FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

Karls Sicht ist sehr klar, dass Frankfurt in fünf Jahren weiterhin das größte Büro in Europa ist. Wir peilen hier eine Wachstumsrate von 15 Prozent jährlich an, was sicher aggressiv ist. Aber wir können es schaffen, weil wir in die Ressourcen investiert haben. Und wir sehen, dass unsere High-Conviction-Strategie und der aktive Zugang anerkannt werden. Gibt es einen Vormachtsstreit zwischen Deutschland und Italien? Der neue Vize- Chef für den Vertrieb in Kontinentaleu- ropa ist mit Andrea Boggio ein Italiener. Formica: Das würde ich nicht so lesen. Andrea Boggio ist einfach ein fähiger, erfah- rener Manager, der bei den Länderverantwort- lichen Respekt genießt. Wir lassen niemanden gegeneinander antreten. Unsere Manager haben viel Autonomie. Da geht es nicht um Wettstreit, sondern um eine Wertschätzung unterschiedlicher Ansichten. Auch Karl bekommt Unterstützung aus London und von den anderen Offices, aber es liegt an ihm, wie er es für die lokalen Bedürfnisse gestaltet. Herr Banyai, können Sie Ihre Pläne kon- kreter beschreiben? Banyai:  In Österreich wollen wir weiter in dem Bereich wachsen, den wir als Wholesale- Geschäft definieren: Vermögensverwalter, Dachfonds und Pensionskassen sind hier die wichtigsten Kunden, die unsere Publikums- fonds in der institutionellen Anteilsklasse kau- fen können. Ein klassisches Mandategeschäft haben wir hier aber nicht. In Deutschland hingegen wollen wir gezielt auch in diesem Bereich wachsen. Wir haben gerade ein grö- ßeres Mandat gewonnen, das sehr gut läuft, und erwarten uns weitere Kunden. Herr Formica, nachdem Sie Vorstands- chef wurden, gab es etliche Personalro- chaden. Heiß diskutiert wurde in Öster- reich und Deutschland der Abgang von Andrej Brodnik. Was war der Grund? Formica: Die Entscheidung lag nicht bei mir. Es war eine Übereinkunft zwischen Andrej und Phil Wagstaff, meinem neuen Vertriebs- leiter. Andrej wollte eine größere Rolle außer- halb Deutschlands spielen. Und meine Rich- tung deckt sich nicht unbedingt mit den Ansichten, die manche Leute vor mir hatten. Was meinen Sie damit? Formica: Die Forderung nach mehr Kunden- fokus und wie man diese umsetzt. Ich gebe den Länderverantwortlichen mehr Freiheit. Sie hatten vorher eher die Rolle, zentrale Vor- gaben zu kontrollieren und durchzuführen. Sie haben Phil Wagstaff erwähnt. Er ver- ließ Janus Henderson zeitgleich mit Ihnen. Nun arbeiten Sie wieder zusammen. War Ihr Wechsel zu Jupiter schon abgemacht, als Sie noch bei Janus Henderson waren? Formica: Nein. Definitiv nicht! Phil ist nicht mit mir gegangen. Daher betrachte ich es auch als wirklichen Coup, dass er nun bei Jupiter ist. Ich habe Janus Henderson ohne bestimm- tes Ziel verlassen. Angenehm war, dass ich mir über ein Dutzend Angebote als Vorstandschef in Europa, Amerika und Asien anschauen konnte: Manche haben über aktives Manage- ment geredet, es aber nicht gelebt. Viele hatten nicht den Fokus auf den Kunden, eine schwie- rige Eigentümerstruktur oder nicht die richtigen Leute, um gute Ergebnisse zu erzielen. Man- che waren nahe am „Billionen-Dollar-Club“, viel größer als Janus Henderson. Ich habe Jupiter gewählt. Das war meine Entscheidung. Bei Jupiter haben Sie einige Probleme zu lösen. Im Jahr 2018 gab es zum Beispiel hohe Abflüsse. Wie gehen Sie weiter vor? Formica: Abflüsse gab es 2018 zum einen im Dynamic Bond Fund, den Ariel Bezalel mit einer starken Überzeugung gesteuert hat. Er sagte, dass die US-Zinsen sinken und sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt, zu einer Zeit, da alle vom Gegenteil ausgingen. Ein halbes Jahr später war seine Ansicht Konsens. Er managt nun wahrscheinlich den Fonds mit der besten Performance der letzten sechs oder zwölf Monate. Die Kunden kommen zurück. Unserer Reputation hat das geholfen. Das ist, was man von High-Conviction-Managern er- wartet, dass sie eine Meinung haben. Wir sind sehr demütig, wenn Leute zurückkommen. So ein Schritt ist oft ein Baustein für eine lang- fristige Beziehung. Zum anderen hatten wir Andrew Formica: „Das Angenehme war, dass ich mir über ein Dutzend Angebote als Vorstandschef in Europa, Amerika und Asien anschauen konnte. Manche waren nahe am „Billionen-Dollar-Club“. Ich habe Jupiter gewählt.“ » Ich gebe den Länderverant- wortlichen mehr Freiheit. Sie hatten vorher eher die Rolle, zentrale Vorgaben zu kontrollieren und durchzuführen. « Andrew Formica, Jupiter CEO Foto: © Günter Menzl Andrew Formica Andrew Formica verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Branche. Vor seinem Wechsel zu Jupiter war er Vorstandsvorsitzender von Henderson Global Investors. Nach dem Mega-Merger mit Janus Capital im Jahr 2017 blieb Formica bis Sommer 2018 als Co-CEO von Janus Henderson. Andrew Formica ist Aufsichtsrat beim britischen Immobilieninvestor Hammerson plc. vertrieb & praxis I andrew formica | jupiter 218 www.fondsprofessionell.at | 4/2019

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