FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

Foto: © Benjamin | stock.adobe.com, Vanguard E s kam, wie es kommen musste. Der Preiskampf auf dem Markt für börsen- gehandelte Indexfonds (ETFs) ver- schärft sich. Der US-amerikanische Index- fondsgigant Vanguard läutete im Oktober 2019 eine neue Runde in der Rabattschlacht ein. Die im europäischen ETF-Segment eta- blierten Akteure hatten in den vergangenen Jahren bereits mehrfach versucht, mit Preissenkungen einen größeren Markt- anteil zu erringen. Nun probiert es der Neueinsteiger, der in Amerika zu den Riesen zählt, mit den gleichen Mitteln. Der Konkurrenzkampf tobt und macht vor aktiv gesteuerten Fonds nicht halt. Die klassischen Anbieter geraten damit unter Zugzwang. In den Führungsetagen entwerfen die Strate- gen Konzepte, wie die Vertreter des aktiven Managements auf diese Her- ausforderung reagieren können. Die ersten Häuser haben ihre Antwort gefunden und auf den Markt gebracht. Das Phänomen, dass der Preisver- fall aus dem passiven auf das aktive Feld herüberschwappt, belegen neue Studien. Die Gebühren für europäische Fonds sind durch die Bank seit 2013 gesunken, zeigt eine Auswertung des amerikanischen Bran- chenverbandes Investment Company Institute (ICI). Der US-Fondsverband, der über die Tochterorganisation ICI Global auch die welt- weite Marktentwicklung beobachtet, berichtet von einem Rückgang der Kosten bei Aktien- und Mischfonds um zwölf sowie bei Renten- fonds um rund sieben Prozent (siehe Grafik auf der nächsten Seite). Der Preisrückgang kristallisiert sich dabei gleichermaßen bei passiven wie bei aktiven Produkten heraus. Die durchschnittlichen lau- fenden Kosten gingen der Auswertung zufol- ge zwischen 2013 und 2018 bei aktiven Aktienfonds um elf, bei Rentenprodukten um 18 Prozent zurück. Bei Aktien- wie auch bei Bond-ETFs bröckelten die laufenden Kosten jeweils sogar um gut ein Drittel weg (siehe Grafik unten). Großes Umschichten „Diese Studie zeigt, dass Investoren die Gebühren sorgfältig prüfen und zunehmend in kostengünstigeren Fonds anlegen“, kom- mentiert ICI-Ökonom James Duvall die Er- gebnisse. Er stützt seine Aussage auf Berech- nungen, wonach Anteilseigner ihr Vermögen von teuren in günstige Fonds umschichten. Den ICI-Experten zufolge gehen 65 Prozent des Rückgangs der laufenden Kosten bei Aktienfonds auf solche Verschiebeaktionen zurück. Bei Rentenfonds sind es sogar 95 Pro- zent der Kostenreduktion. Diese Entwicklung spiegelt sich bei den Anbietern und ihrem Sortiment wider. So weisen die aufgelösten oder verschmolzenen Fonds im Schnitt höhere Kosten auf als neu aufgelegte Vehikel (siehe Grafik „Rabattierte Neuware“, Seite 204). „Der Trend zu günstigen Fonds und ETFs ist zweifellos gegeben“, meint auch Matthias Hübner, der bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman für Finanzdienstleister zuständig ist. „Viele Anbieter versuchen, den Fuß in die Tür zu bekommen. Ein Weg führt über die Höhe des Preises.“ Denn im Ringen um Marktanteile würden ins- besondere im passiven Feld einige Ge- sellschaften darauf setzen, die niedri- gen Gebühren bei Flaggschiffpro- dukten durch die Quersubvention von anderen Fonds zu finanzieren. Das Kalkül ist dasselbe wie bei Sparaktionen im Supermarkt. Solche Lockangebote erregen die Aufmerk- samkeit. Sind die Kunden einmal Harte Konkurrenz und striktere Regeln drücken europaweit die Preise für Fonds, zeigen Studien. In einem Segment bleiben hohe Gebühren aber üblich. Neue Rabatt runde Aktionsangebot im Supermarkt: Auch Fondsanbieter wollen mit Lockpreisen Kunden ködern. Das Kalkül: Die Käufer decken sich nicht nur mit Billigware, sondern auch mit teureren Produkten ein. Abwärtstrend Durchschnittliche laufende Kosten von Ucits-Fonds Sowohl bei aktiven wie auch bei passiven Produkten gingen die Kosten im Schnitt merklich zurück. Quelle: ICI Global 2018 2017 2016 2015 2014 2013 1,56 % 1,39 % 0,99 % 0,81 % 0,40 % 0,28 % 0,21 % 0,14 % Aktive Fonds D Indexfonds Aktive Fonds Indexfonds Aktien Anleihen 202 www.fondsprofessionell.at | 4/2019 vertrieb & praxis I kostenstudien

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