich niedergeschlagen. Ich sehe nicht, dass sich die KGVs proportional mit den Zinsen nach oben entwickelt haben. Dem gegenüber stehen aber konjunktu- relle Sorgen. Klar, ich verstehe schon: Es gibt das negative Szenario eines Abschwungs oder einer Rezes- sion, wobei ich Letzteres eher nicht glaube – trotzdem darf man sich fragen: Kann ich eine Rezession nicht auch einmal in Aktien aus- sitzen? Schließlich haben wir viele solide Unternehmen in Deutschland und Europa, die auch in einer Rezession kein Geld verlieren und Dividendenrenditen von drei oder vier Prozent abwerfen. Das ist mittelfristig doch besser als eine Anleihe! Vielen Dank für das Gespräch. HANS WEITMAYR | FP » Wir haben Gold Ende des vergangenen Jahres aufgestockt. Letztes Jahr war unsere Position halb so groß, jetzt sind es rund sieben Prozent des Portfolios. « Klaus Kaldemorgen, DWS Foto: © Elke Mayr Klaus Kaldemorgen: „In Deutschland bestehen rund 40 Prozent des Geldvermögens aus Bargeld und Einlagen, das bald negative Zinsen bringt. Wenn Privatanleger sehen, dass konkret Geld abgebucht wird, werden sie umdenken.“ Erleben Sie Klaus Kaldemorgen live auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien: Der DWS-Manager hat seine Teilnahme an der Podi- umsdiskussion mit Armin Wolf bereits zugesagt. Anmeldung: www.fondsprofessionell.at WIEN, 26. UND 27. FEB. 2020 markt & strategie I klaus kaldemorgen | dws 96 www.fondsprofessionell.at | 4/2019

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