FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

geringeren Liquidität im Wertpapierhandel kommt. Zu diesem Schluss kommen jeden- falls Pascal Blanqué, Investmentchef von Amundi, und sein Vize Vincent Mortier. „Auf Makro-Ebene ist Liquidität im Überfluss vor- handen“, sagt Blanqué. Denn seit der Finanz- krise pumpen die Notenbanken durch ihren lockeren Kurs Geld in das Finanzsystem. „Dennoch stehen wir vor einem Paradoxon“, ergänzt Blanqué. „Denn auf Mikro-Ebene hat die Liquidität in verschiedenen Bereichen des Marktes abgenommen.“ Puffer verpufft Ein oft angeführte Ursache sind die Folgen der verschärften Regulierung. „Die Banken stellen ihren Handelsabteilungen weniger Ka- pital zur Verfügung als vor der Finanzkrise“, sagt Clint Comeaux, Hochzinsmanager der US-Gesellschaft Muzinich. Denn dies bindet kostbares Kapital. Zugleich ist das Volumen der ausstehenden Anleihen und damit auch das tägliche Handelsvolumen gestiegen. Mit geringeren Mitteln bestückte Makler können ihre Pufferfunktion in einem größeren Markt also nur noch eingeschränkt erfüllen. Milliarden verflossen Diese Lücke würden zwar andere Akteure ausgleichen, die mittlerweile verstärkt auf dem Markt aktiv sind, so Comeaux – jedoch nur zum Teil. Die derzeit am Markt grassie- rende Unsicherheit verschärfe diese Entwick- lung, argumentieren die Investmentprofis von Amundi. Sie verweisen auf mehrere Umfra- gen und Studien unter Anleiheninvestoren, die einen Rückgang der Liquidität feststellen – insbesondere im Hochzinsumfeld sowie bei größeren Transaktionsvolumen. Weitere Verunsicherung erregten die Dra- men um GAM und Woodford. Die beiden Fälle schürten augenscheinlich die Nervosität der Anleger. Denn als durch einen Artikel in einem Blog der Wirtschaftszeitung „Financial Times“ bekannt wurde, dass die Starmanager der Investmentboutique H2O in teilweise illi- quide Anleihen des schillernden deutschen Finanziers Lars Windhorst investiert hatten, zogen Anteilseigner Milliarden aus den Fonds ab. Das Duo Bruno Crastes und Vincent Chailley hielt zunächst an den Investments fest. Angesichts der massiven Mittelabflüsse entschlossen die Manager letztendlich aber, den Windhorst-Bestand doch abzubauen. Riskante Renditejagd Während sich die zur französischen Bank Natixis zählende Boutique H2O von dem Spuk erholte und GAM die Titel aus den Haywood-Portfolios weitgehend verwerten konnte, bangen die Woodford-Investoren noch um ihr Geld. So unterschiedlich die einzelnen Fälle auch sind, so veranschaulichen sie das von den Amundi-Profis postulierte Paradoxon: Obgleich angesichts der expansiven Geld- politik der Notenbanken Liquidität im Über- maß vorhanden scheint, kann diese rasch ver- siegen. Zudem offenbart sich das Dilemma, in dem praktisch sämtliche Fondsmanager stecken: Im Niedrigzinsumfeld führt die Jagd Akuter Renditeschwund Anteil von Bonds mit negativer Rendite am gesamten Rentenmarkt Das anhaltende Niedrigzinsumfeld frisst sich immer tiefer in den Markt. Mehr als ein Viertel der Bonds weist bereits negative Renditen auf. Quelle: Internationaler Währungsfonds 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % Anteil von Anleihen mit negativer Rendite am gesamten Rentenmarkt o 2017 2018 2019 2016 2015 Gefährliches Terrain Anteil bonitätsschwacher Anleihen am Fondsvermögen* Der Ausfall realer Renditen hat Folgen: Fondsmanager gehen auf der Jagd nach Erträgen höhere Risiken ein. *Durchschnitt der untersuchten Fonds | Quelle: Internationaler Währungsfonds 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % März 2019 März 2015 März 2019 März 2015 ohne Rating unter B B bis BB Anleihenfonds gesamt Hochzinsanleihenfonds » Die Banken stellen ihren Han- delsabteilungen weniger Kapital zur Verfügung als vor der Krise. « Clint Comeaux, Muzinich Tobias Adrian, IWF: „Inwieweit sind Anleihenfonds noch in der Lage, massive Anteilsrückgaben zu schultern?“ Pascal Blanqué, Amundi: „Auf Makro-Ebene ist Liquidität im Überfluss vorhanden.“ www.fondsprofessionell.at | 4/2019 213

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