FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019
gemanagten Fonds gilt, dass wir sehr genau darauf achten müssen, dass unser gesamter Assetpool handelbar bleibt. Momentan gilt das vor allem für unsere erwähnten Alpha-Strate- gien, die relativ hohe Zuflüsse verzeichnen. Heuser: Was haben Sie an der Asset Allo- cation des Stable Return in der jüngeren Zeit verändert? Trolle Hansen: Über die vergangenen zwölf Monate hinweg haben wir den Fonds deutlich defensiver aufgestellt. Wir haben vor allem die Duration im Anleihenbereich drastisch reduziert. Wenn Sie sich zurückerinnern, dann befand sich die amerikanische Notenbank vor gut einem Jahr sozusagen noch im Wachs- tumsmodus, und man musste mit Zinserhö- hungen der Fed rechnen. Damals sah die Zinsstrukturkurve noch durchaus attraktiv aus, und wir hatten im Fonds eine Duration von 3,5 Jahren über das gesamte Fondsvolumen, rund sieben Jahre auf den Anleihenanteil be- zogen. Dann ist die US-Notenbank für viele relativ unerwartet zu einer Zinssenkungsphase übergegangen. Daraufhin haben wir die Dura- tion im Fonds sukzessive auf ein so niedriges Niveau heruntergefahren wie nie zuvor. Gleichzeitig haben wir den Bereich defensiver Aktien weiter aufgestockt. Heuser: Sind mit „defensiv“ am ehesten Value-Aktien gemeint? Trolle Hansen: Unter „defensiv“ verstehen wir weniger die Value Stocks, sondern gene- rell solche Aktien, die gegenüber den heute bereits relativ teuren Wachstumswerten noch preiswert zu kaufen sind. Dahinter stehen in erster Linie Unternehmen, deren Gewinne weniger vom Konjunkturzyklus abhängig sind und die in höherem Maße einer Rezession oder einemAbschwung der Wirtschaft stand- halten können. Das sind klassischerweise Werte aus Branchen wie Gesundheit, Konsum und Versorger. Auch diese sind zum Teil bereits teuer geworden, aber wir finden hier immer noch relativ günstig bewertete Aktien. Heuser: Früher hätte man Bonds statt Aktien gekauft, um einen Fonds defensiver aufzustellen. Trolle Hansen: Wenn man sein Portfolio heu- te defensiv aufstellen will, sich gleichzeitig aber als Ziel den Kapitalerhalt auf die Fahnen geschrieben hat, dann geht das nicht mehr über Anleihen. Defensiv im Bondmarkt zu sein, bedeutet, dass man sein Risiko sukzes- sive reduziert und weggeht von High Yield, um zunächst auf Investment-Grade-Anleihen zu setzen und schließlich bei französischen und am Ende deutschen Staatsanleihen zu lan- den. Dann fehlen einem als Fondsmanager aber die für den Kapitalerhalt notwendigen Erträge. Anders im Aktienmarkt: Hier finden wir noch außerhalb der bereits hoch bewerte- ten Wachstumswerte Aktien, die immer noch einen gewissen Ertrag abwerfen. Heuser: Sind damit dann die typischen Bond-Proxies gemeint? Trolle Hansen: Nicht nur, damit sind bei- spielsweise auch Aktien aus dem Ge- sundheitssektor gemeint, die für ihren Sektor typische Risiken, in dem Fall regulatorische Risiken, aufweisen und deshalb etwas günstiger gepreist sind als zum Beispiel Versorgerwerte, die schon eher den typischen Bond-Proxies entsprechen. Die Risiken im Gesundheits- sektor sind aber nicht zyklisch, weil sie sich nicht unbedingt korreliert mit dem Wirt- schaftszyklus materialisieren. Daher stellen sie eine gute Möglichkeit der Diversifikation zu zyklischen Risiken dar. Aber natürlich kaufen wir auch Bond-Proxies, wenn sie günstig bewertet sind. Heuser: Wie würden Sie die Aufstellung des Fonds insgesamt beschreiben? Trolle Hansen: Wir sind zu etwa 70 Prozent relativ hoch in Long-Positionen von Aktien investiert, insbesondere in den erwähnten de- fensiven Werten. Einen Teil dieses Aktien- Exposures, rund 20 bis 25 Prozent, haben wir über Futures abgesichert, sodass unser Netto- Exposure zu den Aktienmärkten und die Direktionalität des Portfolios deutlich geringer ausfallen. Letzteres ist für uns heute wichtiger, als das jemals zuvor der Fall war. Entspre- chend haben wir kaum noch Bonds oder, bes- ser gesagt, Duration im Portfolio. Wenn wir auf Anleihen setzen, dann hedgen wir die Duration weitgehend heraus. Heuser: Gab es irgendwelche Veränderun- gen in Bezug auf die personelle Besetzung oder den Einsatz von Risikotools? Trolle Hansen: Keine nennenswerten. Wir arbeiten natürlich ständig an einer Verbesse- rung unseres Risikomanagements, insbeson- dere wenn es darum geht, neue Anlageideen auf deren möglichen Impact auf das Gesamt- portfolio abzuschätzen. Wir versuchen stets, das mit einer neuen Trading-Idee verbundene Risiko vor dem historischen Hintergrund be- sonders schwieriger Marktphasen abzuschät- Asbjørn Trolle Hansen: „Wer uns vorhält, dass wir 2018 schlechter abgeschlossen haben als aggressiver agierende Fonds, sollte vielleicht noch einmal genau hinschauen, wie aggressivere Fonds das zweite Halbjahr überstanden haben.“ 70 www.fondsprofessionell.at | 4/2019 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör » Über die vergangenen zwölf Monate hinweg haben wir den Fonds deutlich defensiver aufgestellt. Wir haben vor allem die Duration im Anleihenbereich drastisch reduziert. « Asbjørn Trolle Hansen, Nordea AM KREUZ VERHÖR Alle Fotos: © Joe Mortensen
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